Welche Halbjahresbilanz die kriselnde Nürnberger Versicherung vorlegt

2.9.2025 – Die Versicherungsgruppe erzielt im ersten Halbjahr 2025 wieder ein positives Konzernergebnis, nachdem im Vorjahr noch hohe Verluste gemeldet werden mussten. Das Plus von 47,7 Millionen Euro ist unter anderem auf Bestandsbereinigungen und harte Sanierungsmaßnahmen zurückzuführen.

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Die Nürnberger Beteiligungs-AG sorgte im April mit tiefroten Zahlen für Schlagzeilen. Im Geschäftsjahr 2024 verzeichneten die Franken einen Verlust von 77 Millionen Euro, womit das Konzernergebnis um 120 Millionen Euro sank. Schon 2023 war das Ergebnis mit 42,8 Millionen Euro um rund 39 Prozent eingebrochen (VersicherungsJournal 8.4.2025).

Die roten Zahlen führten zunächst zu Verkaufsgerüchten innerhalb der Branche. Anfang August bestätigte der Versicherer, dass die Vienna Insurance Group AG Wiener Versicherung Gruppe (VIG) die Übernahme einer kontrollierenden Mehrheitsbeteiligung an der Nürnberger Versicherung prüfe. Eine Entscheidung soll im vierten Quartal fallen (8.8.2025).

Deutlich verbessertes Ergebnis im ersten Halbjahr 2025

Am Montag hat die Beteiligungs-AG ihren Halbjahresfinanzbericht 2025 (PDF, 682 KB) vorgestellt. Demnach erzielte die Nürnberger ein deutlich verbessertes Halbjahresergebnis von 47,7 Millionen Euro. Im Vorjahr stand noch ein Minus von 22,9 Millionen in den Büchern.

Das Ergebnis vor Steuern lag im Halbjahr bei 63,8 Millionen Euro (Vorjahr: -10,2 Millionen). Der Konzernumsatz sank auch durch abgestoßenes Geschäft um 2,2 Prozent auf 2,239 Milliarden Euro.

Zwei Sanierungsprogramme zur Senkung der Kosten

Die Versicherungsgruppe führt die positiven Zahlen auch auf den Erfolg ihrer Sanierungsmaßnahmen zurück. Bereits Mitte 2024 hatte der Konzern angekündigt, bis zum Jahresende 2025 am Hauptsitz 600 Vollzeitstellen zu streichen (11.2.2025).

Zusätzlich wurden zwei Programme gestartet, um 75 Millionen Euro pro Jahr einzusparen. Mit „Fit für die Zukunft“ sollen konzernweit Kosten gesenkt werden – etwa durch den Abbau von Aktivitäten und effizientere Prozesse. Hier hatte die Nürnberger bislang Nachteile gegenüber dem Wettbewerb.

Das zweite Programm „Back2black“ richtet sich speziell an die Schaden- und Unfallsparte. Diese trug 2024 mit einem Minus von 157,4 Millionen Euro besonders stark zum negativen Konzernergebnis bei. Als Gründe wurden Großschäden sowie die hohe Schadeninflation in der Kfz- und Wohngebäudeversicherung genannt.

Die Halbjahresergebnisse belegen, dass die eingeleiteten Maßnahmen greifen und wir Fortschritte machen.

Harald Rosenberger

Deutlich niedrigere Kosten für den Versicherungsbetrieb

Harald Rosenberger (Bild: Nürnberger)
Harald Rosenberger (Bild: Nürnberger)

Infolge der Maßnahmen gingen die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb im ersten Halbjahr 2025 konzernweit um 21,1 Prozent auf 291 Millionen Euro zurück, berichtet die Gruppe. Die Zahl der Mitarbeiter sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 4.259 auf 3.892 gesunken.

Einsparungen seien auch durch niedrigere Provisionszahlungen erzielt worden, schreibt die Nürnberger. Details wollte sie nicht nennen. „Einzelheiten berichten wir im Halbjahresfinanzbericht nicht“, so eine Sprecherin. Man verweist lediglich darauf, dass sich die Provisionszahlungen im Einklang mit dem Neu- und Bestandsgeschäft in den jeweiligen Segmenten entwickelt hätten.

„Die Halbjahresergebnisse belegen, dass die eingeleiteten Maßnahmen greifen und wir Fortschritte machen. Dennoch liegt noch ein Weg vor uns, um nachhaltig und dauerhaft in die angestrebte Gewinnzone zurückzukehren“, kommentiert der Vorstandsvorsitzende Harald Rosenberger die aktuellen Zahlen.

An seiner Prognose hält Rosenberger trotz der unerwartet guten Zahlen fest: Für das Gesamtjahr 2025 erwarte er ein Konzernergebnis von rund 40 Millionen Euro.

Verbessertes Ergebnis im Schaden- und Unfallgeschäft

Im Schaden- und Unfallgeschäft erzielte die Nürnberger im ersten Halbjahr 2025 deutliche Fortschritte. Das versicherungstechnische Ergebnis drehte von minus 53,3 Millionen Euro im Vorjahr auf plus 0,3 Millionen.

Die Beitragseinnahmen gingen dagegen zurück: Nach Bestandsbereinigungen und der Kündigung des verlustreichen Transportgeschäfts sanken sie von 644,1 Millionen auf 572,1 Millionen Euro. Entsprechend verringerte sich auch die Zahl der Policen von 2,77 auf 2,54 Millionen.

Positiv wirkte sich aus, dass die Aufwendungen für Versicherungsfälle deutlich zurückgingen – von 325,7 auf 206,2 Millionen Euro. Dazu trug auch bei, dass wetterbedingte Großschäden im ersten Halbjahr ausblieben.

Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich spürbar auf 90,8 Prozent nach 110,1 Prozent im Vorjahr. Insgesamt erzielte das Segment zum 30. Juni 2025 ein Ergebnis von 10,8 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum war hier noch ein Minus von 63,8 Millionen Euro verbucht worden.

Leicht rückläufiges Geschäft in der Lebens-Sparte

In der Lebensversicherung war die Zahl der Verträge mit 2,40 Millionen leicht rückläufig (Vorjahr: 2,45 Millionen). Die Beitragseinnahmen gingen leicht um 0,4 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro zurück.

Das Gesamtergebnis des Lebens-Segments erhöhte sich um knapp zwölf Prozent auf 228,9 Millionen Euro. Nach höheren Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen lag das Segmentergebnis bei 25,0 Millionen Euro (Vorjahr: 28,4 Millionen).

Die Nürnberger Krankenversicherung AG steigerte ihre Beitragseinnahmen im ersten Halbjahr um fünf Prozent auf 166,2 Millionen Euro. Das Konzernergebnis legte leicht auf 16,3 Millionen Euro zu (Vorjahr: 15,3 Millionen). Im operativen Geschäft der Krankenversicherung selbst fiel das Ergebnis hingegen leicht auf 3,7 Millionen Euro (Vorjahr: 4,0 Millionen), da höhere Kosten und Rückstellungen das operative Ergebnis belasteten.

Verkauf von Unternehmenstöchtern beeinflusst Anlageergebnis

Die Erträge aus Kapitalanlagen stiegen von 378 auf 390 Millionen Euro. Positiv wirkte sich unter anderem der Verkauf von Anteilen an der Nürnberger Pensionsfonds AG (10.6.2024) und der italienischen Tochter Bene Assicurazioni S.p.A. Società Benefit in Mailand aus:

Beide Gesellschaften wurden zum 1. Januar 2025 veräußert, was zu einem Ertrag von insgesamt 17 Millionen Euro vor Steuern führte.

Zu der Frage, ob das verbesserte Ergebnis die Gespräche mit der Vienna Insurance Group beeinflusst und ob es neue Entwicklungen gibt, wollte sich die Nürnberger nicht äußern. Derzeit liegen dazu keine weiteren Informationen vor, erklärte eine Sprecherin.

 
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