Reparaturkosten für Autos weiter ungebremst auf der Überholspur

3.6.2025 – Die Kfz-Versicherer werden 2025 rund 4,5 Prozent mehr für die Schadenregulierung ausgeben müssen als im Vorjahr. Dies zeigt eine Prognose des GDV. Nach den Beitragserhöhungen der vergangenen Monate geht der Verband aber davon aus, dass die Gesellschaften keine weiteren Verluste schreiben werden. In den Jahren 2023 und 2024 hatte das Minus zusammen knapp fünf Milliarden Euro betragen.

Die deutschen Kfz-Versicherer erwarten auch für das Jahr 2025 kräftig steigende Reparaturkosten für Autos. Dies zeigt eine aktuelle Hochrechnung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), die auf Zahlen des ersten Quartals basieren. Demnach werden die Versicherer für Schäden rund 4,5 Prozent mehr ausgeben müssen als im Vorjahr.

„Unsere ersten Zahlen zeigen, dass der Preisdruck in der Kfz-Versicherung auch im laufenden Jahr hoch bleibt“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Wie sich diese Entwicklung auf die Prämien konkret auswirken werde, bleibe der Entscheidung jedes einzelnen Versicherers überlassen.

Vollkaskoversicherung weiterhin defizitär

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) erwarte von den Unternehmen, die Schadeninflation bei der Kalkulation der Prämien angemessen zu berücksichtigen, so Asmussen. Ende 2023 war es zu der bemerkenswerten Situation gekommen, dass die Finanzaufsicht die Kfz-Versicherer dringend aufforderte, die Prämien zu erhöhen (VersicherungsJournal 13.12.2023).

Nach der aktuellen Hochrechnung sollten die Gesellschaften in diesem Jahr unter dem Strich keine weiteren Verluste schreiben, berichtet der GDV. Nur in der Vollkaskoversicherung dürften die Ausgaben für Schäden und Verwaltung weiterhin die Beitragseinnahmen übersteigen. Das Ergebnis hänge hier unter anderem vom Verlauf der Hagel- und Unwettersaison im Sommer ab.

Prämienanpassungen nach massiven Verlusten

Die Ertragslage für die deutschen Kfz-Versicherer hatte sich zuletzt deutlich verschlechtert. Laut GDV mussten die Kfz-Versicherer in den vergangenen zwei Jahren Verluste in Höhe von fast fünf Milliarden Euro hinnehmen (21.10.2024).

Ende 2023 stand in der Kfz-Haftpflichtversicherung eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote (nach Abwicklung; in Relation zu den verdienten Bruttobeiträgen) von 101,5 Prozent zu Buche. Dies entsprach einem Anstieg von fünf Prozentpunkten innerhalb eines Jahres (5.12.2024). Bereits 2022 war die Quote um mehr als acht Prozentpunkte auf 96,5 Prozent geklettert (19.8.2024).

In der Folge erhöhten die Versicherer im vergangenen Jahr zunächst die Prämien im Neugeschäft (13.9.2024), dann setzten sie zu Beginn der Wechselsaison erhebliche Preissteigerungen um (4.11.2024). Die Verivox Versicherungsvergleich GmbH errechnete, dass im Oktober 2024 Kfz-Policen über alle Versicherungsarten hinweg im Schnitt 24 Prozent teurer waren als im Vorjahr.

Preiserhöhungen (Bild: GDV)
Zum Vergrößern Bild klicken. (Bild: GDV)

Preisrallye bei den Reparaturkosten geht weiter

Der GDV führt die weiter steigenden Schadenaufwendungen insbesondere auf nicht nachlassende Kostenexplosionen bei Kfz-Reparaturen zurück. „Wir beobachten seit Jahren, dass sowohl die Werkstattkosten als auch die Ersatzteilpreise viel schneller steigen als die allgemeine Inflation – und sehen jetzt die ersten Anzeichen dafür, dass diese Entwicklung auch 2025 weitergeht“, so Asmussen.

Er kritisiert insbesondere den Designschutz für Autohersteller. „Dieses Quasi-Monopol für sichtbare Ersatzteile wie Kotflügel, Scheinwerfer oder Kofferraumklappen hat sich zu einer regelrechten Kostenfalle für Autofahrer entwickelt, da die Hersteller die Preise fast nach Belieben diktieren können.“

Zwar habe die Bundesregierung im Jahr 2020 eine Reparaturklausel eingeführt, aber dank ausufernder Übergangsfristen werde es einen wirklich freien Wettbewerb auf dem Ersatzteilmarkt aber nicht vor 2045 geben.

„Nach Auswertungen des GDV waren Ersatzteile im Jahr 2024 rund 75 Prozent teurer als 2014“, berichtet Asmussen. Die allgemeine Inflation habe im selben Zeitraum hingegen nur rund 28 Prozent betragen.

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