Provinzial will rund 500.000 Getsafe-Verträge übernehmen

1.8.2025 – Die Provinzial will die Versicherungsverträge von Getsafe übernehmen, nachdem das junge Unternehmen angekündigt hatte, seine Versicherungslizenz zurückzugeben. Die Heidelberger sollen den Bestand jedoch weiterhin als Assekuradeur betreuen – auch unter eigenem Markennamen.

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Die Andsafe AG, eine Direktversicherungstochter des Provinzial Konzerns, will die Versicherungsverträge der Getsafe Insurance AG als Risikoträger übernehmen. Das teilt der Sparkassenversicherer der Presse mit. Aktuell prüfe das Bundeskartellamt die Übernahme der Verträge.

Konkret gehe es um rund 500.000 Verträge in den Produktgattungen Haftpflicht-, Hausrat-, Tierkranken- und Produktversicherung, etwa für Elektrogeräte. Getsafe solle künftig „das Gesicht zum Kunden“ bleiben und als Assekuradeur weiterhin Vertrieb, Betrieb und Schadenbearbeitung übernehmen.

Hintergrund ist ein plötzlicher Strategiewechsel von Getsafe. Anfang Juni hatte das Unternehmen mitgeteilt, seine Versicherungslizenz zurückgeben zu wollen – die es am 22. Oktober 2021 von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) erhalten hatte. Künftig wolle man nur noch als Assekuradeur auftreten (VersicherungsJournal 6.6.2025).

Christian Wiens (Bild: Getsafe)
Christian Wiens (Bild: Getsafe)

Plötzlicher Strategiewechsel bei Getsafe

Als Assekuradeur sind die Heidelberger bereits über die Getsafe Digital GmbH aktiv. Dennoch kam der Schritt für Branchenbeobachter überraschend. Im Versicherungsgeschäft arbeitete der Risikoträger laut dem Bericht über Solvabilität und Finanzlage (PDF, 1,87 MB) profitabel.

2024 erzielte der Versicherer demnach gebuchte Bruttobeiträge in Höhe von 25,6 Millionen Euro. Nach Rückversicherung verblieben 10,1 Millionen Euro an verdienten Beiträgen für eigene Rechnung. Zudem hatte Christian Wiens, Gründer und Geschäftsführer der Getsafe GmbH, ehrgeizige Pläne verkündet – auch für den eigenen Versicherer.

Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung kündigte er an, massiv in „Wachstum und Technologie“ investieren zu wollen. Erst im Jahr zuvor hatte der Versicherer eine Lizenz für Zahnzusatz- und Krankheitskostentarife erhalten.

Mit Wachstumsgeschwindigkeit unzufrieden

Zuletzt zeigte sich Getsafe mit dem Wachstum unzufrieden. „Die eigene Lizenz hat uns geholfen, unsere Technologie entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufzubauen und als neuer Marktteilnehmer Glaubwürdigkeit zu gewinnen“, sagte Wiens zur geplanten Rückgabe der Versicherungslizenz.

„Doch für unser Ziel, die führende Versicherungsplattform für digitale Kund:innen über alle Sparten hinweg zu werden, ist dieser Weg zu langsam und wenig flexibel“, so der Gründer zu dem Vorhaben, zukünftig nur noch Policen von Drittanbietern zu vertreiben.

Sich als junger Versicherer am Markt zu etablieren, kostet demnach erhebliche Ressourcen – auch, weil die eigene Marke bekannt gemacht und Vertrauen aufgebaut werden muss, während gleichzeitig strenge regulatorische Anforderungen gelten. Zudem erfordern Sparten wie private Kranken- und Lebensversicherung, die Getsafe ebenfalls ins Auge fasste, erhebliche Eigenmittel.

Provinzial will Kooperation mit Assekuradeuren ausbauen

Die Provinzial hebt im Pressetext zur geplanten Übernahme der Verträge die strategische Bedeutung der Zusammenarbeit mit Assekuradeuren hervor.

Wolfgang Breuer (Archivbild: Schmidt-Kasparek)
Wolfgang Breuer (Archivbild: Schmidt-Kasparek)

„Mit dieser Kooperation erweitern wir unsere Zusammenarbeit mit Assekuradeuren und setzen unser Know-how sowie unsere technologische Expertise gezielt ein. Dieses Segment bleibt auch weiterhin ein strategisches Wachstumsfeld, in das wir investieren werden“, sagt Dr. Wolfgang Breuer, Vorstandsvorsitzender des Provinzial Konzerns.

Nina Schmal, Vorständin für Kundenmanagement und neue Geschäftsmodelle bei der Provinzial, hebt zudem die „fachliche Expertise“ von Getsafe hervor.

Die Heidelberger hatten zuletzt 50 Millionen Euro in ihre sogenannte MGA-Plattform (Managing General Agent) investiert. Auf dieser werden Millionen von Datenpunkten der eigenen Kunden gesammelt, um sie gezielter ansprechen zu können.

Bei junger Kundengruppe stark aufgestellt

Getsafe ist nach eigenen Angaben besonders stark bei jungen Versicherungsnehmern – insbesondere im Segment der Erstabschließer, die man gezielt anspreche. Christian Wiens sieht sein Unternehmen hier sogar als Marktführer (12.2.2025) – ohne dass sich das überprüfen ließe. Genaue Daten zum eigenen Kundenbestand veröffentlicht das Unternehmen nicht.

Eine ähnliche Zielgruppe hat auch Andsafe als Versicherer im Blick: digitalaffine Kunden in der jungen bis mittleren Lebensphase, die langfristig an das Unternehmen gebunden werden sollen.

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