Die Lebensversicherer mit den höchsten und den niedrigsten Solvenzquoten

9.5.2025 – Die Brutto-SCR-Quote in der Lebensversicherung hat sich 2024 im Marktschnitt auf 340 Prozent in etwa halbiert, nachdem die Bafin wegen der gestiegenen Zinsen die Neuberechnung einer Hilfsmaßnahme angeordnet hatte. Die Quoten liegen zwischen 716 (LV 1871) und 104 Prozent (Concordia Oeco). Die Nettoquote (ohne die übergangsweisen Hilfen) reduzierte sich marktweit von 321 auf knapp 309 Prozent. Bei Letzteren liegen laut dem Map-Report 939 nur die Concordia Oeco, LVP und Öffentliche Oldenburg unter 100 Prozent.

Die für die Aufsicht relevante Brutto-SCR-Solvenzquote inklusive Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung (sofern genutzt) der deutschen Lebensversicherer ist im vergangenen Jahr im Schnitt um über 323 Prozentpunkte auf 340,3 Prozent zurückgegangen. Dies geht aus dem am Donnerstag erschienenen Map-Report Nummer 939 – „Solvabilität im Vergleich 2015 bis 2024“ hervor.

Neue Rechenvorgaben

Der immense Rückgang ist auf einen Sonderfaktor zurückzuführen: So hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die Versicherer im Sommer 2024 dazu aufgefordert, das Rückstellungstransitional neu zu berechnen.

Dazu erläutern die Map-Report-Analysten, dass die ursprünglich zur Entlastung gedachte Übergangsmaßnahme des Rückstellungstransitionals wegen des Zinsanstiegs in den letzten Jahren in ihrer bisherigen Form nicht mehr notwendig sei. Ursprünglich sollte die Hilfe Marktverwerfungen abfedern, aber gleichzeitig auch zur raschen Anpassung an die Solvency-II-Anforderungen motivieren.

Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages hebt hervor: „Die von der Bafin veranlasste Neuberechnung soll diesem Problem entgegenwirken und das Rückstellungstransitional an die aktuellen Rahmenbedingungen anpassen.

Bei den meisten Versicherern hat es inzwischen keinen finanziellen Effekt mehr – es beträgt faktisch null. Für Versicherer, die das Rückstellungstransitional nutzen, führt die Neuberechnung dadurch zu niedrigeren Bedeckungsquoten“. Vor diesem Hintergrund wird hier auf eine Darstellung der Veränderungen verzichtet.

Übersicht über bis zu 76 Lebensversicherer

Datenbasis sind die SFCR-Berichte der Unternehmen. Hintergrund: Die deutschen Versicherer mussten ihre per Ende 2024 festgestellte Finanzstärke in SFCR-Berichten darlegen und diese (als Solo-Unternehmen) bis zum 8. April 2025 auf ihren Internetseiten veröffentlicht haben.

Dabei verwendeten den Map-Report-Daten zufolge 44 (Vorjahr: 50) der 76 (80) untersuchten Marktteilnehmer die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen (§ 352 VAG) und die Volatilitätsanpassung (§ 82 VAG).

22 (19) Gesellschaften machten ausschließlich von der Volatilitätsanpassung Gebrauch, zwei Lebensversicherer von der Übergangsmaßnahme für versicherungstechnische Rückstellungen und ein Anbieter von der Übergangsmaßnahme für risikofreie Zinssätze (in Kombination mit der Volatilitätsanpassung).

Die Übergangsmaßnahmen sind nur möglich für Verträge, die noch unter Solvency l – also vor dem 1. Januar 2016 – geschlossen wurden, und müssen bis 2032 abgebaut werden.

LV 1871 mit der höchsten Brutto-SCR-Quote

Die höchste Brutto-SCR-Quote inklusive aller Hilfen wird für die Lebensversicherung von 1871 a.G. München (LV 1871) mit 716 Prozent ausgewiesen. Knapp über der Marke von 700 Prozent liegt die WGV-Lebensversicherung AG. Auf Quoten von jeweils über 670 Prozent kamen die SV Sparkassenversicherung Lebensversicherung AG und die Ideal Lebensversicherung a.G.

Rund 643 Prozent waren es bei der Provinzial Lebensversicherung AG, jeweils rund 588 Prozent bei der Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG. Quoten von mehr als 500 Prozent wiesen ansonsten nur noch die Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G. und die Helvetia Schweizerische Lebensversicherungs-AG auf.

SCR-Quote hoch (Bild: Wichert)

Concordia Oeco mit der niedrigsten Brutto-SCR-Quote

Andererseits lagen die Quoten von neun Marktteilnehmern unter 200 Prozent. Der niedrigste Wert wird mit knapp 104 Prozent für die Concordia Oeco Lebensversicherung ausgewiesen. Etwa 123 Prozent waren es bei der LPV Lebensversicherung AG, 145 Prozent bei der Athora Lebensversicherung AG.

Zwischen knapp 169 und rund 193 Prozent lagen die Quoten der BY die Bayerische Vorsorge Lebensversicherung a.G., der Neue Leben Lebensversicherung AG, der Gothaer Lebensversicherung AG, der Ergo Lebensversicherung AG, der Württembergische Lebensversicherung AG und des Debeka Lebensversicherungsvereins a.G.

Nur sieben Akteure ohne übergangsweise Hilfen

Bei der Betrachtung der Daten fällt auf, dass nur sieben Gesellschaften komplett auf die übergangsweisen Hilfen verzichten. Dies sind zum einen die Delta Direkt Lebensversicherung AG, die Deutsche Lebensversicherungs-AG (DLVAG) und die Dortmunder Lebensversicherung AG.

Zu dieser Gruppe gehören auch die Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG, die Europa Lebensversicherung AG, die Hannoversche Lebensversicherung AG sowie die Interrisk Lebensversicherungs-AG Vienna Insurance Group.

SCR-Quote niedrig (Bild: Wichert)

Netto-SCR-Quoten: dreimal unter 100 Prozent

Die Basis-Solvenzquoten (ohne jegliche Hilfen) bewegen sich zwischen 730 Prozent bei der LVM-Lebensversicherungs-AG und 27,6 Prozent bei der Concordia Oeco. Der Durchschnittswert wird mit annähernd 308,6 Prozent angegeben. Das sind etwa zwölf Punkte mehr als im Branchenschnitt des Vorjahres.

Neben der Concordia Oeco konnten zwei weitere Anbieter nur dank Übergangsmaßnahmen und/oder Volatilitätsanpassung eine ausreichende Solvabilität darstellen. Deren Netto-SCR-Quoten lagen nämlich unter den mindestens geforderten 100 Prozent. Hierzu gehören die um fast 24 Basispunkte verbesserte LPV mit 35,5 Prozent und die Öffentliche Lebensversicherungsanstalt Oldenburg mit 59,6 Prozent. Bei Letzterer ging die Quote um über 37 Punkte zurück.

Vor Jahresfrist hatten ebenfalls drei Marktteilnehmer mit ihrer Netto-SCR-Quote unter 100 Prozent gelegen. Dies war neben der LPV und der Öffentlichen Oldenburg auch die Cosmos Lebensversicherungs-AG (11.4.2024). Letztere legte im Berichtsjahr um fast 15 Punkte zu und kommt aktuell auf die branchenweit viertniedrigste Quote von 106,2 Prozent.

Zum Vergleich: Im Jahr 2022 hatten noch neun Marktteilnehmer die Marke von 100 Prozent unterboten (12.4.2022). Im Jahr davor traf dies sogar noch auf 15 Akteure zu (12.4.2021).

Netto-SCR-Quote: achtmal über 600 Prozent

Auf den zweithöchsten Wert hinter dem LVM kam die LV 1871 mit fast 716 Prozent. Netto-SCR-Quoten von jeweils um die 690 Prozent hatten die Hannoversche und die WGV zu verzeichnen.

Quoten zwischen gut 680 und 625 Prozent standen für die Europa, die SV, die Ideal und die Ergo Vorsorge zu Buche. Der Branchenschnitt der 76 aufgelisteten Lebensversicherer wird mit 308,6 (2023: 320,8) Prozent angegeben.

Weitere Studiendetails und Bezugshinweis

Der 116-seitige Map-Report Nummer 939 – „Solvabilität im Vergleich 2015 bis 2024“ ist bei der Franke und Bornberg GmbH erschienen. Er enthält neben Übersichten zu den Bedeckungsquoten von 76 Lebens- und 37 privaten Krankenversicherern auch Übersichten zu den Beitragseinnahmen.

Das Heft kann als E-Paper ab brutto 589,05 Euro über die Bestellseite von Franke und Bornberg erworben werden.

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