Neuer Gegenwind für den „Krebs-Scan" der Hansemerkur

28.3.2024 – Im Marketing der Hansemerkur für ihren Tarif zur Krebsfrüherkennung spielt nach wie vor eine Studie eine wichtige Rolle, die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erstellt wurde. Die Einrichtung schließt sich jetzt der Einschätzung eines Expertenausschusses an und empfiehlt das Zurückziehen der Publikation.

Für viel Wirbel sorgte die Krankenzusatzversicherung „Krebs-Scan“ der Hansemerkur Krankenversicherung AG bei ihrer Einführung vor rund eineinhalb Jahren (VersicherungsJournal 5.5.2023, 16.8.2023). Die Police wird als „Programm zur Krebsfrüherkennung“ beworben, das Versicherungsnehmer „vom Anfangsverdacht bis hin zur finalen Diagnose“ absichern soll.

Im Mittelpunkt steht dabei der Bluttest „Pantum Detect“, der von der Firma Zyagnum AG entwickelt wurde. Dieser Test sei „nachweislich ein geeigneter Hinweisgeber“, schreibt die Hansemerkur auf ihrer Website. Dort steht auch, dass eine großangelegte Studie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) die Leistungsfähigkeit des Tests zur Krebsfrüherkennung gezeigt habe.

Kritik an Studie zum Bluttest zur Krebsfrüherkennung

Diese Studie aber stand von Beginn an in der Kritik (Medienspiegel 19.7.2023). Das UKE wurde aktiv und hat prüfen lassen, „ob und inwiefern die Standards der guten wissenschaftlichen Praxis bei der Publikation eingehalten worden sind“.

Der eingeschaltete Expertenausschuss zur Untersuchung wissenschaftlichen Fehlverhaltens (SEA) der Universität Hamburg hat jetzt seine Einschätzung vorgelegt. „In dem Bericht wurden vom SEA neben Kritik an der zugrundeliegenden klinischen Studie insbesondere Mängel am Publikationsprozess festgestellt“, schreibt das UKE in einer Stellungnahme zu diesem Papier.

„Der SEA hat daher die Retraktion, also das Zurückziehen der Publikation, empfohlen. Das UKE schließt sich dieser Empfehlung des SEA an und hat dies den am UKE tätigen Autor:innen mitgeteilt“, heißt es weiter. Die Rücknahme müsse durch die Autoren selbst erfolgen.

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Keine Qualitätssicherung der wissenschaftlichen Publikation

Ferner distanziere man sich von der Veröffentlichung im „Journal of Clinical and Medical Images“, da sie die Anforderungen für wissenschaftliche Publikationen nicht erfülle. Bei dem ausgewählten Journal bestehe der Verdacht, dass es sich um ein sogenanntes „Predatory Journal“ handelt. Diese Art von Journalen täusche lediglich vor, Studien einem inhaltlich ausführlichen und unabhängigen Peer-Review-Prozess zu unterziehen, welcher aber de facto nicht stattfinde.

Der Peer-Review-Prozess sei jedoch die essenzielle Grundlage der Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Publikationen, da externe Fachexperten Ergebnisse, Methoden, Daten und Schlussfolgerungen einer Veröffentlichung kritisch prüften und hierdurch das Risiko von Fehlern oder Überinterpretationen deutlich reduziert werde, so das Klinikum.

Hervorgehoben wird außerdem, dass die kommerzielle Verwertung der Veröffentlichung und das hiermit einhergehende Marketing nicht durch das UKE erfolge. Man habe „die beteiligten Unternehmen bereits zu Beginn des Prüfverfahrens aufgefordert, ihre Produkte nicht mit dem Namen UKE zu bewerben“, heißt es.

Grundsätzlich betone man das Potenzial von Bluttests in der Krebsfrüherkennung und unterstützt die Grundlagenforschung in diesem Bereich. Bluttests zum Nachweis von Signalen, die durch die Anwesenheit unterschiedlicher Tumorzellen im Körper vorliegen könnten, seien ein vielversprechender medizinischer Ansatz bei der Prävention von Krebs und beim rechtzeitigen Erkennen des Wiederaufflammens einer bereits behandelten Krebserkrankung, wird berichtet.

Hansemerkur nimmt die Empfehlung des UKE zur Kenntnis

Das VersicherungsJournal hat die Hansemerkur gebeten, die Empfehlung des UKE, die Studie zurückzuziehen, und den Vorwurf, schon vor Monaten aufgefordert worden zu sein, Produkte nicht mit dem Namen des Klinikums zu bewerben, zu kommentieren. Beide Aspekte waren in einem aktuellen Bericht des NDR hervorgehoben worden.

Eine Sprecherin des Versicherers schreibt mit Bezug zur Stellungnahme des Klinikums: „Die Hansemerkur hat diese zur Kenntnis genommen und wir nehmen uns nun die nötige Zeit, sie sachlich und sorgfältig zu bewerten.

Entgegen den gestern veröffentlichten Aussagen von unter anderem NDR und Tagesschau.de finden sich in der Stellungnahme des UKE keinerlei Hinweise auf eine ‚Rücknahme der Studie‘. Einzig aufgrund von Mängeln am Publikationsprozess wird das Zurückziehen der Publikation im ‚Journal of Clinical and Medical Images‘ empfohlen. Gleichzeitig hebt das UKE das Potenzial von Bluttests in der Krebsfrüherkennung explizit hervor.“

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Berufsunfähigkeit · Krankenzusatz-Versicherung · Marketing
 
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