Arag kündigt sämtliche Kfz-Versicherungen im Bestand

23.7.2025 – Die Gesellschaft hat vorgemacht, wie man sanft aus der immer weniger beliebten Sparte Kfz aussteigt. Während früher die Autoversicherung als Türöffner für mehr Geschäft galt, ist sie heute eher ein extremer Kostentreiber. Versicherer mit kleinen Beständen, könnten sich am Modell Arag ein Beispiel nehmen.

2010 hatte die Arag Allgemeine Versicherungs-AG 40.000 Kfz-Kunden im Bestand. Trotzdem stieg das Unternehmen aus dem aktiven Autoversicherungsgeschäft aus.

Die Ausschließlichkeitsvermittler des Unternehmens können seit 2010 als sogenannte Ventillösung die Autopolicen der Helvetia Versicherungs-AG anbieten und erhalten für diese Vermittlung Provision. Die Kooperation soll auch nach Angaben der Arag nach der angekündigten Fusion von Helvetia und Baloise Sachversicherungs-AG (VersicherungsJournal 23.4.2025) fortbestehen.

Alle Kfz-Versicherungen werden gekündigt

15 Jahre lang hat die Arag ihren eigenen Kfz-Versicherungsbestand auf inzwischen etwas über 1.000 Kfz-Policen „abgeschmolzen“. Damit ist nach Unternehmensangaben der Betrieb der Autoversicherung nicht mehr wirtschaftlich.

Daher erhalten die Kundinnen und Kunden zum Ende des Jahres eine sogenannte Ablaufkündigung. „Zusätzlich werden die Kundinnen und Kunden rechtzeitig an den Ablauf des Versicherungsschutzes erinnert und bei Bedarf unterstützt“, erklärte ein Sprecher der Arag-Versicherung.

Für den Fall, dass vereinzelte Risiken vom Kooperationspartner nicht gezeichnet werden, habe der Arag-Stammvertrieb die Möglichkeit, diese über die Tochter Cura Versicherungsvermittlung GmbH im Markt zu platzieren.

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Arag hilft bei problematischen Risiken

Arag-Tower in Düsseldorf (Bild: Arag)
Arag-Tower in Düsseldorf (Bild: Arag)

So dürfen Kfz-Versicherer Kaskoschutz ganz ablehnen und bei der Kfz-Versicherung den Kunden einen deutlich abgespeckten Vertrag anbieten, der nur Schutz im Rahmen der gesetzlichen Deckungssummen umfasst. Sie belaufen sich derzeit für alle Personenschäden auf 7,5 Millionen Euro und 1,3 Millionen Euro für Sachschäden.

Demgegenüber bestätigt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), dass hohe Deckungssummen von pauschal 50 oder 100 Millionen Euro die Norm bei Kfz-Policen sind. In der Regel stehen dann bei Personenschäden acht bis 15 Millionen Euro je Opfer zur Verfügung.

Eine Ablehnung des Kaskoschutzes oder die Begrenzung der Kfz-Haftpflicht auf die gesetzliche Deckung dürfte aber die große Ausnahme sein. In der Regel werden Autofahrer problemlos voll versichert. Allein wenn es Einträge in der Anti-Betrugs-Datei gibt, kann es zu Problemen kommen.

Ein Auf und Ab in der Autoversicherung

Seit Jahren gibt es ein Auf und Ab bei der Autoversicherung. So warnt etwa Stefan Schmuttermair von der E+S Rückversicherung AG vor einer neuen Preisrunde, also vor dem Absenken der Prämien, um Marktanteile zu gewinnen.

Durch scharfen Wettbewerb können Autoversicherer schnell wieder ins Minus geraten. Während der GDV für 2025 ein durchschnittliches Beitragswachstum von 14 Prozent prognostiziert, sollen die Steigerungen in 2026 nur noch zwischen fünf und acht Prozent liegen.

Autoversicherung ist aktuell wieder profitabel

Durch extreme Beitragserhöhungen im Neu- und Ersatzgeschäft ist es den Autoversicherern aktuell gelungen – nach hohen Verlusten in den letzten Jahren – zurück in die Gewinnzone zu steuern.

Nach einer Analyse der General Reinsurance Corporation (Gen Re) wird die Schadenkostenquote (Combined Ratio – CR) 2025 für die gesamte Kfz-Versicherung bei 96 Prozent liegen. In der Kfz-Haftpflichtversicherung liegt die CR sogar bei 90 Prozent, in der Teilkaskoversicherung bei 93 Prozent und allein in der Vollkaskoversicherung mit 106 Prozent noch im Minus.

Zu dem technischen Gewinn kommen aber noch Erträge aus Kapitalanlagen aus den Rücklagen der Assekuranzen. Die Autoversicherung ist somit wieder profitabel.

Arag als Vorbild für einen sanften Ausstieg

Dennoch könnte das Ventillösungsmodell der Arag durchaus Schule machen. Denn der Markt dürfte angesichts immer schnellerer und komplexerer Kalkulation, für kleinere Versicherer besonders schwierig geworden sein. Eine ganze Reihe Versicherer haben einen Bestand, der unter 150.000 Fahrzeugen liegt.

Nach eigenen Angaben gilt das etwa für die Münchener Verein Allgemeine Versicherungs-AG, die 2024 rund 41.000 Kfz-Risiken im Bestand hatte. Bei der Hansemerkur Allgemeine Versicherung AG waren es 56.000 Policen, bei der Volkswohl Bund Sachversicherung AG rund 74.000 Verträge und bei der Rheinland Versicherungs AG rund 134.000 Kfz-Risiken.

Wenn sich solche Bestände nicht mehr effizient verwalten lassen, kann der Weg der Arag ein Muster für einen sanften Ausstieg aus der Sparte sein.

 
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