So (un)profitabel sind die größten Haftpflichtversicherer

11.8.2025 – Mit der R+V und der VHV hatten zwei der nach Bestand und Umsatz größten Anbieter von Haftpflichtpolicen im Schnitt der Jahre 2018 bis 2023 Schaden-Kosten-Quoten von über 100 Prozent. Den größten versicherungstechnischen Gewinn schafften Axa und Provinzial, wie der „Branchenmonitor 2024: Haftpflichtversicherung“ von V.E.R.S. Leipzig zeigt.

Im Schnitt der Jahre 2018 bis 2023 nahmen fast alle Haftpflichtversicherer mehr ein, als sie für Schäden und Kosten ausgaben (VersicherungsJournal 23.7.2025). Dies zeigt die Publikation „Branchenmonitor 2024: Haftpflichtversicherung“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH.

Die Analyse enthält Übersichten zu zahlreichen Kennzahlen der 50 größten Anbieter mit rund 99 Prozent Marktanteil. Lediglich drei der aufgelisteten Akteure schafften es versicherungstechnisch nicht in die Gewinnzone (3.7.2025).

Zwei Platzhirsche im roten Bereich

Dazu gehörten mit der R+V Allgemeinen Versicherung AG und der VHV Allgemeinen Versicherung AG auch zwei der Platzhirsche mit mindestens 350 Millionen Euro gebuchten Bruttobeiträgen und/oder mit mehr als 1,6 Millionen versicherten Risiken im Bestand (13.1.2025).

Dabei schrieben die Hannoveraner in den ersten beiden Jahren des Beobachtungszeitraums rote Zahlen in der Sparte, wobei sie anfangs auf eine Quote von über 120 Prozent kam. Dies war auf Verstärkungen der Schadenrückstellung für Vorjahre sowie auch auf eine deutlich höhere Schadenlast zurückzuführen (20.1.2020).

Über 100,7 Prozent (2019) schafften die Hannoveraner 2020 wieder den Sprung in die Gewinnzone. Dort verharrten sie auch in den drei Jahren danach. Zuletzt schaffte das Unternehmen mit unter 90 Prozent ihre beste Quote.

Die R+V landete in den ersten vier Jahren des Betrachtungszeitraums dreimal in der Verlustzone, 2021 sogar mit der marktweit die dritthöchsten Quote (21.12.2022). Danach sank sie um 15 Prozentpunkte auf unter 88 Prozent. Dabei stand weit über ein Sechstel (auf 432,4 Millionen Euro) gesunkener Bruttoaufwendungen für Versicherungsfälle ein Umsatzplus von vier Prozent auf 734 Millionen Euro gegenüber (12.2.2024). Zuletzt blieb der Anbieter mit 97 Prozent in der Gewinnzone.

Combined Ratios der Haftpflichtversicherer R+V und VHV (Bild: Wichert)
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So schlugen sich die weiteren Branchenriesen

Rund sechs Cent Gewinn pro Beitragseuro erwirtschaftete auf Sechsjahressicht die Gothaer Allgemeine Versicherung AG. Zwischen knapp 15 und fast 17 Cent Gewinn pro Beitragseuro waren es bei der Ergo Versicherung AG, der Allianz Versicherungs-AG und der Generali Deutschland Versicherung AG.

Durchschnittliche Combined Ratios von jeweils um die 80 Prozent hatten die Huk-Coburg Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a.G. in Coburg, der LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster a.G. sowie die Huk-Coburg-Allgemeine Versicherung AG.

Am profitabelsten im Schnitt der Jahre 2018 bis 2023 waren mit jeweils annähernd 25 Cent Gewinn pro Beitragseuro die Provinzial Versicherung AG und die Axa Versicherung AG.

Combined Ratios der größten Haftpflichtversicherer (Bild: Wichert)

Bis zu 43 Cent Gewinn pro Beitragseuro

Bis auf R+V und VHV schafften es alle anderen Platzhirsche durchgängig in die schwarzen Zahlen. Dabei schrieben sie bis zu fast 43 Cent Gewinn pro Beitragseuro. Dies gelang der Axa 2020, als sich die Betriebskostenquote leicht und die Schadenquote massiv verminderte. Letzteres wurde unter anderem mit weniger Großschäden und deutlich höheren Abwicklungsgewinnen erklärt (14.1.2022). Schlechtestenfalls lag die kombinierte Schaden-Kosten-Quote der Kölner bei 88 Prozent (2018).

Die Provinzial erzielte Combined Ratios zwischen 81 Prozent (2023) und 67,9 Prozent (2019). Letzteres stellte den marktweit fünftbesten Wert dar (19.11.2020).

Combined Ratios der Haftpflichtversicherer Axa und Provinzial (Bild: Wichert)

Bezugshinweis

Der „Branchenmonitor 2024: Haftpflichtversicherung“ enthält zahlreiche weitere Kennzahlen zum Versicherungszweig. Die Daten werden auf Sechsjahressicht dargestellt (2018 bis 2023). Die rund 80-seitige Studie kann als PDF-Version für brutto 892,50 Euro inklusive Mehrwertsteuer bei Maik Entrich per E-Mail oder per Telefon unter 0341 24659262 bestellt werden.

Wie aus den offiziellen Statistiken des GDV, geht auch aus den Kennzahlen des Branchenmonitors nicht hervor, wie sich die Beitragseinnahmen der einzelnen Gesellschaften hinsichtlich Privat- und Gewerbekundengeschäft verteilen.

Zudem wird in dem Branchenmonitor der Schwerpunkt auf Anbieter mit Fokus auf das Privatkundengeschäft gelegt. Daher werden Daten für Industrieversicherer wie Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) oder HDI Global SE nicht in der Untersuchung aufgeführt.

 
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