Staatssekretär Tino Sorge: „Das duale System steht nicht zur Disposition“

6.6.2025 – PKV-Verbandschefs Thomas Brahm fordert, die PKV als Vorbild für die anstehende Reform der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zu nehmen. Stabile Finanzierung, Eigenverantwortung und Vorsorge der Versicherten seien die DNA der PKV, sagte er auf der Jahrestagung seines Verbandes. Staatssekretär Tino Sorge erteilte der Bürgerversicherung eine klare Absage.

Reformthemen für das Gesundheitswesen standen im Mittelpunkt der diesjährigen Jahrestagung des Verbands der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV-Verband) am Donnerstag dieser Woche.

Thomas Brahm (Bild: PKV-Verband)
Thomas Brahm (Bild: PKV-Verband)

„Die Agenda für die kommende Legislaturperiode ist klar“, sagte Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung, in seiner Eröffnungsrede. „Die kommende Bundesregierung muss jetzt die Finanzen der Kranken- und Pflegeversicherung generationengerecht aufstellen und auf den großen demografischen Druck vorbereiten.“

PKV seit Jahrzehnten stabiles System

Der Koalitionsvertrag biete viele gute Ansätze, etwa bei der Prävention und der Digitalisierung sowie Anreizen für die eigenverantwortliche Pflegevorsorge. Eine entscheidende Rolle spiele aber die vorgesehen Kommission zur Stabilisierung der Finanzlage in der Kranken- und Pflegeversicherung.

Dort werde man eigene Kompetenz aktiv und konstruktiv anbieten und auch einbringen. Schließlich leiste die private Krankenversicherung (PKV) schon heute einen stabilen Beitrag zur Lösung des Problems, denn sie bilde aus eigener Kraft Nachhaltigkeitsreserven für die stark steigenden Gesundheits- und Pflegekosten der alternden Gesellschaft.

„Ich könnte auch sagen: Man muss es einfach so machen wie wir oder man muss uns machen lassen“, so Brahm. „Stabile Finanzierung, Eigenverantwortung und Vorsorge der Versicherten – das ist die DNA der PKV. Warum? Weil wir seit Jahrzehnten immer wieder aufs Neue zeigen, dass wir ein stabiles System sind, das keine Schulden hat und das nicht auf Steuergelder angewiesen ist.“

Diese Erfahrungswerte würden in den anstehenden Reformdebatten dringend benötigt. „Und ich sage hier ganz deutlich: Unser kapitalgedecktes Versicherungssystem ist ein Vorbild“, betonte er.

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Studie zeigt erhebliche Abgabenlast für jüngere Generationen

Bei der Finanzierung des Sozialsystems könne es kein „Weiter so“ geben, da dies die jüngere Generation überfordere. Brahm verwies auf eine Studie von Professor Dr. Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum für das WIP – Wissenschaftliches Institut der PKV (VersicherungsJournal 14.5.2025).

Die Untersuchung zeigt unter anderem, dass Kinder, die im Jahr 2020 geboren wurden, im Schnitt 55,6 Prozent ihres Erwerbseinkommens an Sozialbeiträgen einzahlen müssen. Bei einem 1940 Geborenen waren es nur 34,2 Prozent.

Die PKV steht für generationengerechte Stabilität.

Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender PKV-Verband

Fast 340 Milliarden Euro als Demografiereserve

Die PKV stehe, so Brahm am Donnerstag, für generationengerechte Stabilität. „Die PKV ist mit ihrem gezielten Aufbau von Rücklagen auf die demografische Veränderung gut vorbereitet“, sagte er. „Für unsere Versicherten haben wir fast 340 Milliarden Euro als Demografiereserve angelegt. Das ist unsere Garantie für die Stabilität der medizinischen Versorgung unserer Versicherten im Alter – ich betone es noch einmal ganz ausdrücklich – ohne Belastung der Jüngeren“.

Die PKV legte laut einer Pressemitteilung vom Vortag im vergangenen Jahr bei den Alterungsrückstellungen um 3,4 Prozent auf rund 339 Milliarden Euro zu (4.6.2025).

Knapp 40 Millionen Menschen in Deutschland verfügen mittlerweile über eine private Krankenversicherung. Der Wachstumsschub im vergangenen Jahr basierte allerdings in erster Linie auf einer hohen Nachfrage nach Zusatzversicherungen. Deren Anzahl kletterte um 1,3 Millionen auf 31,2 Millionen Kontrakte – ein Plus von 4,5 Prozent.

Der Versichertenbestand in der Vollversicherung verbuchte ein Plus von 29.600 Policen. Der PKV-Verband sprach in der Mitteilung von einer unter dem Strich stabilen Entwicklung. Nach Abzug der Sterbefälle belaufe sich die Anzahl der Vollversicherten auf 8,74 Millionen.

Unser offenes Geheimnis heißt: kapitalgedeckte Vorsorge.

Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender PKV-Verband

Mehrumsatz stützt Gesundheitssystem

Auf der Jahrestagung betonte Brahm, man leiste jeden Tag überproportional viel für die Finanzierung des Gesundheitswesens. Der reine Mehrumsatz beträgt seinen Angaben zufolge im Schnitt pro Jahr mehr als 74.000 Euro für jede Arztpraxis in Deutschland.

„Dieser Mehrumsatz würde ohne die PKV fehlen und zu erheblichen Finanzierungsschwierigkeiten führen. Und besser noch: Auch dieser Finanzierungsbeitrag ist und generationengerecht finanziert. Das Grundsystem kann sich auf die PKV verlassen“, so der Verbandschef.

Die Menschen wüssten, dass die PKV sicher sei, denn man erstatte jährlich mehr als 39 Milliarden Euro für medizinische Leistungen ohne einen einzigen Cent Steuerzuschuss. „Unser offenes Geheimnis heißt: kapitalgedeckte Vorsorge“, so Brahm.

Zudem habe man einen Generationenvertrag für die Pflege vorgelegt und einen Expertenrat zum Thema Pflegefinanzen ins Leben gerufen, der eine obligatorische Pflege-Zusatzversicherung entwickelte. Gemeinsam mit Bundesärztekammer und Beihilfe wurde ein Entwurf für eine neue Gebührenordnung für Ärzte ausgearbeitet (30.5.2025), auf dessen rasche Umsetzung man nun dränge, so Brahm.

Wir müssen über mehr Eigenverantwortung sprechen.

Tino Sorge (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerin

Deutschland hat „eine Menge struktureller Reformen“

Tino Sorge (Bild: privat)
Tino Sorge (Bild: privat)

In einem Grußwort sagte Tino Sorge (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerin für Gesundheit, Deutschland habe einerseits immer noch ein sehr gutes Gesundheitssystem, brauche andererseits aber eine Menge struktureller Reformen. Deshalb werde man „unangenehme Diskussionen führen müssen“.

In der Frage der Pflegeversicherung sei man gerade dabei, die Expertenkommission auf den Weg zu bringen. „Wir müssen über mehr Eigenverantwortung sprechen. Wir müssen auch in Hinblick auf die Demografie ehrlich werden“, sagte er. Unter anderem werde sich die Kommission darüber austauschen, ob man die Jüngeren zu mehr Pflegevorsorge animiere.

Der Jurist, der als Mitglied der Arbeitsgruppe „Gesundheit und Pflege“ den Koalitionsvertrag im Bereich Gesundheit mitverhandelt hat, äußerte sich ferner zum dualen Krankenversicherungssystem. Aussagen dazu fehlen in dem Papier, was für Verwirrung sorgte.

Er wolle noch einmal versichern, dass man für die duale Krankenversicherung stehe. „Das will ich noch einmal ganz klar aus Sicht des Bundesgesundheitsministeriums sagen: Das System der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung bedingt sich einander, generiert Innovationen und steht nicht zur Disposition“, sagte der CDU-Politiker.

Wechsel im Vorstand des PKV-Verbands

Am Rande der Jahrestagung wurde bekanntgegeben, dass die Gremien des PKV-Verbands Klaus G. Leyh und Torsten Uhlig neu in ihren Hauptausschuss und Vorstand gewählt haben.

Klaus G. Leyh übernahm zum Jahreswechsel den Vorstandsvorsitz der Bayerische Beamtenkrankenkasse AG und der Union Krankenversicherung AG (21.6.2024) und rückt mit sofortiger Wirkung auf die vakante Position im Verbandsvorstand nach.

Torsten Uhlig wird zum 1. Juli Vorstandsvorsitzender der Signal Iduna Krankenversicherung a.G. (28.11.2024) und ab diesem Zeitpunkt auch Vorstandsmitglied im PKV-Verband. Er folgt auf Ulrich Leitermann, derzeit noch Vorsitzender des Vorstandes der Signal Iduna Krankenversicherung.

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