Axel Kleinlein empfiehlt Kopplung von Frühstart- und Riester-Rente

9.7.2025 – Eine inflationsbereinigte Rente von monatlich bis zu 491,71 Euro ist möglich, wenn die Frühstart-Rente an eine reformierte Riester-Rente gekoppelt und die volle Sparleistung ausgeschöpft wird. Dies zeigen Berechnungen des Versicherungsmathematikers. Er fordert von der Politik, bei der Riester-Rente Hemmnisse auszuräumen. Die Anforderungen an die Frühstart-Rente erfüllt die Assekuranz aus seiner Sicht nicht.

Axel Kleinlein, Versicherungsmathematiker und langjähriger Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten e.V., hat die Frühstart-Rente (VersicherungsJournal 9.4.2025) unter die Lupe genommen. Sein Fazit: „Die Frühstartrente kann ein effizienter Beitrag zur Altersvorsorge sein, wenn sie mit einer reformierten Riester-Rente kombiniert wird.“

Nach den Plänen der Regierung sollen ab Januar alle Kinder vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr, die eine Bildungseinrichtung in Deutschland besuchen, vom Staat monatlich zehn Euro für ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot erhalten.

Der in dieser Zeit angesparte Betrag kann anschließend bis zum Renteneintritt durch private Einzahlungen bis zu einem jährlichen Höchstbetrag weiter bespart werden. Die Erträge aus dem Depot sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein. Das Sparkapital soll vor staatlichem Zugriff geschützt sein und wird erst mit Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt.

Frühstart-Renten mit und ohne Koppelung an Riester berechnet

Axel Kleinlein (Bild: Mathconcepts Kleinlein)
Axel Kleinlein (Bild: Mathconcepts Kleinlein)

Weitere Details sind bislang nicht bekannt. Die Klärung technischer, organisatorischer und steuerrechtlicher Fragen könnte die Einführung verzögern, hieß es zuletzt in Unionskreisen (Medienspiegel 30.6.2025).

Kleinlein wollte wissen, wie hoch mögliche Renten bei diesem neuen Vorsorgeprodukt ausfallen. Dazu hat er zum einen die Frühstart-Rente als eigenständiges Sparprodukt untersucht und zum anderen eine mögliche Koppelung mit einer reformierten Riester-Rente geprüft. Die Ergebnisse stellt er in einem Blog-Beitrag auf seiner Homepage vor.

Zunächst hat er den Fall betrachtet, dass nach Erreichen der Volljährigkeit keine weiteren Gelder eingezahlt werden. Für ein kostengünstiges Produkt mit einer guten Wertentwicklung vor Kosten von sechs Prozent hat er eine inflationsbereinigte Monatsrente von 26,37 Euro errechnet. „Die dabei angesetzten Effektivkosten von 0,4 Prozent entsprechen etwa einem guten ETF“, schreibt er.

Bei einem teureren Produkt – Kleinlein nennt es „versicherungsförmig“ – liegt die Monatsrente inflationsbereinigt bei nur 7,20 Euro. „Wir haben hier Kosten angesetzt, wie sie bei Lebensversicherern zu beobachten sind“, erläutert er. Die Effektivkosten hat er mit 2,5 Prozent angesetzt.

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Bei voller Sparleistung sind Renten von 491,71 Euro möglich

Im zweiten Fall wird auch nach dem Erreichen des 18. Lebensjahres weiter eingezahlt. Bei einer Investitionssumme von weiterhin zehn Euro pro Monat ergeben sich laut seinen Berechnungen inflationsbereinigte Renten von 52,96 Euro bei einem „kostengünstigen“ Produkt und 18,67 Euro bei einem „versicherungsförmigen“ Angebot.

Bei voller Sparleistung eines Riestervertrags, das heißt einer Einzahlung von monatlich 175 Euro, kommt er auf inflationsbereinigte Renten in Höhe von monatlich 491,71 Euro beziehungsweise 207,95 Euro. „Der Erfolg der Frühstart-Rente hängt entscheidend davon ab, dass ein Nachfolger der Riester-Rente in das Konzept eingebunden wird“, betont er.

Quelle: Mathconcepts.de (Bild: Axel Kleinlein)
Quelle: Mathconcepts.de (Bild: Axel Kleinlein)

Kleinlein hat zusätzlich die mögliche Höhe von Frühstart-Renten mit und ohne Koppelung an eine Riester-Rente ermittelt, wenn die Wertentwicklung des Investments vor Kosten in beiden Fällen nur drei Prozent beträgt. Hier fallen die Beträge entsprechend niedriger aus.

Beim „kostengünstigen“ Produkt springen inflationsbereinigte Renten in Höhe von 5,32 Euro (Sparsumme pro Monat nach 18 Jahren: null Euro), 15,88 Euro (zehn Euro) und 190,15 Euro (175 Euro) heraus. Bei einem „versicherungsförmigen“ Angebot sind es 1,42 Euro (null Euro), 6,39 Euro (zehn Euro) und 88,51 Euro (175 Euro).

Ich sehe nicht, dass die Versicherungswirtschaft diese Hürden nehmen kann.

Axel Kleinlein, Versicherungsmathematiker

Kleinlein lobt pädagogischen Effekt der Frühstart-Rente

Für eine reformierte Riester-Rente müssten bisherige Hemmnisse abgebaut werden, schreibt Kleinlein. „Verrentungspflicht und Kapitalerhaltsgarantie machen die Riester-Rente bislang unflexibel und ineffizient“, sagt er.

Der Gesetzesentwurf der Ampelregierung zur Reform der steuerlich geförderten Altersvorsorge (30.09.2024, 2.10.2024) sei ein guter Ansatz gewesen, der jetzt verfolgt werden sollte. Darin war ein kapitalgedecktes, privates Altersvorsorgedepot vorgeschlagen worden, das neben die Riester-Rente mit 100-prozentiger und 80-prozentiger Beitragsgarantie treten sollte.

Dieses sogenannte „Lindner“-Depot sah unter anderem eine Förderung ab einer monatlichen Einzahlung von zehn Euro vor. Der Staat sollte 20 Cent je Euro bei einer maximalen Fördersumme pro Jahr von 600 Euro hinzugeben. Eltern, Geringverdiener und Berufseinsteiger sollten Förderboni erhalten.

Kleinlein lobt, dass die jetzt geplante Frühstart-Rente auch dafür sorgen soll, dass sich Kinder und Jugendliche bereits frühzeitig mit Geld und Sparprozessen auseinandersetzen. „Die dabei angewendeten Produkte sollten dennoch günstig, transparent und effizient sein“, fordert er. Deshalb bleibt für ihn die Assekuranz außen vor: „Ich sehe nicht, dass die Versicherungswirtschaft diese Hürden nehmen kann.“

Leserbriefe zum Artikel:

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Schlagwörter zu diesem Artikel
Altersvorsorge · ETF · Frühstartrente · Koalitionsvertrag · Rente · Riester
 
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