2.9.2025 – Mit der Veröffentlichung der aktuellen Regionalklassenstatistik hat der Versichererverband bekannt gegeben, welche regionalen Tarifumstellungen auf die Autofahrer zukommen. Der Großteil der Bezirke bleibt unverändert. In der Kfz-Haftpflicht hat Offenbach die schlechteste Schadenbilanz, in der Voll- und Teilkasko jeweils Garmisch-Partenkirchen. Die beste Bilanz verzeichnen die Zulassungsbezirke Elbe-Elster (Kfz-Haftpflicht), Wesermarsch in Brake (Vollkasko) und Bielefeld (Teilkasko).
Am Dienstag hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) – wie jedes Jahr im Spätsommer – seine neue Regionalklassenstatistik veröffentlicht. Basis für die Einstufung ist ein versicherungsmathematisch berechneter Indexwert, der die Schadenbilanzen für die 413 Zulassungsbezirke in Deutschland wiedergibt.
Quelle: GDV |
Ein unabhängiger Treuhänder überprüft jedes Jahr die Schadenverläufe der regionalen Zulassungsbezirke. Auf dieser Basis wird eine Neueinstufung in die Regionalklassen vorgenommen, die für die Versicherungsunternehmen unverbindlich ist und ab sofort für Neuverträge und für bestehende Verträge zur Hauptfälligkeit angewendet werden kann. In der Regel ist dies der 1. Januar 2026, so der GDV. Die Regionalklassen werden unter anderem beeinflusst vom Fahrverhalten der Autofahrer, von der Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge und den örtlichen Straßenverhältnissen. Dabei sind in Kfz-Haftpflicht nach Verbandsangaben die Versicherungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen maßgeblich. In Kasko werden darüber hinaus örtliche Besonderheiten (wie etwa Diebstahlhäufigkeit, Sturm- und Hagelschäden oder Anzahl der Wildunfälle) berücksichtigt. Entscheidend ist dabei laut GDV nicht, wo ein Schaden entstanden ist, sondern in welchem Zulassungsbezirk der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat. Zwölf Regionalklassen gibt es für die Kfz-Haftpflicht, 16 für die Teilkasko- und neun für die Vollkaskoversicherung. |
Für die Regionalklassen 2023 hatte der GDV die Klassengrenzen angepasst. Dies hatte zur Folge, dass vergleichsweise viele Bezirke umgestuft wurden. An einem Beispiel hatte der Verband das Vorgehen folgendermaßen erläutert:
„Für die niedrigste Regionalklasse der Kfz-Haftpflichtversicherung muss die Schadenbilanz eines Bezirks jetzt fast 22 Prozent statt rund 15 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt liegen – dadurch erreichen nur noch 24 statt 55 Bezirke die niedrigste Regionalklasse.
Am anderen Ende der Skala beginnt die höchste Einstufung nicht mehr ab 20 Prozent, sondern erst ab rund 30 Prozent über dem Schnitt – dadurch werden nicht mehr 19 Bezirke, sondern nur noch Offenbach und Berlin in die höchste Regionalklasse eingestuft.
Bezirke mit einer durchschnittlichen Schadenbilanz haben in der Kfz-Haftpflichtversicherung weiterhin die Regionalklasse 6“, so der Versichererverband seinerzeit (VersicherungsJournal 14.9.2022).
2026 gibt es vergleichsweise wenige Umstufungen. In der Kfz-Haftpflicht bleibt die Regionalklasse nach GDV-Angaben wie im laufenden Jahr (22.8.2024) für etwas über drei Viertel der insgesamt rund 42,4 Millionen Kfz-Haftpflichtversicherten unverändert.
Im Jahr davor waren es 86 Prozent (24.8.2023), drei und vier Jahre zuvor jeweils knapp vier Fünftel (26.8.2021, 26.8.2020). In den Jahren davor lag der Wert jeweils wie zuletzt bei um die drei Viertel (30.8.2019, 31.8.2018, 31.8.2017, 1.9.2016).
Von den verbleibenden gut 24 Prozent (rund 10,3 Millionen Personen) wird zukünftig etwas weniger als die Hälfte in eine schlechtere Regionalklasse eingestuft und die andere gute Hälfte in eine bessere.
Während es für 314 Zulassungsbezirke keine Klassen-Veränderungen gibt, geht es für 48 Zulassungsbezirke in eine schlechtere (höhere) Regionalklasse und für 51 Bezirke in eine bessere (niedrigere) Regionalklasse.
In der Top Fünf mit den niedrigsten Indexwerten finden sich bis auf eine Ausnahme die gleichen Zulassungsbezirke wieder wie für das Jahr 2025. An erster Stelle liegt weiterhin der Kreis Elbe-Elster.
Dahinter folgen die Bezirke Prignitz (von drei auf zwei), Ludwigslust-Parchim (von vier auf drei) und Lüchow-Dannenberg (von zwei auf vier). Neuerdings zu den Kreisen mit den niedrigsten Werten gehört Cochem-Zell, während der Bezirk Mecklenburgische Seenplatte aus der Spitzengruppe herausgefallen ist.
Der höchste Indexwert steht nach einer weiteren, wenn auch nur leichten Verschlechterung wiederum für Offenbach zu Buche. Das Vorvorjahresschlusslicht Berlin verbesserte sich punktemäßig zwar erneut leicht, findet sich aber weiterhin an vorletzter Position wieder.
Der dritt- bis fünfthöchste Wert wird für Gelsenkirchen, Wiesbaden und Kassel ausgewiesen. Alle drei Kreise verschlechterten sich in Klasse 12. Dabei verdrängte Gelsenkirchen durch eine Erhöhung des Indexwertes um fünf Punkte Essen aus der Liste der schadenträchtigsten Kreise.
In der Kaskoversicherung behalten mehr als sieben Achtel der gut 38 Millionen Autofahrer ihre bisherigen Klassen. 2,6 Millionen Personen rutschen in eine niedrigere Klasse, 2,1 Millionen in eine höhere.
In Vollkasko erreicht laut den GDV-Daten erneut Garmisch-Patenkirchen die höchste Schadenbilanz. Ebenfalls in die höchste Vollkasko-Regionalklasse 9 eingruppiert werden in gleicher Reihenfolge wie im Vorjahr die Bezirke Ostallgäu, Miesbach und Berlin. Auf den niedrigsten Indexwert in Vollkasko kommt ein weiteres Mal Wesermarsch in Brake vor erneut Ammerland. Dahinter folgen Herford (von fünf auf drei), Paderborn (von drei auf vier) sowie Emden (von vier auf fünf).
In Teilkasko zog Bielefeld an Göttingen vorbei und kommt nun auf die beste Schadenbilanz. Die Plätze dahinter belegen Bamberg (unverändert an dritter Stelle), Herford (von fünf auf vier) und wie zwei Jahre zuvor wieder Münster/Westfalen (von sechs auf fünf). Aus der Spitzengruppe herausgefallen ist Erlangen.
Am schlechtesten schneiden in umgekehrter Reihenfolge zum Vorjahr die Zulassungsbezirke Garmisch-Partenkirchen und Ostallgäu ab. Sie finden sich wie weiterhin Rottal/Inn und Miesbach mit dem dritt- beziehungsweise vierthöchsten Wert in der höchsten Regionalklasse 16 wieder.
Die Einstufungen aller Bezirke in die Regionalklassen können auf dieser Internetseite abgefragt werden.
Wie der GDV weiter erläutert, „lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen“, da es noch diverse weitere Tarifmerkmale gibt. Diese können sich von Versicherer zu Versicherer zum Teil erheblich unterscheiden.
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