Was die Kündigungsgefahr bei Beitragserhöhungen entschärft

19.9.2025 – Ein persönlicher Vertragsabschluss erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden auch bei einer Beitragserhöhung ihrem Versicherer treu bleiben. Das zeigt eine Verbraucherumfrage von Heute und Morgen. Das Analysehaus warnt vor Dominoeffekten: Schon eine einzelne Anpassung kann nicht nur zur Kündigung eines Vertrags führen, sondern den Kunden dazu bringen, die gesamte Preispolitik des Versicherers kritisch zu hinterfragen.

Die Heute und Morgen GmbH hat in einer aktuellen Studie untersucht, wie Kunden auf Beitragsanpassungen reagieren. Online befragt wurden insgesamt 1.500 Versicherungsnehmer im Alter zwischen 18 und 70 Jahren, die in letzter Zeit unmittelbar von Beitragserhöhungen betroffen waren.

Die Studie differenziert zwischen vier Sparten:

  • Kfz-Versicherung,
  • private Krankenvollversicherung (PKV),
  • Wohngebäudeversicherung sowie
  • Tier-OP- und Tierkrankenversicherung.

Zwischen vier und 15 Prozent der Versicherten kündigen

Laut Umfrage haben – je nach Sparte – zwischen vier und 15 Prozent der Kunden nach einer Beitragserhöhung gekündigt und den Versicherer gewechselt. Am häufigsten geschah das in der Kfz- und der Tierkrankenversicherung, wo die Kündigungsquote jeweils bei 15 Prozent lag und sich folglich etwa jeder siebte Kunde einen neuen Versicherer suchte.

Die niedrigste Kündigungsquote verzeichnete die Krankenvollversicherung mit vier Prozent. Ein Anbieterwechsel ist hier mit hohen Hürden verbunden – etwa wegen des nur teilweise möglichen Mitnehmens von Alterungsrückstellungen oder einer erneuten Risikoprüfung, die bei Vorerkrankungen zu Zuschlägen oder Ausschlüssen führen kann.

Aus den Daten geht zudem nicht hervor, wie viele PKV-Kunden stattdessen von ihrem Recht nach § 204 VVG Gebrauch machten und in einen anderen Tarif ihres bisherigen Versicherers wechselten.

In der Wohngebäudeversicherung haben sich sieben Prozent der Versicherten einen neuen Vertrag gesucht. Auch hier erschweren Hürden den Wechsel zu einem anderen Versicherer – etwa vorhandene Vorschäden, eine inzwischen höhere Risikoeinstufung des Gebäudes oder strengere Annahmekriterien der Versicherer infolge vermehrt auftretender Elementarschäden (VersicherungsJournal 18.6.2024).

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Persönliche Beratung erhöht Bindung an den Versicherer

Darüber hinaus hat das Analysehaus ermittelt, welche Faktoren eine Kündigung oder einen Wechsel bremsen – und welche sie begünstigen. Besonders kündigungsbereit zeigten sich Kunden, die ihre Verträge anonym oder online abgeschlossen hatten: Hier lag die Wechselneigung nach einer Beitragsanpassung um mehr als ein Viertel höher.

Deutlich geringer ist die Wechselbereitschaft, wenn der Vertrag persönlich oder telefonisch abgeschlossen wurde. Laut Heute und Morgen hat dieser Faktor den stärksten Bremseffekt: Über alle Sparten hinweg sinkt die Kündigungswahrscheinlichkeit nach einer Beitragserhöhung um 54 Prozent.

Darüber hinaus gilt: Je stärker die Beitragsanpassung subjektiv als hoch empfunden wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Kündigung. Als Daumenregel gilt hier laut Heute und Morgen: Erhöht der Versicherer den Beitrag um mehr als zehn Prozent, nimmt die Unzufriedenheit und Wechselbereitschaft des Kunden deutlich zu.

In der Kfz-Versicherung kündigten zum Beispiel elf Prozent der Kunden ihren Vertrag, wenn die Beitragserhöhung unter zehn Prozent lag. Lag die Anpassung zwischen zehn und 25 Prozent, stieg die Kündigungsquote auf 14 Prozent. Und bei Beitragsanpassungen von 25 Prozent und mehr wanderte mehr als jeder vierte Kunde (28 Prozent) ab.

Umfrage zu Beitragsanpassungen bei Versicherungen (Bild: Heute & Morgen)
Umfrage zu Beitragsanpassungen bei Versicherungen (Bild: Heute & Morgen). Zum Vergrößern Bild klicken.

Warnung vor Domino-Effekten

Bei Kunden mit mehreren Verträgen bei ein und demselben Versicherer – in den untersuchten Sparten rund 40 bis 60 Prozent der Fälle – können einzelne Beitragssteigerungen eine Kettenreaktion auslösen. Bereits eine Anpassung in einem Vertrag kann dazu führen, dass die gesamte Versicherungsausstattung beim Anbieter infrage gestellt wird, warnt Heute und Morgen.

Im schlimmsten Fall trennt sich der Kunde dann vollständig von seinem Versicherer. Je nach Sparte trat dieser Dominoeffekt in vier bis zwölf Prozent der Fälle mit Mehrfachverträgen auf, berichtet das Analysehaus.

„Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass Versicherer kurz- und mittelfristige Wechselrisiken infolge von Beitragssteigerungen ernst nehmen und mit differenzierten Strategien aktiv gegensteuern sollten“, kommentiert Dr. Michaela Brocke, Geschäftsführerin bei Heute und Morgen, die Ergebnisse.

Stärkung des persönlichen Kontakts bremst die Kündigungsgefahr

Studienleiterin Karina Grünhage ergänzt: „Empfehlenswert sind insbesondere

  • die Stärkung des persönlichen Kontakts beim Vertragsabschluss,
  • die aktive Gestaltung der subjektiven Preiswahrnehmungen durch nachvollziehbare Begründungen,
  • das Angebot flexibler Alternativen zu Beitragserhöhungen – vor allem für besonders preissensible Zielgruppen – sowie
  • ein regelmäßiges Kündigermonitoring.“

Die Studie „Beitragsanpassungen in der Assekuranz – Kundenreaktionen und Handlungsspielräume für Versicherer“ bietet detaillierte Analysen und praxisnahe Handlungsempfehlungen, aufgeschlüsselt nach Zielgruppen, Handlungskontexten und Spartenspezifika. Sie ist kostenpflichtig über die Webseite von Heute und Morgen erhältlich.

 
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