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Versicherungsmakler beklagen Deckungsnotstand in der Industrie- und Gewerbeversicherung

23.5.2025 – Eine Umfrage im Auftrag des BDVM zeigt, dass mittelständische Versicherungsmakler zunehmend Probleme haben, Versicherungsschutz für Industrie- und Gewerbebetriebe zu finden. Besonders betroffen von Engpässen sind die Abfallwirtschaft, rohstoffverarbeitende Betriebe sowie der Bereich Lager und Logistik.

Finden spezialisierte Versicherungsmakler ausreichende Kapazitäten für ihre Gewerbekunden? Dieser Frage ist die Versicherungsforen Leipzig GmbH im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler e.V. nachgegangen.

An der Studie „Deckungsnotstand in der Gewerbe- und Industrieversicherung“ beteiligten sich 128 Maklerunternehmen. Die Hälfte davon beschäftigt vier bis zehn Mitarbeiter, 41 Prozent elf bis 80 Mitarbeiter, zwei Prozent 81 bis 200 Mitarbeiter und sieben Prozent über 200 Mitarbeiter. Die Umfrage fand im April 2025 statt.

Makler beobachten allgemein Deckungsengpässe

BDV-Präsident Thomas Billerbeck (Bild: BDVM)
BDV-Präsident Thomas Billerbeck (Bild: BDVM)

Zum Einstieg sollten die befragten Versicherungsmakler einschätzen, wie sie die aktuelle Kapazitätslage in der Gewerbe- und Industrieversicherung beurteilen. Die Bewertung erfolgte auf einer Skala von eins bis fünf: Der Wert eins stand für „kein Engpass – eine Absicherung ist problemlos möglich“, der Wert fünf für „starker Engpass – eine Absicherung ist nur schwer realisierbar“.

Den deutlichsten Engpass sehen die Makler in der Industrieversicherung. Sie betrifft Versicherungslösungen für große Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen mit komplexen oder internationalen Risiken.

Von den 68 Maklern, die dazu Angaben machten, berichten 76 Prozent von erheblichen Problemen: 47 Prozent stufen das Geschäft als „schwierig“, 29 Prozent sogar als „sehr schwierig“ ein. Weitere 19 Prozent beobachten zumindest punktuelle Engpässe. Kein einziger Makler antwortete, dass es im Industriesegment derzeit keine Engpässe gebe.

Entspannter stellt sich die Lage in der Gewerbeversicherung dar, deren Zielgruppe kleine und mittlere Unternehmen sind. In diesem Bereich sehen vier Prozent der Makler sehr schwierige Verhältnisse, weitere 24 Prozent sprechen von einem schwierigen Marktumfeld. 49 Prozent der insgesamt 100 antwortenden Makler berichten von punktuellen Engpässen – etwa in bestimmten Sparten oder Branchen.

Welche Risiken schwer zu versichern sind

Die größten Engpässe sehen die Makler derzeit bei der Absicherung gegen Feuer, Explosion, Blitzschlag und Leitungswasserschäden. 80 Prozent der Befragten geben an, dass Versicherungsschutz in diesen Bereichen nur schwer zu bekommen sei.

Als Gründe nennen sie unter anderem neue technische Risiken wie Photovoltaikanlagen oder Ladestationen für Elektroautos. Zudem gelten bestimmte Branchen mit erhöhter Brandgefahr – etwa die Abfallwirtschaft oder die Galvanik – als zunehmend schwer versicherbar. Oft verlangen die Versicherer sehr strenge Brandschutz-Konzepte, bevor sie Schutz gewähren.

Auch die Absicherung von Lieferkettenrisiken bewerten sechs von zehn Maklern als schwierig. Auslöser für gestörte Lieferketten waren in den vergangenen Jahren unter anderem die Coronapandemie und der Krieg in der Ukraine. Doch auch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sowie anhaltende geopolitische Spannungen gelten als Faktoren, die Lieferketten zunehmend anfällig machen.

Auf dem dritten Rang der schwer zu versicherten Risiken landen die Naturkatastrophen: Mehr als vier von zehn Maklern sehen hier Engpässe. Eine Ursache sind steigende Schäden infolge des Klimawandels. Weniger als jeder dritte Makler sieht Probleme bei der Absicherung von Cyberrisiken.

Kapazitätsengpässe in der Gewerbeversicherung laut BDVM-Umfrage (Bild: Wenig)

Hauptursachen für knappe Kapazitäten

Die Makler sollten darüber hinaus angeben, welche Ursachen sie für die aktuellen Kapazitätsengpässe sehen. Dabei zeigt sich: Viele der genannten Faktoren hängen eng miteinander zusammen. Mehrfachantworten waren bei dieser Frage möglich:

  • 79 Prozent der Befragten werten eine „strengere Risikoselektion der Versicherer“ als Hauptursache für Kapazitätsengpässe. Die Makler berichten von steigenden Prämien, höheren Selbstbeteiligungen und strikteren Bedingungen für den Versicherungsschutz.
  • Einen „reduzierten Risikoappetit der Versicherer“ sehen 64 Prozent der Befragten – etwa durch strengere Zeichnungsrichtlinien, höhere Anforderungen an das Risikomanagement oder den Rückzug aus bestimmten Branchen.
  • „Höhere Anforderungen an die technische und sicherheitsrelevante Ausstattung“ der Unternehmen sehen 43 Prozent der Makler als Ursache. Versicherer seien oft nur dann bereit, bestimmte Risiken zu zeichnen, wenn die Betriebe strenge Präventionsvorgaben einhalten – und entsprechend investieren.
  • „Höhere Schadenkosten und gestiegene Schadenquoten“ werten 38 Prozent der Makler als Grund, weshalb die Versicherer eine zurückhaltende Zeichenpolitik verfolgen.
  • Etwas mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) beobachtet zudem, dass die Rückversicherungs-Kapazitäten schwinden. Alle anderen Antworten landen unter 20 Prozent Zustimmung.

Die Kapazitätsengpässe unterscheiden sich dabei stark von Branche zu Branche. Besonders betroffen sind die Abfallwirtschaft und das Recycling, wo 66 Prozent der Makler Engpässe sehen, gefolgt von der Rohstoffwirtschaft (38 Prozent; insbesondere Holz), Lager und Logistik (34 Prozent), Chemie (27 Prozent) und Automobil (23 Prozent). Hier treten besonders häufig Deckungsprobleme auf.

Versicherungsschutz wird zur Hürde für Investitionen

Laut Studie beobachten die Versicherungsmakler ein Paradox: Etwa jeder Sechste berichtet, dass Unternehmen Kredite aufnehmen müssten, um in die geforderten Sicherheitskonzepte zu investieren.

Doch genau diese Kredite verweigern die Banken – weil die Betriebe keinen ausreichenden Versicherungsschutz nachweisen können. So bremsen die fehlenden Versicherungskapazitäten dringend nötige Investitionen.

„Der erschwerte Zugang zum Versicherungsschutz wird von den Befragten als zentraler Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich empfunden“, berichten die Studienautoren. Darüber hinaus sehen die Makler weitere Herausforderungen für die zu versichernden Unternehmen:

  • 90 Prozent der Befragten stimmen zu, dass die Kunden deutlich höhere Prämien und Selbstbeteiligungen akzeptieren müssen und dies die Unternehmen stark belaste.
  • 56 Prozent sagen, dass nur noch reduzierte Versicherungssummen vereinbar seien oder die Versicherer nur Teildeckungen gewähren – was zu einer Unterversicherung führe.
  • Aufgrund der fehlenden Rückversicherungskapazitäten stimmen zudem zwölf Prozent der Befragten zu, dass Großschäden nicht mehr vollständig versicherbar seien.

Wenn Unternehmen keine ausreichende Absicherung finden, gefährdet das den Wirtschaftsstandort.

Thomas Billerbeck, Präsident des BDVM

Kapazitätsengpässe kein vorübergehendes Phänomen

Thomas Billerbeck, Präsident des BDVM, betont: „Unsere Studie zeigt deutlich, dass die Kapazitätsengpässe in der Gewerbe- und Industrieversicherung kein vorübergehendes Phänomen sind und inzwischen auch bei mittelständischen und kleineren Maklern spürbar sind.

Besonders betroffen sind zentrale Wirtschaftsbranchen wie die Abfallwirtschaft und das Recycling, aber inzwischen auch Lager-, Lebensmittel- und Immobilienrisiken. Ein starker Versicherungsmarkt ist ein wesentlicher Standortfaktor für Deutschland. Wenn Unternehmen keine ausreichende Absicherung finden, gefährdet das den Wirtschaftsstandort“, so Billerbeck weiter.

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