Das sind die Haftpflichtversicherer mit den höchsten Beschwerdequoten

4.6.2025 – In der Haftpflichtversicherung hat die Bafin 2024 mit 258 Beschwerden vier Stück mehr abschließend bearbeitet als im Jahr zuvor. Im Schnitt sind es weiterhin nur 0,3 Reklamationen pro 100.000 versicherte Risiken. Auf die höchste Beschwerdequote kam die BA die Bayerische (etwa 2,6 Beanstandungen pro 100.000 Risiken). Die Branchengrößen schnitten mehrheitlich schlechter als der Markt ab.

Im vergangenen Jahr hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) 258 Beschwerden über die deutschen Haftpflichtversicherer abschließend bearbeitet. Das ist der aktuellen unternehmensindividuellen Beschwerdestatistik der Behörde zu entnehmen, die Mitte Mai veröffentlicht wurde.

Ansteigende Entwicklung in der Haftpflichtversicherung

Die Beschwerdezahl hat im Vergleich zum Jahr zuvor (VersicherungsJournal 12.6.2024) minimal um vier Stück zugenommen. Ein Rückgang war nur in der Sparte Leben zu beobachten (minus über ein Achtel) (19.5.2025).

In den anderen Sparten gab es meist deutliche Steigerungen. So betrug die Zunahme in der Hausratversicherung etwa ein Siebtel (27.5.2025) und in der Wohngebäude- (13.5.2025) sowie der privaten Krankenversicherung (PKV) (15.5.2025) jeweils über ein Drittel. Um sogar weit über die Hälfte nach oben zeigte die Kurve in der Kfz-Versicherung (12.5.2025).

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Verschwindend wenige Reklamationen über Haftpflichtversicherer

Trotz des höheren Beanstandungsaufkommens wurde auf 17-Jahressicht der zweitniedrigste Wert nach 2023 gemessen. 2008 war der Höchststand im Betrachtungszeitraum zu verzeichnen. Seinerzeit hatte die Aufsicht mehr als dreimal so viele Eingaben abschließend bearbeitet wie aktuell (VersicherungsJournal 23.4.2009).

2024-2008 (Bild: Wichert)

Die Beschwerdequote in der Haftpflichtversicherung liegt mit nur rund 0,3 Beanstandungen pro 100.000 Verträge weiterhin auf verschwindend niedrigem Niveau. Sie ergibt sich aus den Beanstandungen in Relation zum Vertragsbestand von 80 Millionen zum Jahresende 2023.

Selbst wenn man noch die rund 720 Reklamationen (plus über ein Sechstel) in der Sparte beim Versicherungsombudsmann e.V. (16.4.2025) hinzurechnet, ändert dies nichts. Denn selbst dann blieben fast 99.999 von 100.000 Kontrakten beschwerdefrei.

BA die Bayerische mit der höchsten Quote

Insgesamt werden in der Beschwerdestatistik 60 (Vorjahr: 65) Haftpflichtversicherer aufgeführt. Unter den aufgelisteten Gesellschaften mit einem Bestand von mehr als 100.000 errechnen sich für insgesamt vier Anbieter Werte von mehr als 1,5 Reklamationen pro 100.000 versicherte Risiken.

Die höchste Quote steht mit 2,6 für die BA die Bayerische Allgemeine Versicherung AG zu Buche (fünf Beanstandungen bei rund 194.200 versicherten Risiken). Eine Zwei vor dem Komma hat ansonsten nur noch die Feuersozietät Berlin Brandenburg Versicherung AG (vier zu knapp 175.100).

Auf Werte zwischen knapp 1,8 und 1,2 kommen die Volkswohl Bund Sachversicherung AG (zwei zu 114.400), die Nürnberger Allgemeine Versicherungs-AG (fünf zu 315.200), die Neodigital Versicherung AG (drei zu 249.100) und die Bavariadirekt Versicherung AG (vier zu 374.400).

Hohe Beschwerdequoten (Bild: Wichert)

Getsafe mit vergleichsweise vielen Beschwerden

Ein tiefergehender Blick in die Statistik zeigt ein auffällig hohes Reklamationsaufkommen bei der Getsafe Insurance AG. Das noch sehr junge Versicherungsunternehmen (25.10.2021) machte in Haftpflicht laut SFCR-Bericht 2024 (PDF, 1,9 MB) mit 11,3 Millionen Euro gebuchten Bruttobeiträgen 44,2 Prozent seines Gesamtumsatzes von knapp 25,6 Millionen Euro.

Die Aufsicht bearbeitete laut der aktuellen Statistik im Berichtsjahr 17 Beschwerden abschließend. Angaben zum Bestand sind in der Statistik nicht zu finden, was in der eingeschränkten Publizitätspflicht (§ 51 Absatz 4 Nummer 1 Satz 4 RechVersV) für kleine Kompositversicherer begründet ist.

Zum Vergleich: Nur über einen Haftpflichtversicherer werden mehr bearbeitete Beanstandungen aufgeführt. Dies ist die Marktführerin Allianz Versicherungs-AG, die mit einem Bestand von rund 4,73 Millionen Stück fast 1,35 Milliarden Euro gebuchte Bruttoprämien einsammelte (13.1.2025).

So schlugen sich die Branchengrößen

Von den neun größten Gesellschaften (mehr als 1,6 Millionen versicherte Risiken) schnitten nur zwei Anbieter mit Quoten von um die 0,1 besser als der Branchendurchschnitt ab. Dabei handelt es sich um die Huk-Coburg Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a.G. in Coburg (zwei Eingaben bei 2,07 Millionen versicherten Risiken) und den LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster a.G. (zwei zu 1,65 Millionen).

In etwa auf Marktniveau agierte die VHV Allgemeine Versicherung AG (fünf zu 1,67 Millionen), etwas schlechter die Huk-Coburg-Allgemeine Versicherung AG (sieben zu 2,02 Millionen) sowie die Provinzial Versicherung AG (sechs zu 1,69 Millionen).

Quoten zwischen 0,4 und 0,8 Reklamationen je 100.000 versicherte Risiken errechnen sich für die Axa Versicherung AG (15 zu 3,39 Millionen), die Allianz (24 zu 4,73 Millionen), die R+V Allgemeine Versicherung AG (zwölf zu 1,95 Millionen) und die Generali Deutschland Versicherung AG (17 zu 2,17 Millionen).

Martkgrößen (Bild: Wichert)

Nachteil für wachstumsstarke Versicherer

Seit rund einem Vierteljahrhundert veröffentlicht die Bafin jährlich eine nach Versicherungsunternehmen und -zweigen aufgeschlüsselte Beschwerdestatistik. Diese stellt den Angaben zufolge eine Momentaufnahme dar, die durch verschiedene Ereignisse beeinflusst sein kann. Versicherer ohne Beschwerden werden beispielsweise gar nicht aufgeführt.

Die Zahlen sollen „einen Indikator über Qualität und Größe des Versicherungsgeschäfts“ vermitteln, so die Aufsicht. Die Behörde weist jedoch auf die begrenzte Aussagekraft der Statistik über die Qualität einzelner Unternehmen hin. Denn eine Aussage darüber, ob die bearbeiteten Beschwerden begründet gewesen sind oder nicht, geben die Daten nicht her.

Zudem werde die im Laufe eines Jahres abschließend von der Bafin bearbeitete Beschwerdezahl in Relation zu den versicherten Risiken zum Vorjahresende gesetzt. „Stark expandierende Versicherer […] werden durch die Nennung der Bestandszahlen benachteiligt, weil sich der im Laufe des Jahres erhöhte Bestand, aus dem sich die Beschwerden ergeben, nicht in der Statistik wiederfindet“, so die Begründung.

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