Regulatorik raubt Maklern durchschnittlich einen Tag pro Woche

25.6.2025 – Steigende regulatorische Anforderungen gehen zu Lasten der persönlichen Kundenberatung. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Studie, die ein Zusammenschluss deutscher Maklerversicherer beauftragt hat. Demnach erkennen die befragten Vermittler von Versicherungen, Finanzanlagen und Immobiliendarlehen in den Vorschriften hinsichtlich ihrer Arbeit teilweise wenig Mehrwert für Privatkunden.

Die regulatorischen Aufgaben zu erfüllen, stellt eine „immense Bürde im Vermittleralltag“ dar, kritisiert die Bundesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Versicherungsmakler (BFV). Insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe gefährde das hohe Maß an Vorschriften mittlerweile Existenzen.

„Tatsächlich hat jeder dritte Makler schon darüber nachgedacht, sich aufgrund der zunehmenden administrativen Pflichten aus dem Geschäft zurückzuziehen“, berichtet der BFV. Das zeige eine im März zusammen mit der Zeitschrift Asscompact durchgeführte Online-Umfrage.

Die Nettostichprobe aus der Finanz- und Versicherungsbranche setzt sich aus den folgenden Vermittlertypen mit Angabe ihrer Zulassungsgrundlage zusammen (Mehrfachnennungen möglich):

Abbild der Finanz- und Versicherungsvermittler

[Frage: Wie viele Stunden verwenden sie insgesamt für regulatorische Anforderungen (zum Beispiel VersVermV, IDD, Mifid II, DSGVO, ESG, Beratungsdokumentation et cetera) pro Woche? (Bild: BFV)]

Die 565 Teilnehmer haben nach Angaben der Studienautoren ein Durchschnittsalter von 58,7 Jahren und sind mit einem Anteil von 85,1 Prozent mehrheitlich Männer. Die Ergebnisse böten damit ein „sehr gutes Abbild der Finanz- und Versicherungsvermittler hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsstruktur“.

Mit dem leidigen Papierkram verbringen die meisten Vermittler (45,7 Prozent) durchschnittlich zwischen sechs und zehn Stunden pro Woche. Nur 20,5 Prozent der Befragten geben an, weniger als fünf Stunden zu brauchen. Bei 12,2 Prozent sind es hingegen mehr als 15 Stunden.

Frage: Wie viele Stunden verwenden sie insgesamt für regulatorische Anforderungen (zum Beispiel VersVermV, IDD, Mifid II, DSGVO, ESG, Beratungsdokumentation et cetera) pro Woche? (Bild: BFV)
Zum Vergrößern Bild klicken.Frage: Wie viele Stunden verwenden Sie insgesamt für regulatorische Anforderungen (zum Beispiel VersVermV, IDD, Mifid II, DSGVO, ESG, Beratungsdokumentation et cetera) pro Woche? (Bild: BFV)

„Der enorme administrative Aufwand geht klar zu Lasten der Kunden“, kommentiert der BFV das Ergebnis. „Denn über die Hälfte der Befragten gibt an, dass pro Kundentermin bis zu 60 Minuten auf regulatorisch bedingte Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben entfallen.“

Bringen Vorschriften einen Mehrwert für den Kunden?

Bestimmte Anforderungen erfordern besonders viel Mühe: Mehr als 90 Prozent schätzen den Aufwand für Dokumentationspflichten in der IDD oder Mifid II als sehr oder eher hoch ein. Es folgen die Haftung und Berichterstattung (87,1 Prozent), die DSGVO (83,4) und Kundenaufklärungspflichten (82,5).

Der entsprechende Aufwand steht aus Maklersicht nicht immer im Verhältnis zum Mehrwert für den Kunden. Den Nutzen einzelner Vorgaben erkennen viele Vermittler zwar beispielsweise bei den Themen Kundenaufklärung (71,9 Prozent) und Weiterbildung (66,9).

Doch deutlich weniger Befragte erkennen einen hilfreichen Mehrwert für ihre Kunden bei anderen Anforderungen. Den DSGVO-Schutz nennen hier noch 22,5 Prozent, die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz und Anpassungen durch ESG nur zwölf beziehungsweise 10,8 Prozent.

Regulatorik steht Verbraucherschutz entgegen

Erwin Hausen (Bild: BFV)
Erwin Hausen (Bild: BFV)

[Erwin Hausen (Bild: BFV)]

Das führe in der Beraterpraxis zu Problemen, berichtet Erwin Hausen, Koordinator der BFV. „Es bleibt weniger Zeit für qualifizierte Beratungen. Doch die ist der eigentliche Kern des Verbraucherschutzes.“ Diesem Ziel stehe die zunehmende Regulatorik aber entgegen, sagen 67,1 Prozent der Befragten.

„Die Überregulierung frisst Zeit, die für die persönliche Kundenberatung und -betreuung gebraucht wird“, so Hausen weiter. „Das betonen wir in unseren Stellungnahmen auf politischer Bühne immer wieder. Mit unserer Vermittlerbefragung konnten wir das nun auch quantifizieren.“

Zu den Mitgliedsunternehmen der 2014 gegründeten BFV zählen mittelständische Versicherer, die überwiegend mit Versicherungsmaklern zusammenarbeiten. Sie unterhalten insgesamt rund 90.000 Geschäftsanbindungen mit registrierten ungebundenen Versicherungsvermittlern.

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