13.5.2025 – Die Bafin hat 2024 in der Wohngebäudeversicherung mit 408 ein gutes Drittel mehr Reklamationen abschließend bearbeitet als im Jahr zuvor. Im Schnitt waren es rund 2,1 pro 100.000 versicherte Risiken. Auf die höchste Beschwerdequote kam die Feuersozietät. Die Marktgrößen schnitten bis auf drei Ausnahmen besser als der Branchenschnitt ab.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat im vergangenen Jahr 408 Beschwerden über die deutschen Wohngebäudeversicherer abschließend bearbeitet. Dies ist der aktuellen unternehmensindividuellen Beschwerdestatistik der Behörde zu entnehmen, die Mitte Mai veröffentlicht wurde.
Dies entspricht einer Steigerung um über ein Drittel beziehungsweise 108 Reklamationen im Vergleich zum Jahr zuvor, als der zweitniedrigste Wert seit 2008 erreicht wurde (VersicherungsJournal 4.6.2024). Weniger waren es nur im Jahr 2010 (6.5.2011).
Im Jahr davor war wiederum der Höchststand verzeichnet worden. Seinerzeit hatte die Aufsicht fast 30 Prozent mehr Beanstandungen abschließend bearbeitet (31.5.2010) als aktuell. Nur drei weitere Male im Beobachtungszeitraum war ein höheres Beschwerdevolumen als im Berichtsjahr zu beobachten. Auch in der Kraftfahrtversicherung gab es zuletzt mit fast 60 Prozent eine deutliche Steigerung (12.5.2025).
Die Beschwerdequote (Reklamationen in Relation zum Bestand an versicherten Risiken von etwa 19,45 Millionen zum Jahresende 2023) ist damit von unter 1,5 auf 2,1 Beanstandungen pro 100.000 versicherte Risiken angestiegen. Sie bleibt damit allerdings trotz der deutlichen Zunahme auf verschwindend niedrigem Niveau.
Selbst wenn man noch die rund 2.050 Reklamationen (plus 22 Prozent) in der Sparte beim Versicherungsombudsmann e.V. (16.4.2025) hinzurechnet, ändert dies nichts. Denn selbst dann blieben rund 99.989 von 100.000 Kontrakten beschwerdefrei.
Insgesamt werden in der Statistik 65 (2023: 55) Wohngebäudeversicherer aufgeführt. Unter den aufgelisteten Gesellschaften mit einem Vertragsbestand von mehr als 75.000 errechnen sich für insgesamt acht Anbieter Werte von mehr als vier Reklamationen pro 100.000 versicherte Risiken.
Die höchste Quote steht mit fast acht Beanstandungen pro 100.000 versicherte Risiken für die mit einem Bestand von etwa 90.500 in diesem Segment sehr kleine Gesellschaft Feuersozietät Berlin Brandenburg Versicherung AG. Im Jahr zuvor hatte das Unternehmen mit einer in etwa halb so hohen Quote an zweiter Stelle gelegen.
Die zweit- und dritthöchste Quote errechnet sich mit jeweils über sechs für die Nürnberger Allgemeine Versicherungs-AG und die Adler Versicherung AG. Bei beiden bearbeitete die Aufsicht fünf Reklamationen abschließend – bei Beständen von jeweils um die 80.000 Risiken.
Auf Beschwerdequoten zwischen 5,5 und 4,4 kamen die Axa Versicherung AG (49 Beanstandungen bei 896.000 Risiken), die Gothaer Allgemeine Versicherung AG (21 zu 409.000), die BA die Bayerische Allgemeine Versicherung AG (fünf zu 103.400), die Mecklenburgische Versicherungsgesellschaft a.G. (sechs zu 128.700) und die Barmenia Allgemeine Versicherungs-AG (vier zu 90.200).
Während sich das Reklamationsvolumen bei der Axa fast (von 25 auf 49) und bei der Gothaer (von acht auf 21) mehr als verdoppelte, zeigte die Kurve nach absoluten Zahlen nur leicht nach oben bei der Mecklenburgischen (von zwei auf sechs), der Feuersozietät (von vier auf sieben) sowie bei der Adler und der BA die Bayerische (jeweils von drei auf fünf) und der Barmenia (von zwei auf vier).
Von den zehn größten Anbietern mit mehr als 700.000 versicherten Risiken im Bestand agierten bis auf drei Ausnahmen alle besser als der Markt. Minimal über dem Schnitt lag die Provinzial Versicherung AG (24 Eingaben bei 1,1 Millionen Risiken).
Der zweithöchste Wert unter Platzhirschen stand mit 3,1 für Generali Deutschland Versicherung AG (22 zu 705.000) zu Buche, die höchste wie oben beschrieben für die Axa mit fast 5,5.
Auf den niedrigsten Wert (unter 0,1) kam die Bayerische Landesbrandversicherung AG (eine Beschwerde bei 1,3 Millionen Risiken). Eine Null vor dem Komma stand ansonsten nur noch bei der Bayerischer Versicherungsverband Versicherungs-AG (acht zu 874.000).
Quoten zwischen knapp 1,3 und fast 1,7 errechnen sich für die R+V Allgemeine Versicherung AG (13 zu 1,04 Millionen), die SV Sparkassenversicherung Gebäudeversicherung AG (19 zu 1,35 Millionen), die Allianz Versicherungs-AG (33 zu 2,27 Millionen), die Huk-Coburg Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a.G. in Coburg (elf zu 744.500) und den LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster a.G. (13 zu 786.000).
Seit etwa einem Vierteljahrhundert veröffentlicht die Bafin jährlich eine nach Versicherungsunternehmen und -zweigen aufgeschlüsselte Beschwerdestatistik. Diese stellt den Angaben zufolge eine Momentaufnahme dar, die durch verschiedene Ereignisse beeinflusst sein kann. Versicherer ohne Beschwerden werden beispielsweise gar nicht aufgeführt.
Die Zahlen sollen „einen Indikator über Qualität und Größe des Versicherungsgeschäfts“ vermitteln, so die Aufsicht. Die Behörde weist jedoch auf die begrenzte Aussagekraft der Statistik über die Qualität einzelner Unternehmen hin. Denn eine Aussage darüber, ob die bearbeiteten Beschwerden begründet gewesen sind oder nicht, geben die Daten nicht her.
Zudem werde die im Laufe eines Jahres abschließend von der Bafin bearbeitete Beschwerdezahl in Relation zu den versicherten Risiken zum Vorjahresende gesetzt. „Stark expandierende Versicherer […] werden durch die Nennung der Bestandszahlen benachteiligt, weil sich der im Laufe des Jahres erhöhte Bestand, aus dem sich die Beschwerden ergeben, nicht in der Statistik wiederfindet“, so die Begründung.
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