2.10.2025 – Laut einer GDV-Auswertung von Dekra-Daten sind die Stundensätze in Kfz-Werkstätten innerhalb eines Jahres erneut um acht Prozent gestiegen. Zusammen mit den ebenfalls gestiegenen Ersatzteilpreisen treiben sie die Reparaturkosten nach Unfällen spürbar in die Höhe.
Die Stundensätze in deutschen Kfz-Werkstätten sind im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen. Das berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) auf Grundlage einer eigenen Auswertung.
„Arbeiten an der Mechanik, Elektrik oder der Karosserie kosteten 2024 im Schnitt 202 Euro pro Stunde, Lackierarbeiten sogar 220 Euro. Beide Preise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um fast acht Prozent“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Im Vorjahr waren die Stundensätze bereits um knapp neun Prozent gestiegen (VersicherungsJournal 15.10.2024).
Mit dem erneuten Preisanstieg setze sich eine Entwicklung fort, die der GDV seit 2017 beobachtet. „Die Werkstattkosten steigen deutlich schneller als die allgemeine Teuerung: Während der Verbraucherpreis-Index von 2017 bis 2024 um etwa 24 Prozent angezogen hat, haben Werkstätten und Lackierereien ihre Stundensätze im selben Zeitraum um 50 Prozent erhöht“, ergänzt der Manager.
Die seit Jahren steigenden Reparaturkosten wirken sich spürbar auf die wirtschaftliche Lage der Kfz-Versicherer aus, wie der GDV weiter berichtet. In den vergangenen zwei Jahren habe die Branche versicherungstechnische Verluste von nahezu fünf Milliarden Euro geschrieben.
„Ein durchschnittlicher Pkw-Sachschaden kostete 2024 in der Kfz-Haftpflicht rund 4.250 Euro – das sind sieben Prozent mehr als im Vorjahr und fast 60 Prozent mehr als 2017, als der Durchschnittswert noch bei etwa 2.700 Euro lag“, berichtet Asmussen.
Neben den steigenden Stundensätzen wirken sich hier auch die Kosten für Autoersatzteile und hohe Schäden durch Naturgefahren aus. Allein zwischen 2013 und 2023 verteuerten sich Ersatzteile laut Verband um 70 Prozent – die allgemeinen Verbraucherpreise stiegen im gleichen Zeitraum nur um 28 Prozent (21.5.2025).
Ein Grund für die steigenden Ersatzteilkosten ist nach Angaben des GDV das Quasi-Monopol der Autohersteller: Patentschutz verhindert oft den Einbau günstiger Alternativen. Hinzu kommen neue Fahrzeugtechnologien, die die Reparatur verteuern. Selbst bei kleineren Schäden müssen immer häufiger kostspielige Komponenten wie Sensoren oder Kameras ersetzt werden.
Den Kostendruck spüren auch die Versicherten – in Form stark steigender Kfz-Prämien. Die Verivox Versicherungsvergleich GmbH hat 330 Tarife von 40 Versicherern ausgewertet. Demnach zahlten Neukunden im April 2025 durchschnittlich 16 Prozent mehr als im Vorjahresmonat; in der Vollkasko lag das Plus sogar bei 17 Prozent.
Innerhalb von nur drei Jahren legten die Beiträge im Neugeschäft sogar um durchschnittlich 50 Prozent zu, berichtet Verivox weiter.
Doch nicht nur im Neugeschäft stiegen die Prämien deutlich. Im März erklärte Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandssprecher der Huk-Coburg-Gruppe, dass zum Jahresbeginn auch im Bestand Anpassungen im zweistelligen Prozentbereich notwendig waren (7.3.2025). Die Gruppe ist nach eigenen Angaben mit rund 14 Millionen versicherten Fahrzeugen der größte deutsche Autoversicherer.
Heitmann sprach von einer „neuen Schadenrealität“, auf die sich die Kfz-Versicherer einstellen müssten. Die Preisanpassungen in der abgelaufenen Wechselsaison seien historisch einmalig gewesen. Besonders der Kostenanstieg im Jahr 2023 hätten viele überrascht und sei nicht vorauszusehen gewesen – in dem Jahr hatte die Huk im Kfz-Segment eine Combined Ratio von 113,4 Prozent.
Auch in der kommenden Wechselsaison müssen sich Autofahrer auf höhere Prämien einstellen. Auf der „K-Tagung 2025“ der Meyerthole Siems Kohlruss Gesellschaft für aktuarielle Beratung (MSK) wurde berichtet, dass die Branche für das kommende Jahr durchschnittliche Anpassungen von fünf bis sechs Prozent erwartet. Bei der Kfz-Flottenversicherung wird sogar mit Steigerungen von bis zu 15 Prozent gerechnet (5.9.2025).
„Die diesjährige Wechselsaison in der Kfz-Versicherung wird erneut von anspruchsvollen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt sein“, erklärte eine Sprecherin der VHV Allgemeine Versicherung AG auf Anfrage.
Die Entwicklung der Schadenkosten bleibe angespannt und werde je nach Tarif, Schadenklasse und Regionalklasse für eine dynamische Preisentwicklung im Markt sorgen, so die Sprecherin weiter. Nach versicherten Fahrzeugen ist die VHV der drittgrößte Autoversicherer in Deutschland.
Die Kfz-Versicherer reagieren mit verschiedenen Maßnahmen auf die steigenden Werkstattkosten. Viele kooperieren mit Autoherstellern und Werkstätten, um die Preise im Sinne der Kunden zu senken und Rabatte durchzusetzen. Manche gehen noch weiter: So übernahm die Huk 2024 die Mehrheit an der Werkstattkette Pitstop.de GmbH (29.11.2024).
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