13.10.2025 – Laut einem Gutachten drohen der gesetzlichen Krankenversicherung Defizite in zwei- bis dreistelliger Milliardenhöhe. Die Gesundheitsministerin hält mit einem „kleinen Sparpaket“ dagegen und schon hat die Regierungskoalition einen neuen Konflikt. Aber es wird über die falschen Aspekte gestritten. Kosteneffizienz und Prävention kommen zu kurz. Nötig ist jedoch ein ganzheitlicher Ansatz.
„Auf die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland kommen nach Berechnungen der Unternehmensberatung Deloitte schnell wachsende Defizite in zwei- bis dreistelliger Milliardenhöhe zu. Daran ändern nach Einschätzung der Berater auch die bislang von der Bundesregierung angedachten Sparmaßnahmen nichts.
Ohne schnelle und tiefgreifende Reformen könnte sich das Einnahmedefizit der GKV im Jahr 2030 demnach bereits auf eine Summe von 89 bis 98 Milliarden Euro belaufen.“ Das berichtet Welt.de.
Unterdessen versucht die Bundesregierung, mit einem „kleinen Sparpaket“ kurzfristig Erhöhungen der Beitragssätze abzuwenden. „Zwei Milliarden Euro sollen damit eingespart werden“, sagte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken im Bericht aus Berlin.
Während die Ministerien am Wochenende im Fernsehen verspricht, Bürger und Unternehmen sollten nicht weiter belastet werden, sind gleichzeitig Zuzahlungen für Medikamente oder Krankenhausaufenthalte im Gespräch.
Gegen die Ideen der CDU-Ministerin hat prompt der Koalitionspartner protestiert. SPD-Generalsekretär Klüssendorf sagte dem Spiegel, Gesundheit dürfe keine Frage des Geldbeutels werden. „Wer sein Leben lang einzahlt, muss sich darauf verlassen können, dass Gesundheit keine Frage des Geldbeutels wird“, wird der Politiker zitiert.
Zwar müsse im Gesundheitswesen gespart werden, um die Krankenkassenbeiträge stabil zu halten. Aber Entscheidungen müssten sich „an der Lebensrealität der Mehrheit in diesem Land orientieren“. „Am Ende muss aber ein solidarisches und gerechtes Paket stehen, zu dem alle ihren Beitrag leisten, besonders auch diejenigen, die sehr viel haben.“
Die Beitragssätze haben sich seit 1970 bis heute mehr als verdoppelt.
Diese Debatte ist wieder einmal typisch. Die Kosten steigen und als Ausweg kommen Leistungskürzungen und Beitragserhöhungen ins Spiel. Am Ende bleiben wieder einmal die Patienten und Beitragszahler auf der Strecke.
Das haben schon frühere Reformen gezeigt. Dazu gehören das Gesundheitsreformgesetz, das Gesundheitsstrukturgesetz und das Beitragsentlastungsgesetz (VersicherungsJournal Medienspiegel 5.11.2021) sowie das Gesundheitsmodernisierungsgesetz (21.10.2003, 20.5.2005, 21.9.2005).
Während die Leistungen der GKV immer weiter reduziert wurden, stiegen die Beitragssätze an. Von 1970 bis heute haben sie sich mehr als verdoppelt. Das zeigt eine Dokumentation von Sozialpolitik-aktuell.de (PDF, 416 KB).
Der entscheidende Hebel ist die Prävention.
Als Grund für die Leistungskürzungen bei gleichzeitigem Beitragssatzanstieg werden immer wieder drei Gründe genannt:
Doch warum wird darüber kaum diskutiert? Wieso wird – bestenfalls zähneknirschend – der Kostenanstieg akzeptiert, statt ihn zu hinterfragen? Gesundheitspolitiker sollten dringend darüber nachdenken, wie sie die Krankenkassen in die Lage versetzen können, zum Beispiel
Der entscheidende Hebel ist aber die Prävention. Gesünder lebende Menschen werden seltener krank und später pflegebedürftig. Sie verursachen entsprechend weniger Kosten im Gesundheitswesen. Und durch weniger Fehlzeiten am Arbeitsplatz entlasten sie die Unternehmen.
Der unselige Trend zu psychischen Erkrankungen gehört unbedingt gestoppt.
Entscheidend ist bei der Vorbeugung, nicht mit der Gießkanne Geld für alle möglichen Maßnahmen auszugeben, sondern hier streng auf Effizienz und Akzeptanz zu achten. Schwerpunkt sollten die teuersten Volkskrankheiten sein. Dazu gehören die erschreckend zunehmenden psychischen Erkrankungen (28.7.2025, 8.5.2025, 28.3.2025).
Dieser unselige Trend gehört unbedingt gestoppt. Hier liegt ein enormes Potenzial, um Behandlungskosten und Ausfälle kostbarer Arbeitskraft zu begrenzen. Vermutlich gibt es für wirkungsvolle Prävention kein Patentrezept. Umso wichtiger ist es, die Möglichkeiten gründlich zu erforschen und neue Erkenntnisse rasch in der Praxis anzuwenden.
Bei den bereits Erkrankten sollte intensiver nach neuen Wegen gesucht werden, diese Menschen zu heilen, statt sie in der Berufsunfähigkeit ihrem Schicksal zu überlassen.
Die Koalition sollte Gesundheit und Pflege ganzheitlich angehen.
Es funktioniert am besten, was die Versicherten gerne mitmachen. Die Möglichkeiten dürften unerschöpflich sein.
Allein der Staat könnte in seinem direkten Einflussbereich einiges tun, zum Beispiel mit:
Die Regierungskoalition sollte sich auf jeden Fall von der bisher schon viel zu lange praktizierten einfachen Kombination von Leistungseinschränkungen und Beitragserhöhungen verabschieden und den Komplex Gesundheit und Pflege ganzheitlich angehen. Dabei gehören Kosteneffizienz und Prävention zwingend dazu.
Auch müsste das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass man Gesundheit nicht einfach kaufen kann, sondern viel mit Eigenverantwortung zu tun hat. Je besser das gelingt, desto größer ist die Chance, dass der medizinische Fortschritt trotz steigender Lebenserwartung zukünftig bezahlbar bleibt.
Enno Peters - Prävention ist sicher viel wert. mehr ...
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