D&O-Versicherer befürchten weiter steigende Schadenersatzforderungen

11.11.2025 – Die deutsche Assekuranz rechnet mit erheblich höheren Zahlungen für Schäden, die von Firmenchefs zu verantworten sind. Dies sei auf die konjunkturelle Krisenlage in Deutschland und höhere Anforderungen der Gesetzgeber zurückzuführen. Laut der aktuellen Statistik des GDV hat sich die Zahl der Schäden seit 2022 laufend erhöht. Insgesamt ist sie auf Sicht von neun Jahren aber zurückgegangen.

Mit der „Directors and Officers“ (D&O-Versicherung) können sich Führungskräfte vor persönlichen finanziellen Risiken schützen, die aus ihrer Tätigkeit entstehen. Die versicherten Haftpflichtschäden der Manager, Vorstände und Geschäftsführer von Firmen sind 2024 das dritte Jahr in Folge gestiegen.

Die Zahl der Versicherungsfälle ist zwischen Januar und Dezember auf 2.500 gestiegen. Das sind knapp zwölf Prozent mehr als im Vorjahr, berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV).

Der Schadenaufwand stieg 2024 um 27 Prozent auf 285 Millionen Euro. Jeder einzelne Fall kostete die D&O-Versicherer demnach durchschnittlich mehr als 115.000 Euro. Das bedeutet eine Steigerung von knapp 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr, heißt es vom GDV weiter.

Anzahl der D&O-Versicherungsschäden in Deutschland (Bild: Hilmes)

Mehr D&O-Versicherungsfälle durch Insolvenzen

Die Versicherer führen diese Entwicklung unter anderem darauf zurück, dass die konjunkturelle Lage gesamtwirtschaftlich ungünstig sei. Auch die Zahl der Insolvenzen sei deutlich gestiegen, was in der Regel zu hohen Schadensersatzforderungen von Insolvenzverwaltern gegen Firmenchefs führt.

Als weiteren Grund nennt der Branchenverband der Versicherer stetig wachsende Anforderungen des Gesetzgebers. „Manager haften persönlich, wenn sie kein funktionierendes Compliance-System eingerichtet haben.“

Beide Trends bestünden fort, so dass mit noch höheren Schadenersatzforderungen zu rechnen sei. Im ersten Halbjahr 2025 sind einerseits die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland um zwölf Prozent gestiegen. Andererseits bergen neue Anforderungen an die Informationssicherheit Haftungsrisiken.

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Schäden werden oft Jahre später abgewickelt

An der GDV-Statistik beteiligen sich nicht alle in Deutschland aktiven D&O-Versicherer. Während die beteiligten Anbieter 2024 Beitragseinnahmen von 498 Millionen Euro meldeten, schätzt der Verband das branchenweite Beitragsvolumen des inländischen Direktgeschäfts auf bis zu 953 Millionen Euro.

Zudem hat sich die Zusammensetzung der meldenden Versicherer verändert: 2024 schieden zwei Unternehmen aus der Statistik aus, zwei andere Anbieter kamen hinzu. Trotzdem könne die Marktentwicklung anhand der jeweils ausgewiesenen Veränderungsraten nachvollzogen werden.

Die Statistiker des GDV weisen zudem darauf hin, dass die Schäden in der D&O-Versicherung oft erst mehrere Jahre später abgewickelt werden. In den vergangenen neun Jahren haben die ursprünglich gebildeten Rückstellungen demnach nicht ausgereicht, um die Schäden zu regulieren.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Berufsunfähigkeit · Konjunktur · Managerhaftpflicht · Schadenersatz
 
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