12.12.2025 – Das angeschlagene VZB kommt nicht zur Ruhe: Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin bestätigt laut einem Medienbericht, dass sie auch einem Korruptionsverdacht gegen frühere Entscheidungsträger nachgeht. Die Schadenssumme könnte rund die Hälfte des Anlagevermögens aufzehren.
Das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin (VZB) steckt aufgrund riskanter und spekulativer Investments in finanziellen Schwierigkeiten – das war bereits bekannt (VersicherungsJournal 12.8.2025). In den vergangenen Tagen sind nun weitere Details an die Öffentlichkeit gelangt, die das Ausmaß der Probleme deutlicher werden lassen.
Nach Spekulationen, der Schaden könnte in die Milliarden gehen (7.11.2025), hat Thomas Schieritz, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des VZB, diese Größenordnung nun laut einem Bericht des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) bestätigt. Demnach rechnet das Versorgungswerk derzeit mit einem Verlust von rund 1,1 Milliarden Euro.
Es handle sich um „vorläufige Schätzungen. Das abschließende Ergebnis wird voraussichtlich im ersten Quartal 2026 vorliegen“, zitiert der RBB Schieritz.
Aktuell überprüfen mehrere Kanzleien die gehaltenen Geldanlagen der Versorgungseinrichtung und bewerten sie neu. Das gestaltet sich offenbar schwieriger als erwartet – der ursprünglich für das vierte Quartal angekündigte Geschäftsbericht 2024 liegt bislang immer noch nicht vor.
Bewahrheitet sich die Zahl, müsste die Kammer damit rund die Hälfte ihres ursprünglich 2,2 Milliarden Euro umfassenden Anlagevermögens abschreiben. Bei rund 10.000 versicherten Zahnärzten entspräche das durchschnittlich etwa 100.000 Euro pro Person – Gelder, die dann für Leistungen im Alter, bei Tod und Invalidität fehlen würden.
Pleitegehen können Versorgungswerke zwar in der Regel nicht, da Verluste über laufende Beiträge, Leistungsanpassungen, Rücklagen und Kapitalerträge ausgeglichen werden können. Die Folgen tragen jedoch die Versicherten – durch höhere Beiträge oder geringere Rentenleistungen (19.3.2025).
Der RBB zitiert aus einem Schreiben, das Berliner Zahnärzte an Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gesendet hätten. Die Ministerin werde „eindringlich ersucht“, die Kontrolle über das in Schieflage geratene Versorgungswerk zu übernehmen. Auch forderten die Ärzte ein Sondervermögen des Bundes, um „die Funktionsfähigkeit der Einrichtungen dauerhaft sicherzustellen“.
Es gelte, einen Systemkollaps abzuwenden, heißt es laut RBB weiter in dem Schreiben. Zudem werde gewarnt, dass die Schieflage des VZB zu einer massiven Abwanderung junger Zahnärzte in andere Bundesländer führen könnte. Zahnärzte, die im Einzugsbereich des Versorgungswerkes praktizieren, sind zur Pflichtmitgliedschaft verpflichtet.
Nachdem die Mitglieder des alten Verwaltungsausschusses infolge der hohen Abschreibungen abgewählt worden waren, bemühen sich das Team um den neuen Vorsitzenden Thomas Schieritz und seinen Stellvertreter Alexander Klutke nun um Aufarbeitung und mehr Transparenz. Dazu gehört auch, dass mögliche rechtliche Verfehlungen der früheren Entscheidungsträger geprüft werden.
Bereits im August hatte die Berliner Generalstaatsanwaltschaft bestätigt, dass sie im Fall des Versorgungswerks strafrechtliche Ermittlungen führe. Doch dabei geht es längst nicht mehr nur um mögliche Compliance- und Satzungsverstöße früherer Verantwortlicher:
Wie die Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH am Donnerstag berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft auch wegen des Verdachts der Korruption. Dies habe ein Sprecher der Behörde per E-Mail bestätigt.
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