12.5.2025 – Die Bafin hat 2024 in der Kraftfahrtversicherung fast 60 Prozent mehr Reklamationen abschließend bearbeitet als im Jahr zuvor. Im Schnitt waren es rund 1,9 pro 100.000 versicherte Risiken. Auf die höchste Beschwerdequote kam die HDI Global. Die Branchengrößen gehörten fast alle zu den Marktteilnehmern mit niedrigen Quoten.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat im vergangenen Jahr 2.434 Beschwerden über die deutschen Kraftfahrtversicherer abschließend bearbeitet. Dies ist der aktuellen unternehmensindividuellen Beschwerdestatistik der Behörde zu entnehmen, die Mitte Mai veröffentlicht wurde.
Durch die Steigerung um weit über die Hälfte beziehungsweise 882 Stück wurde der bisherige Höchststand aus dem Jahr (VersicherungsJournal 3.6.2024) zuvor massiv überboten. Die Beschwerdezahl erreichte den höchsten Stand seit 2010. Zum Vergleich: Am wenigsten Beanstandungen gab es in der jüngeren Vergangenheit mit lediglich knapp über 1.000 vor über einem Jahrzehnt (28.3.2013).
Die Beschwerdequote (Reklamationen in Relation zum Bestand an versicherten Risiken von etwa 127,8 Millionen zum Jahresende 2023) ist damit von unter 1,2 auf 1,9 Beanstandungen pro 100.000 versicherte Risiken angestiegen. Sie bleibt damit allerdings trotz der deutlichen Zunahme auf verschwindend niedrigem Niveau.
Selbst wenn man noch die rund 3.550 Reklamationen (plus 48 Prozent) in Kraftfahrt beim Versicherungsombudsmann e.V. (16.4.2025) hinzurechnet, ändert dies nichts. Denn selbst dann blieben mehr als 99.995 von 100.000 Kontrakten beschwerdefrei.
Insgesamt werden in der Statistik 79 (2023: 77) Kfz-Versicherer aufgeführt. Unter den aufgelisteten Gesellschaften mit einem Vertragsbestand von mehr als 100.000 errechnen sich für insgesamt sieben Anbieter Werte von mehr als fünf Reklamationen pro 100.000 versicherte Risiken.
Die höchste Quote steht mit fast neun für die mit einem Bestand von knapp 430.000 recht kleine Gesellschaft HDI Global SE zu Buche. Der Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr, als das Unternehmen die fünfthöchste Quote aufgewiesen hatte, mehr als verdoppelt. Dies ist vor allem auf den nur noch in etwa halb so hohen Bestand zurückzuführen. Die Zahl der Reklamationen stieg nur leicht von 33 auf 37 an.
Erneut der zweithöchste Wert von aktuell 7,2 (6,3) errechnet sich für die mit einem Bestand von gut 653.000 so gerade eben noch mittelgroße Bavariadirekt Versicherung AG. Im Berichtsjahr bearbeitete die Aufsicht 47 (2023: 36) Eingaben abschließend.
Auf Quoten von jeweils über 5,5 kamen die Itzehoer Versicherung/Brandgilde von 1691 VVaG und die HDI Versicherung. Bei den Nordlichtern versiebenfachte sich die Zahl der Beanstandungen auf 127, während sich die Zahl der Risiken „nur“ um ein Achtel auf 2,27 Millionen erhöhte. Bei den Hannoveranern zeigte die Kurve leicht nach oben (127 nach 113 Beschwerden im Jahr zuvor) – bei einem minimal auf 2,2 Millionen verminderten Bestand.
Über der Marke von fünf Beschwerden pro 100.000 versicherte Risiken lagen auch die Axa Easy Versicherung AG (14 Reklamationen zu 256.500 Risiken), der Vorjahres-Spitzenreiter Verti Versicherung AG (91 zu 1,675 Millionen) und die Baloise Sachversicherung AG Deutschland (16 zu 311.600).
Während die Zahl der Beanstandungen bei der Verti um über ein Viertel abnahm, verdoppelte sie sich bei der Baloise und verdreifachte sich fast bei der Axa Easy.
Von den neun größten Anbietern mit mehr als vier Millionen versicherten Risiken im Bestand agierten bis auf zwei Ausnahmen alle besser als der Markt. Über dem Schnitt lagen die Axa Versicherung AG mit 2,3 (100 Reklamationen zu 4,4 Millionen Risiken) und die Huk-Coburg-Allgemeine Versicherung AG (310 zu 11,4 Millionen) mit 2,7 Beschwerden pro 100.000 Risiken.
Jeweils etwas besser als die Branche schnitten die Huk24 AG (109 zu 5,8 Millionen), die VHV Allgemeine Versicherung AG (116 zu 6,2 Millionen), die Allianz Versicherungs-AG (232 zu 13,1 Millionen) sowie die DEVK Allgemeine Versicherungs-AG (72 zu 7,3 Millionen) ab.
Die niedrigsten Beschwerdequoten schafften mit jeweils unter 0,8 der LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster a.G. (54 zu 7,1 Millionen) und die R+V Allgemeine Versicherung AG (36 zu 4,7 Millionen). Eine Null vor dem Komma erzielte ansonsten nur noch die Huk-Coburg Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a.G. in Coburg (68 zu 7,3 Millionen).
Seit etwa einem Vierteljahrhundert veröffentlicht die Bafin jährlich eine nach Versicherungsunternehmen und -zweigen aufgeschlüsselte Beschwerdestatistik. Diese stellt den Angaben zufolge eine Momentaufnahme dar, die durch verschiedene Ereignisse beeinflusst sein kann. Versicherer ohne Beschwerden werden beispielsweise gar nicht aufgeführt.
Die Zahlen sollen „einen Indikator über Qualität und Größe des Versicherungsgeschäfts“ vermitteln, so die Aufsicht. Die Behörde weist jedoch auf die begrenzte Aussagekraft der Statistik über die Qualität einzelner Unternehmen hin. Denn eine Aussage darüber, ob die bearbeiteten Beschwerden begründet gewesen sind oder nicht, geben die Daten nicht her.
Zudem werde die im Laufe eines Jahres abschließend von der Bafin bearbeitete Beschwerdezahl in Relation zu den versicherten Risiken zum Vorjahresende gesetzt. „Stark expandierende Versicherer […] werden durch die Nennung der Bestandszahlen benachteiligt, weil sich der im Laufe des Jahres erhöhte Bestand, aus dem sich die Beschwerden ergeben, nicht in der Statistik wiederfindet“, so die Begründung.
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