Was Allianz-Chef Oliver Bäte und andere Dax-Vorstände verdienen

30.7.2025 – Die Vorstandschefs der 40 DAX-Konzerne erzielten im Jahr 2024 eine durchschnittliche Vergütung von knapp 5,75 Millionen Euro, wie eine Auswertung der DSW zeigt. Oliver Bäte platzierte sich mit einer Gesamtvergütung von mehr als 8,46 Millionen Euro auf Rang fünf der Bestverdiener.

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Die DSW – Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. hat gemeinsam mit der Technischen Universität München ihre Vorstandsvergütungsstudie 2025 vorgelegt. Bereits seit 26 Jahren nehmen die beiden Einrichtungen die Gehälter der DAX-Vorstände unter die Lupe.

Gehaltsschere in DAX-Unternehmen: Vorstände verdienen das 41-Fache

DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler verwies bei der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in München darauf, dass die Zahlen zur Vorstandsvergütung regelmäßig für gesellschaftliche Debatten sorgen.

„Eilen die Topmanager von Rekord zu Rekord im eigenen Geldbeutel, während Inflation und hohe Energiepreise das tägliche Leben der Menschen im Land erschweren, ist die Empörung besonders groß. Und tatsächlich klafft die Schere zwischen Vorständen und Mitarbeitenden in der Vergütung kontinuierlich auseinander“, sagte der Fachanwalt.

Die durchschnittliche Gesamtvergütung eines DAX-Vorstands liege demnach beim 41-Fachen der durchschnittlichen Personalaufwendungen pro Mitarbeiter – ein Wert, der als „Vertikalität“ bezeichnet wird. Diese Kennzahl beschreibt das Gehaltsverhältnis zwischen Vorstand und Belegschaft.

Im Durchschnitt verdiente ein DAX-Vorstand in Deutschland 2024 rund 3,759 Millionen Euro, so berichtet Tüngler. Das seien drei Prozent mehr als im Vorjahr. Blickt man allein auf die Vorstandsvorsitzenden, so ist die Gesamtvergütung mit durchschnittlich 5,747 Millionen Euro noch einmal deutlich höher.

Vorstandsvergütung ist zunehmend an das Erreichen von Zielen gebunden

In der öffentlichen Debatte werde aber gern übersehen, dass ein großer Teil der Vorstandsvergütung inzwischen variabel sei, gab Tüngler zu bedenken. Dieser Anteil sei meist auf langfristigen Unternehmenserfolg angelegt.

Langfristige Anreize, die an den Aktienkurs gekoppelt sind („Long Term Incentives“) sollen demnach kurzfristige Effekte reduzieren und eine nachhaltige Strategie fördern. Dabei gliederte sich die durchschnittliche Gesamtvergütung der Dax-Vorstände 2024 wie folgt auf:

  • 31,9 Prozent wurden als Fixvergütung gezahlt.
  • 25,4 Prozent entfielen auf die kurzfristige variable Vergütung (STI). Diese ist in der Regel an das Erreichen bestimmter Kennzahlen gebunden. Im Schnitt setzen die DAX-Konzerne dafür laut Studie acht Kennzahlen ein – drei finanzielle, etwa Umsatz oder operatives Ergebnis, und fünf nicht-finanzielle. Letztere betreffen häufig Ziele in den Bereichen Nachhaltigkeit, Mitarbeiterentwicklung oder Compliance.
  • 42,7 Prozent entfallen auf die langfristige variable Vergütung (LTI). Sie ist meist an das Erreichen strategischer Ziele gekoppelt, etwa an den langfristigen Unternehmenserfolg oder an die Entwicklung des Aktienkurses, und wird häufig erst nach mehreren Jahren ausgezahlt – oft in Form aktienbasierter Vergütungen. Während bei der kurzfristigen Vergütung vor allem Bilanzkennzahlen im Vordergrund stehen, greifen Unternehmen bei der langfristigen Vergütung stärker auf kapitalmarktorientierte Kennzahlen zurück, beobachten die Studienautoren.

Die Topverdiener unter den Vorstandschefs

Das höchste Jahresgehalt aller DAX-Vorstandschefs erzielte laut Vorstandsvergütungsstudie Dr. Oliver Blume von der Volkswagen AG. Darin wurden auch seine Bezüge als Vorstandsvorsitzender der Porsche AG mit einbezogen.

Von Blumes Gesamtvergütung in Höhe von knapp 10,6 Millionen Euro entfielen lediglich gut 2,68 Millionen Euro auf das Grundgehalt; rund drei Viertel stammten aus variablen Vergütungsbestandteilen.

An zweiter Stelle folgt Bjørn Gulden von der Adidas AG mit 10,317 Millionen Euro. Auch beim norwegischen Chef des Sportartikelherstellers und früheren Fußballprofi entfällt nur etwas mehr als ein Drittel auf das fixe Gehalt.

Christian Sewing von der Deutsche Bank AG erzielt mit 9,866 Millionen Euro die dritthöchste Gesamtvergütung, gefolgt von Christian Klein, CEO der SAP SE, mit 9,268 Millionen Euro.

Allianz-Chef Oliver Bäte auf Rang fünf

Oliver Bäte (Bild: Allianz)
Oliver Bäte (Bild: Allianz)

Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE, erzielte mit einer Gesamtvergütung von 8,463 Millionen Euro das fünfthöchste Gehalt. Davon entfielen 2,012 Millionen Euro auf das Fixgehalt, 2,304 Millionen auf die kurzfristige und 4,147 Millionen Euro auf die langfristige variable Vergütung.

Zu beachten ist, dass sich die in der Studie ausgewiesene Vergütung von jener im Geschäftsbericht der Allianz (PDF, 6,82 MB) unterscheidet. Die Allianz weist gemäß § 162 AktG für Bäte eine Gesamtvergütung von 9,166 Millionen Euro aus, die sich mit Pensionszusagen sogar auf 10,23 Millionen Euro erhöht.

Diese Abweichungen entstehen durch unterschiedliche Bewertungsansätze: Vergütungsstudien berücksichtigen oft den Wert der langfristigen variablen Vergütung zum Zeitpunkt der Zuteilung und verwenden dabei standardisierte Annahmen. So werden Zufallseffekte oder kurzfristige Marktbewegungen vermieden, die sonst die Vergütungsanalyse verzerren könnten.

Der Geschäftsbericht hingegen weist meist die tatsächlichen oder realisierten Auszahlungen aus und bewertet aktienbasierte Vergütungen dementsprechend anders.

Vorstandsvorsitzende im Dax mit der höchsten Gesamtvergütung 2024

Vorstandsvorsitzender

Fixe Barvergütung*

Kurzfristige variable Vergütung*

Langfristige variable Vergütung*

Gesamtvergütung*

Dr. Oliver Blume (Volkswagen AG)

2.683

3.336

4.580

10.599

Bjørn Gulden

(Adidas AG)

3.776

3.608

2.933

10.317

Christian Sewing

(Deutsche Bank AG)

3.863

2.448

3.555

9.866

Christian Klein

(SAP SE)

1.445

3.045

4.778

9.268

Oliver Bäte

(Allianz SE)

2.012

2.304

4.147

8.463

Bill Anderson

(Bayer AG)

3.217

1.602

3.600

8.419

Dr. Belén Garijo Lopez

(Merck KGaA)

1.558

0

6.815

8.373

Dr. Roland Busch

(Siemens AG)

2.048

2.464

3.500

8.012

Timotheus Höttges

(Deutsche Telekom AG)

2.202

2.628

2.900

7.730

Ola Källenius

(Mercedes-Benz AG)

2.381

2.626

2.717

7.724

Wo sich die Vorstandschefs der anderen DAX-Versicherer einordnen

Neben der Allianz sind aktuell nur zwei weitere Versicherer unter den 40 im DAX gelisteten Unternehmen vertreten: die Munich Re AG und die Hannover Rück SE.

Munich-Re-Konzernchef Dr. Joachim Wenning erzielte 2024 laut Studie eine Gesamtvergütung von 5,926 Millionen Euro. Davon entfielen 2,722 Millionen Euro auf das Fixgehalt, 1,336 Millionen Euro auf die kurzfristige variable Vergütung und 1,867 Millionen Euro auf die langfristige variable Vergütung. In der Bestenliste der Top-Verdiener belegt er damit Rang 18.

Jean-Jacques Henchoz, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück, erhielt 3,642 Millionen Euro – darunter 942.000 Euro Fixgehalt, 1,08 Millionen Euro kurzfristige und 1,62 Millionen Euro langfristige variable Vergütung. Er platzierte sich damit auf Rang 32.

Internationaler Vergleich: Anderswo verdienen Vorstandschefs noch mehr

Im internationalen Vergleich liegen die Vorstandsvorsitzenden der DAX-Unternehmen auch 2024 weiterhin vergleichsweise niedrig im Gehalt.

So verdienen die CEOs der im Schweizer Swiss Market Index (SMI) gelisteten Unternehmen im Schnitt 8,222 Millionen Euro, jene der im französischen Leitindex CAC 40 gelisteten Konzerne 6,390 Millionen Euro. Auch im europäischen Leitindex Euro Stoxx 50 liegt die durchschnittliche Vergütung – ohne deutsche Firmen betrachtet – mit 7,916 Millionen Euro deutlich über dem Niveau im DAX.

Noch deutlicher sind die Unterschiede zu den USA: Die Vorstandschefs der Unternehmen im Dow Jones Industrial Average (DJIA) erhalten mit durchschnittlich 28,530 Millionen Euro ein Vielfaches der europäischen Vergütungen.

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Nachträgliche Ergänzung vom 30. Juli 2025:

Wie die DSW dem VersicherungsJournal nach Redaktionsschluss mitgeteilt hat, haben die Abweichungen der eigenen Daten von den ausgewiesenen Vergütungen in den Geschäftsberichten ihren Ursprung darin, dass „die Definition und Darstellung der sogenannten gewährten und geschuldeten Vergütung gemäß § 162 Absatz 1 AktG nicht einheitlich über alle Unternehmen hinweg erfolgt“. Die DSW-Studie nutzt deshalb ein einheitliches Schema:

  • Zur Fixvergütung zählen neben dem Grundgehalt auch Nebenleistungen, darunter sogenannte Pensionsäquivalente – also Zahlungen, die eigenständig für die Altersvorsorge verwendet werden können.
  • Für die kurzfristige variable Vergütung wird – abhängig von der Berichtsweise des Unternehmens – entweder der für das Geschäftsjahr „gewährte“ Betrag verwendet oder, falls dieser nur tatsächliche Zahlungen abbildet, der „erdiente“ Wert aus ergänzenden Tabellen.
  • Bei der langfristigen variablen Vergütung greifen die Studienautoren grundsätzlich auf den Zielbetrag zurück; fehlt dieser oder hängt die Zuteilung bereits vom Erreichen bestimmter Ziele ab, wird der Zuteilungswert (gegebenenfalls als Zeitwert) angesetzt.
  • Einmalzahlungen wie Abfindungen, Begrüßungsgelder oder Pensionsaufwände zählen nicht zur ausgewiesenen Gesamtvergütung, sondern werden separat dargestellt.

„Bei realen Programmen kann die Ausübung von Aktienoptionen aus in verschiedenen Jahren aufgelegten Optionsprogrammen in einem Jahr zusammenfallen. Auf diese Weise entstehen teilweise außergewöhnlich hohe Vergütungen einzelner Vorstandsmitglieder.

Es kann daher bei der Verwendung der Zahlungsgrößen zu großen Schwankungen zwischen den Jahren kommen. Aus diesem Grund verwenden wir in der vorliegenden Studie für die langfristigen variablen Vergütungskomponenten die Zielbeträge oder Zuteilungs- beziehungsweise Zeitwerte“, so der Sprecher.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Geschäftsbericht · Inflation · Mitarbeiter · Nachhaltigkeit · Personal · Strategie
 
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