Nur jeder vierte private Krankenversicherer hat eine optimale Finanzstärke

1.4.2025 – Die Solvenz der privaten Krankenversicherer bleibt laut Zielke Research Consult weiterhin stark. 25 Prozent der analysierten Gesellschaften weisen eine optimale Solvency-II-Quote auf. Allianz und Axa erreichen die Höchstpunktzahl bei der Bewertung der Solvency-II-Qualität.

Die Zielke Research Consult GmbH hat eine Studie zu den Berichten über die Solvabilität und Finanzlage (SFCR) der Krankenversicherer für das Jahr 2023 vorgelegt. Im vergangenen Herbst hatten die Berater die Resilienz der deutschen Lebensversicherer unter die Lupe genommen (VersicherungsJournal 25.10.2024).

In der aktuellen Studie wurden die Schriften von insgesamt 40 Anbietern von privatem Krankenschutz durchleuchtet. Dabei legten nicht alle Akteure ihre Zahlen vollständig offen. Die Zurückhaltung einiger Gesellschaften erschwerte den Angaben zufolge eine detaillierte Untersuchung.

Nur ein Viertel der Krankenversicherer im optimalen Bereich

Die Solvenzanalysen für 2023 zeigen „eine bemerkenswerte Stabilität“, wird berichtet. Die durchschnittliche reine Solvency-II-Quote hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert und betrug 515,55 Prozent (2022: 516 Prozent). „Alle untersuchten Unternehmen verfügen über ausreichend Kapital, um ihre Verpflichtungen auch langfristig abzusichern“, heißt es.

Allerdings erreichen nur 25 Prozent der Krankenversicherer den laut Zielke optimalen Bereich zwischen 250 Prozent und 350 Prozent und verfügen somit über ausreichend Kapital, um Verpflichtungen zu decken, ohne unnötige Rücklagen zu halten. Dazu gehören:

Gesellschaften mit einer Quote von über 350 Prozent haben zwar starke Kapitalpuffer, „jedoch könnte ihre konservative Risikostrategie zu Ineffizienzen und höheren Kosten für Kunden führen“, heißt es. Die Spannweite der Solvabilität reicht von 193 Prozent bei der Ergo bis hin zu 1.047,34 Prozent bei der UKV – Union Krankenversicherung AG. Die Spreizung verdeutliche die unterschiedlichen Strategien und Risikoprofile der Versicherer, wird berichtet.

Krankenversicherer haben Schwächen in der Risikosteuerung

Carsten Zielke (Bild: Zielke Research)
ZRC-Geschäftsführer Carsten Zielke
(Bild: Zielke Research)

Die Überschussfonds haben über alle Krankenversicherer hinweg von fünf Prozent auf 3,11 Prozent abgenommen, während Ausgleichsrücklagen und Eigenmittel leicht angestiegen sind. Das stärke finanzielle Puffer, so die Analysten. Auch die Staatsanleihequote bleibe stabil bei durchschnittlich 23,67 Prozent, was auf eine konservative Anlagestrategie hinweise.

Der leichte Rückgang des Marktrisikos von 60 Prozent in 2022 auf 57,16 Prozent in 2023 signalisiere eine reduzierte Marktvolatilität, die die finanzielle Stabilität begünstige. Dennoch verzeichne die Diversifikation einen marginalen Rückgang von minus 18,14 Prozent, wodurch eine anhaltende Konzentration der Risiken angezeigt werde.

Der Rückgang der Transparenzpunkte von zehn (2022) auf 7,23 (2023) weise auf Schwächen in der Risikosteuerung hin. „Langfristig sind stärkere Diversifikationsstrategien, optimiertes Risikomanagement und verbesserte Transparenz nötig. Diese Maßnahmen erfüllen nicht nur regulatorische Anforderungen, sondern stärken auch das Vertrauen der Stakeholder“, wird empfohlen.

Allianz und Axa weisen exzellente finanzielle Stabilität auf

Zielke hat ein fünfstufiges Punktesystem entwickelt, um die Solvency-II-Qualität deutscher Krankenversicherer zu bewerten. Die Höchstnote von fünf Punkten wird bei exzellenter finanzieller Stabilität durch Diversifikation, Transparenz und effektives Risikomanagement vergeben. Bei vier Punkten wird die Stabilität ähnlich bewertet, es gibt jedoch Raum für Optimierung.

Bei drei Punkten zeigen sich Schwächen in Schlüsselbereichen wie Kapitalallokation oder Berichterstattung, bei zwei Punkten haben Anbieter deutlichen Verbesserungsbedarf. Ein Punkt weist auf begrenzte finanzielle Gesundheit und mangelnde Diversifikation hin. Weitere Details zum Bewertungsverfahren enthalt die Studie nicht.

Demnach sichern sich Allianz Krankenversicherungs-AG und Axa Krankenversicherungs-AG die Höchstpunktzahl. Auf vier Punkte kommen Debeka, Freie Arzt- und Medizinkasse VVaG, Generali Deutschland und Liga. Insgesamt 17 Unternehmen erhalten drei Punkte und zehn Gesellschaften zwei Punkte. Sieben Anbieter schaffen nur eine Punkt.

Analysten erwarten Zuwachs in der privaten Krankenvollversicherung

Die Solvenz der privaten Krankenversicherer bleibe weiterhin stark. Es gebe keine Gesellschaft, die im kritischen Bereich zu sehen sei. „Dieser Umstand schafft sicherlich Begehrlichkeiten von Seiten der Politik“, schreiben die Analysten abschließend.

Die Diskussion um die Abschaffung der PKV flamme alle vier Jahre zur Bundestagswahl erneut auf. Einfache Kalkulationsmodelle, insbesondere von linken Parteien, würden hohe Einsparpotenziale durch eine Zusammenlegung mit der GKV unterstellen.

„Dabei wird häufig übersehen, dass die Privatversicherten im Durchschnitt deutlich älter sind und damit höhere Kosten verursachen würden – ein Effekt, der die Beitragssätze in der GKV langfristig sogar erhöhen könnte“, wird berichtet.

Eine positive Entwicklung erwarten sie aktuell durch die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze für freiwillig Versicherte zu Beginn des Jahres. Dies dürfte nicht nur nach langen Jahren der Stagnation erstmals wieder zu einem Zuwachs in der privaten Krankenvollversicherung führen, sondern auch den Versichertenbestand verjüngen, heißt es.

Verschiedene Analysten mit unterschiedlichen Sichtweisen

Welche Krankenversicherer die höchsten Solvenzquoten ausweisen, berichtet die Franke und Bornberg GmbH in ihrem Map-Report Nummer 934 – „Solvabilität im Vergleich 2014 bis 2023“. Hier sind auch die größten Veränderungsraten der Finanzstärkekennzahl dokumentiert (VersicherungsJournal 7.5.2024).

Nicht nur auf die Solvenzberichte stützt sich die Realrate GmbH bei ihrem Finanzstärkerating. In Kombination mit weiteren Kennzahlen berechnen die Analysten eine „ökonomische Eigenkapitalquote“.

Dabei erreichten die Mecklenburgische Krankenversicherungs-AG, die R+V Krankenversicherung AG und die Envivas Krankenversicherung AG die Spitzenpositionen (2.12.2024).

 
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