Finanztest: Riesige Preisunterschiede bei Hausratpolicen

22.5.2024 – Für die Juni-Ausgabe 2024 von Finanztest wurden 253 Hausrattarife von 89 Anbietern unter die Lupe genommen. Dabei hat die Verbraucherzeitschrift enorme Preisunterschiede ausgemacht – und vertritt die Meinung, dass bei den meisten Kunden eine Basis-Version ausreiche. Insbesondere bei Altverträgen wird zu einem Tarifwechsel geraten.

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In der aktuellen Ausgabe 6/2024 ihrer Zeitschrift Finanztest hat die Stiftung Warentest 253 Hausrattarife von 89 Anbietern untersucht. Beim Test von vor zwei (vier) Jahren waren es 247 (157) Offerten von 98 (61) Gesellschaften (VersicherungsJournal 18.6.2020, 15.6.2022). Nicht unter die Lupe genommen wurden Spezialtarife für den öffentlichen Dienst.

Modellannahmen für den Test

Für den Vergleich hat Finanztest folgenden Modellkunden beziehungsweise -haushalt angesetzt: 40-jähriger Angestellter, 100-Quadratmeter-Eigentumswohnung in der zweiten Etage eines Mehrfamilienhauses der Bauartklasse I mit sechs Wohnungen, Neuvertrag mit einjähriger Laufzeit und jährlicher Zahlungsweise, keine Vorschäden in den letzten fünf Jahren, Tarif mit Unterversicherungsverzicht (Versicherungssumme in der Regel 65.000 Euro).

Als Modellort wurde einerseits 85049 Ingolstadt gewählt – stellvertretend für einen „preisgünstigen Ort mit einem geringen Einbruchsrisiko. Hier gilt die günstige Zürs- und Erdbebenzone 1“, schreibt Finanztest. Andererseits fiel die Wahl auf 27576 Bremerhaven. Dies ist den Angaben zufolge ein teurer Ort mit einem hohen Einbruchsrisiko; das Haus liegt ebenfalls in Zürs-Zone 1.

Als „Grundschutz“ beziehungsweise „Standardschutz“ haben die Finanztester festgelegt, dass dieser bei „Brand, Blitzschlag, Explosion/ Implosion, Einbruch/ Vandalismus, Raub, Leitungswasser, Sturm/Hagel“ greift. Zudem wird bei Überspannungsschäden bis mindestens zehn Prozent der Versicherungssumme geleistet, für Wertsachen mindestens 20 Prozent und bei einfachem Fahrraddiebstahl mindestens 1.000 Euro.

Pro Anbieter wird der günstigste Tarif aufgeführt

In der tabellarischen Übersicht im Heft wird pro Anbieter der günstigste Tarif aufgeführt. Voraussetzung für die Nennung ist, dass keine Kürzung bei grob fahrlässiger Herbeiführung des Schadens vorgenommen wird.

Dies war beim Test vor acht Jahren noch nicht so, was zu scharfer Leserkritik geführt hatte (21.9.2016). Vor sechs Jahren hatten die Finanztester dann nachgebessert (14.3.2018). Insgesamt sind 80 Angebote in der aktuellen Hefttabelle enthalten.

Keine konkreten Noten

Auf eine Bewertung der Angebote haben die Tester auch bei der aktuellen Untersuchung verzichtet. Demzufolge gibt es auch keine Testurteile beziehungsweise Noten für die einzelnen Produkte. Dafür werden in der Tabelle die konkreten Entschädigungsgrenzen für die Bereiche Wertsachen, Überspannung, Fahrrad und Vorsorgeversicherung aufgelistet.

Zudem werden folgende weitere, ohne Aufpreis versicherte Risiken aufgeführt: Außenversicherung, Hotelkosten, Lagerkosten, Einbruchdiebstahl aus Kfz beziehungsweise Schiffskabine, Diebstahl Gartenmöbel, Rauch- und Rußschäden, berufsbedingte Zweitwohnung und „Guter Nacht-Schutz für Fahrräder“.

Anhand eines Punktesystems wird hier für jeden Testkandidaten grob dargestellt, in welchem Umfang die jeweiligen Gefahren mitversichert sind.

Beispiel Rauch- und Rußschäden ohne Feuer: Vier schwarz ausgefüllte Punkte gibt es, wenn bis zur Versicherungssumme beziehungsweise bei Wohnflächentarifen bis zur Entschädigungshöhe geleistet wird. Für bis zu 15.000 (5.000) Euro Leistung gibt es drei (zwei) schwarz ausgefüllte Punkte, für bis zu 1.000 Euro einen Punkt.

Große Preisunterschiede zwischen den Hausrat-Tarifen

„Die Preise und Leistungen für die Policen gehen weit auseinander. Teure Tarife kosten bis zu siebenmal so viel wie günstige“, hebt die Stiftung in der Pressemitteilung zum aktuellen Finanztest-Heft hervor.

So ist das günstigste Angebot für den Modellhaushalt in Ingolstadt (Bremerhaven) für 38 (69) Euro Jahresbeitrag (Docura VVaG, Tarif „Start“) erhältlich.

Laut der vollständigen Testtabelle wird der höchste Beitrag für die Offerte „Hausratversicherung plus“ der WWK Allgemeine Versicherung AG fällig. Für Ingolstadt werden 192 Euro und für Bremerhaven 343 Euro ausgewiesen. Vereinzelt höhere Beträge für abweichende Modellorte bei nur regional tätigen Anbietern bleiben unberücksichtigt.

Ingolstadt (Bild: Wichert)

Inklusive erweiterte Naturgefahren

Die vorgenannten Beiträge gelten für den Versicherungsschutz ohne erweiterte Naturgefahren wie etwa Starkregen, Hochwasser, Schneedruck, Erdrutsch, Vulkanausbruch oder Lawinen.

Inklusive dieser Deckung wird mit 52 (83) Euro in Ingolstadt (Bremerhaven) für die oben genannte Schleswiger-Offerte die niedrigste Prämie ausgewiesen.

Bremerhaven (Bild: Wichert)

Ratschläge der Finanztester

In der Testtabelle sind die jeweils fünf günstigsten Offerten farblich hervorgehoben. Im Text mit dem Titel „Großer Schutz, kleiner Preis“ werden zudem über mehrere Seiten diverse versicherte Sachen, Gefahren und Kosten mit kurzen Erklärungen aufgelistet. Ein weiterer Abschnitt ist der Absicherung von Fahrrädern über die Hausratversicherung gewidmet.

Die Finanztester raten ferner dazu, Altverträge zu überprüfen. Ein neuer Vertrag könne umfangreicher absichern und gleichzeitig günstiger sein. Außerdem könnten veränderte Lebensumstände höhere Leistungen erfordern.

Weiter erläutern die Autoren, dass viele Versicherer mehrere Tarifvarianten böten: Dabei böten Premiumtarife zusätzliche Leistungen wie höhere Kostenübernahmen für Hotelübernachtungen oder einen Umzug. „Meist reicht ein Basistarif“, so die explizite Empfehlung in der Verbraucherzeitschrift.

Vermittler helfen beim nötigen Durchblick

Der Durchschnittsverbraucher dürfte sich hier aufgrund der zahlreichen (über 70) Fußnoten mit Einschränkungen ohne fachkundigen Rat eines Vermittlers nicht wirklich zurechtfinden und Schwierigkeiten dabei haben, einen dem individuellen Risikoprofil entsprechenden Versicherungsschutz abzuschließen.

Denn auch die im Beitrag enthaltenen Leistungen sind – wie oben erwähnt – in unterschiedlichem Umfang und bis zu unterschiedlichen Sublimits in die einzelnen Angebote eingeschlossen. Die konkreten Beträge werden durch die Verwendung des Punktesystems nicht ersichtlich. Dies dürfte auf Verbraucherseite nicht zu mehr Klarheit oder Durchblick führen.

Der Bericht „Der beste Schutz für Ihren Hausrat“ lässt sich auf der Internetseite der Stiftung Warentest für 4,90 Euro freischalten. Das gesamte Finanztest-Heft 6/2024 ist im Onlineshop für 6,99 Euro als Download zu erwerben. Die Print-Ausgabe kann an gleicher Stelle für 7,40 Euro angefordert werden.

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Schlagwörter zu diesem Artikel
Basistarif · Berufsunfähigkeit · Diebstahl · Elementarschaden · Hausratversicherung · Senioren · Starkregen
 
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