Autoversicherer befürchten auch 2024 Milliardenverluste

11.4.2024 – Trotz über zehn Prozent höherer Beitragseinnahmen droht den Kfz-Versicherern im laufenden Jahr ein versicherungstechnischer Verlust von bis zu zwei Milliarden Euro. Dies geht aus einer am Mittwoch vom GDV veröffentlichten Prognose hervor. Hintergrund sind immens steigende Reparaturkosten. Dadurch dürfte sich der durchschnittliche Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw von 2.500 Euro (2014) in diesem Jahr auf etwa 4.000 Euro verteuern.

Die deutschen Kraftfahrtversicherer rechnen für das laufende Jahr nach einer aktuellen Prognose mit einem kräftigen Prämienstieg auf 33,6 Milliarden Euro. Das teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) am Mittwoch mit.

Zuwachstempo auf 30-Jahres-Hoch

Dies wäre mit über zehn Prozent der stärkste Zuwachs seit 1994. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz nach vorläufigen Zahlen bereits um etwa vier Prozent (VersicherungsJournal 25.1.2024), nachdem es zuvor drei Mal „nur“ um jeweils etwa ein Prozent nach oben gegangen war.

Zum Vergleich: In den Jahren 1996 und 1999 sowie zwischen 2005 und 2009 hatten die Autoversicherer sogar Prämienverluste von bis zu 4,4 Prozent hinzunehmen.

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Seit 2014 Anstieg um 60 Prozent

Jörg Asmussen (Bild: GDV)
Jörg Asmussen (Bild: GDV)

Der erwartete hohe Zuwachs dürfte aber trotzdem nicht ausreichen, um die Ausgaben für Verwaltung und Schäden zu decken. Diese verortet der Verband in einer Größenordnung von insgesamt 34,9 bis 35,6 Milliarden Euro, womit unter dem Strich ein Defizit in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro entstehen könnte.

Dazu GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen: „Sowohl die Ersatzteile als auch die Arbeit in den Kfz-Werkstätten werden immer teurer. In diesem Jahr dürfte ein durchschnittlicher Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw etwa 4.000 Euro kosten. 2014 waren es noch 2.500 Euro“.

Wie sich die aktuelle Situation konkret auf die Prämien auswirken werde, darüber kann der GDV nach eigenen Angaben keine Aussage treffen. Dies liege in der Verantwortung der einzelnen Versicherer.

Die Frage nach Beitragserhöhungen

Dr. Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied der Huk-Coburg-Gruppe, hatte im Januar auf einer Veranstaltung die Meinung vertreten, dass sich Autofahrer in den nächsten Jahren auf steigende Versicherungsprämien einstellen müssten (29.1.2024).

Die Huk-Coburg hat zum Jahreswechsel 2023/2024 die Bestandsprämien nach eigenen Angaben um zehn Prozent erhöht. Hintergrund: Im Geschäftsjahr 2023 war die Combined Ratio in Kraftfahrt um fast zehn Prozentpunkte auf 113 Prozent gestiegen (10.4.2024).

Erneut Verluste im Milliardenbereich erwartet

Bereits im Jahr 2023 gaben die Kfz-Versicherer nach vorläufigen Zahlen etwa drei Milliarden Euro mehr für Schäden und Kosten aus als sie einnahmen. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote betrug im vergangenen Jahr nach Verbandsangaben voraussichtlich etwa 110 Prozent.

Für 2024 errechnet sich aus den oben genannten Prognosen ein Wert von 104 bis 106 Prozent. Damit droht der Branche zum dritten Mal in Folge die versicherungstechnische Verlustzone. Zwischen 2014 und 2021 hatte die Branche in der Kfz-Sparte kontinuierlich schwarze Zahlen geschrieben – und bis zu über neun Cent Gewinn pro Beitragseuro erzielt (7.12.2013).

Leserbriefe zum Artikel:

Hubert Gierhartz - Vermittler müssen den jährlichen Wahnsinn ausbaden. mehr ...

Andreas Herrmann - Versicherer sollen bis zu 100 Prozent höhere Stundensätze nicht akzeptieren. mehr ...

Hans-Jürgen Kaschak - Berater sollten mehr auf sich achten und vieles hinterfragen! mehr ...

Schlagwörter zu diesem Artikel
Haftpflichtversicherung · Pkw · Schaden-Kosten-Quote
 
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