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Die Lebensversicherer mit den höchsten und niedrigsten Solvenzquoten

11.4.2024 – Im Zuge des zuletzt wieder gesunkenen Zinsniveaus sind im vergangenen Jahr auch die Brutto-SCR-Quoten im Marktschnitt zurückgegangen. Die 573 (2022: 619) Prozent bedeuten aber immer noch ein „komfortables Niveau“, so das Fazit von Assekurata zur turnusmäßigen Untersuchung der SFCR-Berichte. Die Nettoquoten (ohne die übergangsweisen Hilfen) verbesserten sich marktweit von 315 auf 324 Prozent. Bei Letzteren liegen nur noch LVP, Öffentliche Oldenburg und Cosmos unter 100 Prozent.

Die für die Aufsicht relevanten Brutto-SCR-Solvenzquoten inklusive Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung (sofern genutzt) der deutschen Lebensversicherer ist im vergangenen Jahr im Schnitt um knapp 46 Prozentpunkte auf 573 Prozent zurückgegangen. Dies meldete die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH am Mittwoch.

Die Übergangsmaßnahmen sind nur möglich für Verträge, die noch unter Solvency l – also vor dem 1. Januar 2016 – geschlossen wurden und müssen bis 2032 abgebaut werden.

Übersicht über 72 Lebensversicherer

Die Berechnungen der Analysten basiert auf den Daten von 72 Marktteilnehmern (Stand: 9. April, 18 Uhr).

Lars Heermann (Bild: Guido Schiefer)
Lars Heermann (Bild: Guido Schiefer)

Hintergrund: Die deutschen Versicherer mussten ihre per Ende 2023 festgestellte Finanzstärke in SFCR-Berichten darlegen und diese (als Solo-Unternehmen) bis zum 8. April 2024 auf ihren Internetseiten veröffentlicht haben.

Dass die Brutto-SCR-Quoten in dem oben beschriebenen Maße zurückgegangen sind, ordnet Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, folgendermaßen ein: „Durch das zinsabhängige Geschäftsmodell der Lebensversicherung haben die Marktzinsen einen wesentlichen Einfluss auf die Solvenzquoten der Branche.“ Zudem nehme die Wirkung von Übergangsmaßnahmen bis 2032 jedes Jahr ein Stück weit ab.

So sei etwa das Zinsniveau seit Herbst 2023 gesunken. Als Beispiel nennt Assekurata die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen, die Ende 2023 bei 2,03 Prozent gelegen habe. Ein Jahr zuvor sei es mit 2,56 Prozent noch über ein halber Prozentpunkt mehr gewesen.

Signal Iduna a.G. mit der höchsten Brutto-SCR-Quote

In der Datenauflistung wird für fünf Akteure eine Brutto-SCR-Quote im vierstelligen Prozentbereich ausgewiesen. Vier weitere Marktteilnehmer schafften es über die Marke von 900 Prozent. Auf die höchste Quote kam die Signal Iduna Lebensversicherung a.G. mit 1.317 Prozent. Knapp dahinter liegt die R+V Lebensversicherung a.G. mit 1.267 Prozent.

Dahinter folgen mit Quoten zwischen 1.164 und 1.103 Prozent die SV Sparkassenversicherung Lebensversicherung AG, die Münchener Verein Lebensversicherung AG und die Provinzial Rheinland Lebensversicherung AG.

Nur hauchdünn an einem vierstelligen Wert vorbei schrammte die Condor Lebensversicherungs-AG. Werte zwischen 971 und 900 Prozent stehen für den DEVK Deutsche Eisenbahn Versicherung Lebensversicherungsverein a.G., die R+V Lebensversicherung AG und die Lebensversicherung von 1871 a.G. München (LV 1871) zu Buche.

Die Lebensversicherer mit den höchsten Solvenzquoten (Bild: Wichert)

Skandia mit der niedrigsten Brutto-SCR-Quote

Andererseits lagen die Quoten von zehn Marktteilnehmern unter 300 Prozent. Die niedrigsten Werte werden für die Skandia Lebensversicherung AG (159 Prozent), die Cosmos Lebensversicherungs-AG (166 Prozent) und die Prismalife AG (177 Prozent) ausgewiesen.

Unter 200 Prozent blieben ferner die BL die Bayerische Lebensversicherung AG, die Heidelberger Lebensversicherung AG und die Öffentliche Lebensversicherung Sachsen-Anhalt (Ösa).

Auf Quoten zwischen 272 und 279 Prozent kamen die Signal Iduna Lebensversicherung AG und die Gothaer Lebensversicherung AG.

Die Lebensversicherer mit den niedrigsten Solvenzquoten (Bild: Wichert)

Bei der Deutung der vorgenannten Quoten ist zu beachten, dass nur die
Bayerische und die Gothaer sowohl die Übergangsmaßnahmen als auch die
Volatilitätsanpassung in Anspruch nehmen. Die übrigen der letztgenannten
Akteure nehmen nur (noch) die Volatilitätsanpassung, aber nicht (mehr)
die Übergangsmaßnahmen in Anspruch.

Nur sieben Akteure ohne übergangsweise Hilfen

Bei der Betrachtung der Daten fällt auf, dass nur sieben Gesellschaften komplett auf die übergangsweisen Hilfen verzichten. Dies sind zum einen die Delta Direkt Lebensversicherung AG, die Deutsche Lebensversicherungs-AG (DLVAG) und die Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG.

Zu dieser Gruppe gehören auch die Europa Lebensversicherung AG, die Hannoversche Lebensversicherung AG die Interrisk Lebensversicherungs-AG Vienna Insurance Group und die Prisma Life.

Die Akteure mit Zuwächsen

Wie aus der Datensammlung weiter hervorgeht, konnten 29 Akteure ihre Quote steigern. Am stärksten gelang dies der Entis Lebensversicherung AG, die um fast 257 Prozentpunkte auf 568 Prozent zulegte.

Vergleichsweise hohe Steigerungen zwischen 186 und 166 Prozentpunkten gelangen auch der Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G. (auf 712 Prozent), der Inter Lebensversicherung AG (auf 786 Prozent), der Württembergischen Lebensversicherung AG (auf 544 Prozent) und der LV 1871.

Die Lebensversicherer mit dem stärksten Anstieg der Solvenzquoten (Bild: Wichert)

Anbieter mit Rückgängen

Die übrigen 43 aufgelisteten Marktteilnehmer hatten Rückgänge hinzunehmen. Diese fielen mit jeweils über 410 Prozentpunkten bei der Swiss Life AG (auf 347 Prozent) und bei der Condor am größten aus.

Vergleichsweise stark reduzierte sich die Quote auf bei der VPV Lebensversicherungs-AG (minus 322 Prozentpunkte auf 828 Prozent) sowie bei der LVM Lebensversicherungs-AG (minus 282 Prozentpunkte auf 765 Prozent).

Der Rückgang bei Swiss Life und LVM Leben ist vor allem darauf zurückzuführen, dass beide, anders als im Jahr zuvor, nicht mehr die Übergangsmaßnahme in Anspruch genommen haben. Die Netto-SCR-Quote erhöhte sich bei der LVM Leben um fast 22 Prozentpunkte auf 767,5 Prozent. Bei der Swiss Life ging sie „nur“ um 88 Prozentpunkte auf 320,5 Prozent zurück.

Die Lebensversicherer mit dem stärksten Rückgang der Solvenzquoten (Bild: Wichert)

Netto-SCR-Quoten: Bis zu über 893 Prozent

Die Basis-Solvenzquoten bewegen sich zwischen 893,2 Prozent bei der Europa und 11,7 Prozent bei der LPV Lebensversicherung AG, die früher als PB Lebensversicherung AG firmierte (11.1.2023).

Der Durchschnittswert wird mit annähernd 324 Prozent angegeben. Das sind etwa neun Punkte mehr als im Branchenschnitt des Vorjahres.

Neben der LPV konnten zwei weitere Anbieter nur dank Übergangsmaßnahmen und/oder Volatilitätsanpassung eine ausreichende Solvabilität darstellen. Deren Netto-SCR-Quoten lagen nämlich unter den mindestens geforderten 100 Prozent.

Hierzu gehören die Öffentliche Lebensversicherungsanstalt Oldenburg und die Cosmos, die bei knapp unter beziehungsweise über 90 Prozent lagen. Nur knapp über die 100-Prozent-Marke schaffte es die Concordia Oeco Lebensversicherung AG und die HDI Lebensversicherung AG.

Assekurata zieht positives Gesamtfazit

Ein Jahr zuvor (13.4.2023) hatten noch vier Lebensversicherer mit ihrer Netto-SCR-Quote unter 100 Prozent gelegen. Dies war neben den drei vorgenannten Akteuren die Athora Lebensversicherung AG, die sich im Berichtsjahr um 56 Prozentpunkte auf 143 Prozent steigerte. Im Jahr 2022 hatten noch neun Marktteilnehmer unter der Marke von 100 Prozent unterboten (12.4.2022). Im Jahr davor traf dies sogar noch auf 15 Akteure zu (12.4.2021).

Insgesamt kommen die Analysten von Assekurata zu dem Gesamtfazit, dass die meisten Lebensversicherer ihre Solvenzanforderungen weiterhin komfortabel bedecken können. Nach Ansicht von Heermann profitieren viele Anbieter „davon, dass sie ihre Geschäftsanforderungen mittlerweile solvenzschonender als in der Vergangenheit betreiben“.

Nachträgliche Ergänzung vom 11. April 2024, 11.50 Uhr:

Die LVM Lebensversicherung hat nachträglich darauf hingewiesen, dass ein Sonderfaktor zu dem hohen Rückgang bei der Brutto-SCR-Quote geführt hat. Dies ist auch bei Swiss Life und Zurich Deutscher Herold der Fall. Text und Grafik wurden entsprechend angepasst.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Berufsunfähigkeit · Lebensversicherung · Rating · Solvabilität · Zinsen
 
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