12.6.2025 – Privatpatienten müssen weiterhin mit deutlichen Beitragsanpassungen rechnen. Die Kommunikation über die Erhöhungen sollte transparenter werden. Das Image der Branche leidet weiterhin unter kritischen Beiträgen. In der Vollversicherung ist die PKV scheinbar „über den Berg“, heißt es im diesjährigen Assekurata-Marktausblick. In der betrieblichen Krankenversicherung gibt es einen Boom ohne Ende.
Weiterhin ist die private Krankenversicherung (PKV) von hohen Kosten betroffen. Das führt zu überdurchschnittlichen Beitragsanpassungen, wie die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH in ihrem Marktausblick 2025 für die Branche feststellt.
„Aufgrund der stark gestiegenen Leistungsausgaben kam es zu deutlich spürbaren Beitragsanpassungen. Hiervon war ein Großteil der Versicherten betroffen, durchschnittlich wurden Anpassungssätze von ca. 13 Prozent kommuniziert“, schreiben die Analysten.
Tatsächlich heißt es aber beim Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV-Verband): „Dabei hat sich gezeigt, dass für rund zwei Drittel der Privatversicherten die Beiträge zum 1. Januar 2025 steigen müssen. Die durchschnittliche Anpassung liegt für sie bei etwa 18 Prozent.
Über alle Versicherten dieser Unternehmen hinweg beträgt die durchschnittliche Anpassung insgesamt rund 12 Prozent. Nicht erfasst in diesen Zahlen sind Versicherte, deren Unternehmen die Beiträge unterjährig anpassen.“
Nach Einschätzung der Rating-Agentur würde die Kommunikation mit Kunden rund um Beitragsanpassungen an Bedeutung gewinnen. „Transparente Kommunikation und ein nachvollziehbares Erklären von Beitragsanpassungen stärken das Vertrauen der Kunden und fördern die langfristige Bindung. Versicherer sollten diese Chance bewusst ergreifen“, meint Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will.
Bisher veröffentlichen die PKV-Unternehmen aber lediglich durchschnittliche Erhöhungen. Während Assekurata-Experte Alexander Kraus in einem Podcast schätzt, dass die Tarife 2025 in der Spitze um bis zu 30 Prozent angepasst werden, veröffentlichen Ferdinand Steiner und Moritz Werkmeister vom Versicherungsmakler Finanzschneiderei aus Kempten Höchstwerte, die teilweise über 60 Prozent liegen.
Die von Assekurata angemahnte transparente Kommunikation dürfte daher sehr wichtig sein, denn von hohen Beitragsmaßnahmen betroffene Privatpatienten erleiden einen regelrechten Schock, wenn sie die Durchschnittswerte mit den eigenen Erhöhungen vergleichen.
Laut Assekurata gingen die in der Vergangenheit aufgebauten Rückstellungen für Beitragsanpassungen (RfB) zurück. In ihnen werden die Puffermittel für Beitragsentlastungen oder Barausschüttungen bilanziert.
Grund dafür waren höhere Entnahmen bei gleichzeitig geringeren Zuführungen. Als Folge sank die RfB-Quote marktweit von 35,8 Prozent auf 33,5 Prozent. Die Auguren rechnen damit, dass sich die Entwicklung 2025 weiter fortsetzt. In der Folge dürfte es auch 2026 wieder zu überdurchschnittlichen Beitragserhöhungen kommen.
Daher würden die Versicherer weiterhin verstärkt an ihrem Gesundheits- und Leistungsmanagement arbeiten. Hierzu hat es aber Anfang des Jahres „medialen Beschuss“ der PKV gegeben. Nach einer Umfrage des Versicherungs-Tippgeber-Portals Finanztip Verbraucherinformation GmbH wurden mehr als jedem dritten Versicherten in den vergangenen fünf Jahren Erstattungen teilweise gestrichen (34 Prozent). Acht Prozent erhielten sogar gar keine Leistung.
Auch das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und die ZDF-Sendung Frontal berichten über Privatversicherte, die mit ihren PKV-Unternehmen über die Erstattung medizinischer Leistungen streiten (VersicherungsJournal Archiv).
Auf diese Veröffentlichungen und auch auf die Umfrage von Finanztip hat der PKV-Verband reagiert. Nach seiner Einschätzung ist die Umfrage von Finanztip nicht repräsentativ und die Berichte über Streit um Leistungen seien lediglich Einzelfälle.
So gebe es keinen „Trend zur Kürzung“. Die Erstattung von Arztrechnungen erfolge in aller Regel reibungslos, nur in wenigen Einzelfällen komme es zu Beschwerden. Die Beschwerdequote sei absolut minimal (15.5.2025, 26.3.205, 4.2.2025) . Eine Prüfung aller Rechnungen sei aber notwendig, damit das Versichertenkollektiv nicht mit „unangemessen teurer Leistung“ belastet werde.
Trotz hoher Kosten und anhaltender öffentlicher Kritik zeichnet die Branche laut Assekurata ein insgesamt positives Stimmungsbild, sowohl in Bezug auf die aktuelle Geschäftslage als auch auf die Erwartungen für die Zukunft.
Dazu hat Assekurata die PKV-Unternehmen zu einzelnen Geschäftszweigen befragt. An der Umfrage nahmen zwölf Unternehmen teil, die zusammen rund 64 Prozent Marktanteil (nach vollversicherten Personen) abdecken. Am positivsten bewertet wurde erneut die betriebliche Krankenversicherung (bKV), aber auch die Zahnzusatzversicherung und die Vollversicherung konnten ihre starke Marktposition behaupten.
Nach zwölf Jahren mit Bestandsverlusten konnte die Branche in der Vollversicherung 2024 zum zweiten Mal in Folge ein leichtes Wachstum erzielen. Nach den Zahlen des PKV-Verbandes stieg die Zahl der Vollversicherten um 0,3 Prozent auf 8,74 Millionen (4.6.2025).
„Die PKV zeigt erneut, dass sie für viele Menschen attraktiv ist“, betont Will. Für die nahe Zukunft sieht der Analyst vor allem in den Zusatzversicherungen, insbesondere der bKV, das größte Wachstumspotenzial.
Mittlerweile bieten 56.500 Unternehmen in Deutschland ihren Mitarbeitern eine bKV an (25.2.2025). Das entspricht einem Zuwachs von 43,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zahl der versicherten Beschäftigten ist deutlich gestiegen: Sie wuchs um 20 Prozent auf über 2,5 Millionen. „Die bKV entwickelt sich damit zunehmend zu einem wichtigen Wachstumsfeld und stabilen Standbein in der PKV“, heißt es bei Assekurata.
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