Die größten Lebensversicherer

3.4.2024 – Nur drei der Akteure mit mehr als 1,4 Milliarden Euro Umsatz konnten das Prämienaufkommen im vergangenen Jahr steigern: HDI, Generali und Swiss Life. Letztere liegt nun an 14. (2023: 17.) Stelle in der Rangliste nach Einnahmen. Die größten Rückgänge hatte die Axa hinzunehmen, was vornehmlich auf die Übertragung des Altbestands der früheren DBV Winterthur Leben zurückging. Unangefochtene Spitzenreiterin bleibt trotz leichter Einbußen beim Umsatz die Allianz. Dies zeigt eine Übersicht der Zeitschrift für Versicherungswesen.

In der gesamten Lebensversicherung (also inklusive Pensionskassen und Pensionsfonds) sind die gebuchten Bruttobeiträge 2023 um 5,2 Prozent auf 92 Milliarden Euro gesunken. Dabei ging es bei den Einmalbeiträgen um fast ein Sechstel auf 25,7 Milliarden Euro nach unten, während die laufenden Beitragseinnahmen um 0,1 Prozent auf 66,3 Milliarden Euro nachgaben.

Dies gab der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) auf Basis von vorläufigen Zahlen Ende Januar im Rahmen seiner Jahresmedienkonferenz bekannt (VersicherungsJournal 26.1.2024).

Volatiles Einmalbeitragsgeschäft

Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV), kommentiert die Entwicklung im aktuellen Heft 4/2024 wie folgt: „Auch 2023 ging der Schrumpfungsprozess bei den Lebensversicherern weiter. Zum zweiten Mal in Folge büßte die lange Jahre wachstumsverwöhnte Hauptsparte der deutschen Versicherungswirtschaft kräftig ein.“

Im Vorjahr hatte Surminski erläutert, dass sich in dem Schrumpfungsprozess nach der „abrupten Zinswende“ auch eine „allmählichen Rückkehr zur Normalität“ widerspiegele (4.4.2023). Dies hat sich nun fortgesetzt. Nach seiner Ansicht lagen die Einmalbeiträge „trotz der starken Rückgänge in den letzten beiden Jahren mit 25,7 Milliarden Euro immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Dieses Geschäft speist sich natürlich aus verschiedenen Quellen. Trotz der ansehnlichen Zinsen, die mittlerweile der Finanzmarkt wieder bietet, wird den Lebensversicherern aber auch in Rezessionszeiten immer noch sehr viel Geld als Einmalbeitrag anvertraut. Nur auf dem Peak der Zinskrise zwischen 2019 und 2022 lag die Summe höher.

Das starke Einmalbeitragsgeschäft hat in den letzten Jahren für eine Volatilität gesorgt, die dem Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherung zuvor unbekannt war. Mit dem strategischen Schwerpunkt Einmalbeiträge konnte man in den Jahren der Zinskrise in kurzer Frist extrem wachsen“, führt der ZfV-Chefredakteur aus.

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Nur wenige Platzhirsche mit Wachstum

Von den 14 Marktschwergewichten mit mehr als 1,4 Milliarden Euro gebuchten Bruttobeiträgen konnten nur drei den Umsatz ausbauen. Dies ist einer Auflistung in der ZfV-Ausgabe 4/2024 zu entnehmen. Die traditionell Anfang April veröffentlichte Neugeschäftsumfrage der Zeitschrift beruht auf Unternehmensangaben, die teilweise vorläufigen Charakter haben.

So konnte etwa die HDI Lebensversicherung AG nach vielen Jahren des Prämienschwundes erstmals wieder zulegen – und zwar um 0,3 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro. Noch deutlich stärker wuchsen die Swiss Life AG, Niederlassung für Deutschland zu (plus 3,9 Prozent auf fast 1,43 Milliarden Euro) und die Generali Deutschland Lebensversicherung AG (plus 2,3 Prozent auf 6,25 Milliarden Euro).

Surminski erläutert zum Hintergrund, dass die Großvertriebe Swiss Life Select Deutschland GmbH und Deutsche Vermögensberatung AG – DVAG dafür gesorgt hätten, dass sich die beiden vorgenannten Akteure dem negativen Branchentrend entziehen und wachsen konnten.

Die hohen Abschlusskosten, wegen denen aktuell die Generali im Fokus der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stehe (Medienspiegel 28.2.2024, Medienspiegel 11.3 2024), „haben zumindest überdurchschnittliches Neugeschäft gebracht“, so der ZfV-Chefredakteur.

Elf Akteure mit rückläufigen Einnahmen

Bei allen anderen Branchengrößen reduzierten sich die Beitragseinnahmen. Moderate Verminderungsraten von unter einem Prozent hatten die Württembergische Lebensversicherung AG, die Allianz Lebensversicherungs-AG und die Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G. zu verzeichnen. Bei der Alte Leipziger Lebensversicherung a.G. ging es um knapp drei Prozent abwärts.

Verminderungsraten von jeweils um die fünf Prozent standen für die Nürnberger Lebensversicherung AG, den Debeka Lebensversicherungsverein a.G., die R+V Lebensversicherung AG und die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG zu Buche. Die Cosmos Lebensversicherungs-AG hatte Einbußen von 7,5 Prozent hinzunehmen.

Um knapp ein Fünftel ging der Umsatz der Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG zurück, um klar über ein Viertel sanken die Einnahmen der Axa Lebensversicherung AG.

Veränderung (Bild: Wichert)

Letzteres ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Mitte des vergangenen Jahres der Bestand der ehemaligen DBV Winterthur Leben von etwa 900.000 konventionellen Lebens- und Rentenversicherungsverträgen auf die Ager Lebensversicherung AG übertragen wurde. In einem weiteren Schritt soll dieser Bestand an die Athora Lebensversicherung AG übertragen werden (21.6.2023).

Allianz bleibt unangefochtener Spitzenreiter

In der Rangliste nach Beitragseinnahmen blieben die Positionen eins bis vier unverändert. An der Spitze liegt weiterhin unangefochten die Allianz (21,7 Milliarden Euro) mit mehr als drei Mal so hohem Beitragsaufkommen wie die zweitplatzierte R+V AG (7,2 Milliarden Euro). Der Marktführer vergrößerte seinen Vorsprung von 14,2 auf fast 14,5 Milliarden Euro.

An dritter Stelle liegt unverändert die Generali mit 6,25 Milliarden Euro. Sie konnte den Rückstand auf die davor platzierten Wiesbadener von über 1,5 auf unter eine Milliarde Euro verkürzen. Platz vier geht weiterhin an die Debeka (aktuell 3,7 Milliarden Euro).

Zahlreiche Rangveränderungen

Dahinter folgen in umgekehrter Reihenfolge zum Vorjahr die Zurich Deutscher Herold und die Alte Leipziger mit jeweils knapp drei Milliarden Euro Umsatz. Zu den Zahlen der Zurich Deutscher Herold heißt es in einer Fußnote: „Zahlen ohne Einmalbeiträge aus Short Term Deposits, daher Abweichungen zu den im Vorjahr veröffentlichten Zahlen.“

Position sieben sicherte sich wie ein Jahr zuvor die Bayern-Versicherung (rund 2,35 Milliarden Euro). Die Axa fiel infolge des starken Rückgangs auf unter 1,8 Milliarden Euro von acht auf zehn zurück. Dadurch ging es jeweils einen Rang nach oben für die Nürnberger (auf acht) und die Württembergische (auf neun).

Die vor Jahresfrist noch an elfter Stelle liegende SV Sparkassenversicherung Lebensversicherung AG fiel nach einem Umsatzrückgang um ein Neuntel auf unter 1,4 Milliarden Euro auf Position 15 zurück. Dadurch kletterten die Cosmos, der HDI und der Volkswohl Bund jeweils einen Platz nach oben. Von 17 auf 14 aufwärts ging es für die Swiss Life.

Rangliste (Bild: Wichert)

Details zur Geschäftsentwicklung liegen von vielen Marktteilnehmern nur auf Gruppenebene vor. Die Geschäftsberichte der Einzelgesellschaften sind in der Regel noch nicht veröffentlicht, so dass über Hintergründe nicht berichtet werden kann.

 
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