2.4.2025 – Auch 2025 haben Branchenmagazine den 1. April wieder genutzt, um ihre Leser mit erfundenen Branchennews hinters Licht zu führen. Auch das VersicherungsJournal ließ sich die Chance nicht entgehen. Diese Aprilscherze machten diesmal die Runde.
Zunächst einmal müssen wir uns korrigieren. „Oliver Bäte soll neue Bürokratieabbaubehörde leiten“, so meldete das VersicherungsJournal am gestrigen Dienstag (VersicherungsJournal 1.4.2025).
Laut dem Artikel soll der Vorstandschef der Allianz SE gemeinsam mit dem CDU-Politiker Philipp Amthor einer Behörde für den Bürokratieabbau vorstehen, so sei aus den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD zu vernehmen.
Bei dieser Nachricht handelte es sich um einen Aprilscherz. Doch ein Leserbrief zeigt, dass man der angehenden Bundesregierung ein solches Szenario für den Bürokratieabbau durchaus zutrauen könnte.
Wäre es tatsächlich denkbar, die Bürokratie radikal abzubauen, indem man 12.000 neue Beamte einstellt, „um im Austausch mit den Behörden Effizienzpotenziale zu heben“, einen Neubau für einen Behördensitz in Berlin plant, eine „Fokusgruppe Bürokratieabbau“ gründet und zusätzlich ein Taskforce-Büro mit 100 Vollzeitstellen schafft? Wer das für realistisch hielt, kann nun aufatmen.
Möge man dem Verfasser manch bösen Witz nachsehen. Dass Philipp Amthor Humor besitzt und zu Selbstironie fähig ist, hat er bereits mehrfach mit Auftritten in der Satiresendung ZDF Heute Show bewiesen.
Auch Frommes Versicherungsmonitor GmbH nutzte die aktuellen Koalitionsgespräche zur Regierungsbildung für einen Aprilscherz. Der Branchendienst meldete, dass Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., für ein Ministeramt im Gespräch sei.
Ein undenkbares Szenario? Viele Jahre war Asmussen SPD-Mitglied und gilt in der Politik als gut vernetzt. Unter anderem war er unter Bundesfinanzminister Hans Eichel Ministerialdirektor und leitete die Abteilung für Nationale und Internationale Finanzmarkt- und Währungspolitik. Laut einem Bericht der Zeitung Tagesspiegel trat er aber zwischen 2018 und 2020 aus der Partei aus.
Zwar sei noch nicht klar, welches Ressort Asmussen leiten soll, so der Versicherungsmonitor: Im Gespräch sei aber das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Asmussen könne als „neutraler Fachexperte“ zudem eine vermittelnde Rolle zwischen Union und SPD spielen. Allerdings sei der Volkswirt auch bei einem großen Versicherer als CEO im Gespräch.
Ebenfalls einen Aprilscherz präsentiert Versicherungsmakler Matthias Helberg von der Matthias Helberg Versicherungsmakler e.K. auf seinem Unternehmensblog. Demnach habe die R+V Versicherung AG auf ihrer Bilanzpressekonferenz (1.4.2025) ein ganz neues Produkt präsentiert, eine sogenannte „Demokratie-Police“.
Dabei handle es sich um einen Schutzbrief, der Bestandteile aus einer Haftpflicht- und einer Rechtsschutzversicherung vereine, so weiß Helberg angeblich zu berichten. Er soll Schutz für engagierte Mitglieder der Zivilgesellschaft bieten.
Man sehe sich verpflichtet, sich stärker für den Schutz und den Erhalt der Demokratie in Deutschland einzusetzen, so wird der Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert Rollinger zitiert.
„Wer sich für Vielfalt, Chancengleichheit, Inklusion, für die Demokratie und den Erhalt eines lebenswerten Planeten einsetzt, sollte belohnt und nicht etwa mit Hass und Verfolgung konfrontiert werden“, so soll Rollinger gesagt haben.
Helberg gibt auch einen Einblick in den vermeintlichen Leistungskatalog der Versicherung. So sollen sich mit einer Art Rechtsschutz-Baustein jene „die besten Anwälte“ leisten können, die wegen ihres „Einsatzes für Demokratie, Vielfalt oder einen lebenswerten Planeten in seinen Rechten beschnitten, beleidigt oder gar kriminalisiert“ werden.
Darüber hinaus erhalte ebenfalls Rechtsschutz, wer „wegen der Teilnahme an gewaltlosen Aktionen des zivilen Ungehorsams auf Schadensersatz verklagt“ werde. Bei rechtskräftiger Verurteilung würden Schadensersatzforderungen bis 300.000 Euro erstattet.
Dass es einen Bedarf für einen solchen Schutz geben dürfte, zeigt ein aktueller Rechtsstreit. Vor dem Landgericht München I muss sich derzeit die Aktivistin Carla Hinrichs verantworten, wie das DPA Landesbüro Berlin meldet. Ihr wird mit der Letzten Generation die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
Entsprechend wird Rollinger von Helberg mit den Worten zitiert, er rechne mit einer „hohen Nachfrage“ für die Demokratie-Police.
Sehr wahrscheinlich um einen Aprilscherz handelt es sich auch bei einem Beitrag, den die Provinzial Versicherungen am 1. April auf ihrem Instagram-Account geteilt haben. Dort gaben sie zu bedenken, die aktuelle Eierknappheit in den USA zeige einmal mehr, wie wichtig nachhaltige Investitionen seien.
„Deshalb erweitern wir unser Portfolio – und investieren in eine ganz neue Kapitalanlage: Hühner“, so schreibt der Versicherer auf seinem Profil. „In enger Zusammenarbeit mit unserer Provinzial Asset Management GmbH (ProAM) haben wir uns für diese besondere Form der Kapitalanlage entschieden.“
Ein Investment in Eier sei besonders krisensicher, so erklärt die Provinzial weiter, weil es eine gleichbleibend hohe Nachfrage nach Eiern gebe – „und Hühner legen sie“. Das würde auch die Abhängigkeit von globalen Lieferketten reduzieren.
Die Hühner sollen an den eigenen Standorten gehalten werden, wie ein Foto verdeutlicht, auf dem freilaufende Glucken und Gockel vor dem Firmensitz in Münster umherstolzieren. Es könnte sich dabei um eine Fotomontage handeln. Bis zum Nachmittag sammelte der Beitrag knapp 230 Likes.
Ebenfalls als Aprilscherz entpuppte sich eine Nachricht, mit der die Experten-Netzwerk GmbH aufmachte. Demnach habe die Versicherungsforen Leipzig GmbH einen eigenen Fanshop eröffnet, in dem Interessierte angeblich Produkte wie Hoodies, Regenschirme, Basecaps und sogar Babybodys erwerben können.
„Mit dem Shop möchten die Foren ein sichtbares Zeichen für Community, Identifikation und Branchenliebe setzen“, so heißt es im Artikel. Geschäftsführer Jens Ringel wird mit den Worten zitiert, man schaffe damit „einen sympathischen Weg, die eigene Marke über den Veranstaltungs- und Beratungskontext hinaus sichtbar zu machen“.
Die Garderobe solle zudem dazu dienen, sich als Angehöriger der Versicherungsbranche zu präsentieren und Haltung zu zeigen. Doch ob das mit den angebotenen Motiven in positiver Weise gelingt? Die Aufdrucke auf Hoodies & Co. sollen Begriffe wie „risikoavers“, „risikoaffin“, „Versicherungsstreber/in“ oder „schadenfreudig“ enthalten.
Wer auf den Link klickte, landete auf einem täuschend echten Fanshop. Nur konnte man die Produkte nicht kaufen. Aber alle, die auf „kaufen“ geklickt haben, sollen von den Versicherungsforen Socken mit dem Aufdruck „risikoavers“ oder „risikoaffin“ erhalten.
Im letzten Jahr hatte sich die Versicherungsbote Verlag UG noch in Die Welt des Sports begeben und zum 1. April berichtet, dass die Fusion der Barmenia Versicherungen und der Gothaer Versicherungen zur Barmenia.Gothaer Finanzholding AG zu scheitern drohe.
Aus nachvollziehbaren Gründen: Die Gothaer hat ihren Sitz in Köln, Heimat des FC, während die Barmenia Haupt- und Trikotsponsor von Bayer 04 Leverkusen ist. Beide Klubs sind nur 18 Kilometer voneinander entfernt – die Derbys gelten als brisant und beide Fanlager zuweilen als verfeindet.
Hier wurde exklusiv aus internen Chatgruppen berichtet, wonach sich die Mitarbeiter der Gothaer weigern, nun für die Leverkusener Gewinne zu erwirtschaften. So manch ein Angestellter des Versicherers habe demnach ein Geißbock-Tattoo, sei in der radikalen Ultraszene organisiert und habe den Sohn nach FC-Legende Thomas „Icke“ Häßler benannt.
In diesem Jahr kommt der Aprilscherz aber etwas bodenständiger daher. Demnach hätten sich neun Versicherer darauf verständigt, eine gemeinsame Schadeneinheit zu bilden, um den steigenden Kosten in der Kfz-Versicherung entgegenzuwirken. Darunter seien auch die Marktführer Allianz Versicherungen und Huk-Coburg Versicherungen.
Bestandteil der Kooperation ist es laut Versicherungsbote, dass sich die neun Versicherer zukünftig auch das Callcenter sowie die erforderliche IT-Infrastruktur teilen wollen. Und da weiß Allianz-Chef Oliver Bäte angeblich Revolutionäres zu berichten: Demnach werden Kfz-Schäden in Sekundenschnelle reguliert und erstattet, nachdem sie per App gemeldet wurden.
„Unsere neue KI-Plattform erkennt Schäden zuverlässig in Sekunden und gibt Zahlungen bis zu 7.500 Euro automatisch frei – ein Meilenstein für Kundenzufriedenheit und Effizienz“, so wird Bäte zitiert. Nebenbei soll den Versicherern auch eine gemeinsame Werkstattkette und ein Mietwagenverleih zur Verfügung stehen: eine Art „Versicherungs-Amazon“ für Autofahrer.
Doch ein einziger Aprilscherz war dem Versicherungsboten offenbar nicht genug, und so findet sich eine weitere verdächtige Meldung auf der Webseite. Demnach habe der Spezialversicherer Hiscox SA, Niederlassung für Deutschland, eine Versicherung für fehlerhafte KI gestartet.
Durch das sogenannte Halluzinieren, also das Erfinden falscher oder nichtexistierender Informationen durch künstliche Intelligenz, drohe Unternehmen nicht nur ein hoher finanzieller Schaden, sondern auch der unwiederbringliche Datenverlust, so weiß der Bote zu berichten. Hier solle die „KI-Datenverlust-Versicherung“ helfen.
Sie verspreche, „sämtliche Schäden zu regulieren, die durch fehlerhafte Algorithmen oder maschinelles Lernen entstehen. Ob versehentlich gelöschte Kundendaten, verschwundene Buchhaltungsunterlagen oder komplett lahmgelegte Server – die Versicherung springt ein“, so zitiert das Magazin einen vermeintlichen Werbeslogan des Versicherers.
Dass ein Aprilscherz auch ernste Konsequenzen haben kann, zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 2021. Damals meldete die Volkswagen AG in den USA, dass sie den Konzern umbenennen wolle: in „Voltswagen of America“.
Es war ein Wortspiel mit „Volt“, der Einheit für elektrische Spannung. Damit sollte die zunehmende Fokussierung des Unternehmens auf Elektrofahrzeuge humorvoll unterstrichen werden. Doch die Aktion ging gründlich schief: auch deshalb, weil der Autobauer die Nachricht zu früh an die Öffentlichkeit gab. Erste Artikel zur Namensänderung erschienen bereits vor dem ersten Apriltag.
Die vermeintliche Umbenennung hatte daraufhin negative Folgen für den Aktienkurs der Wolfsburger. Weshalb die US-Aufsichtsbehörde United States Securities and Exchange Commission (SEC) gegen Volkswagen ermittelte, wie mehrere Medien übereinstimmend berichtet hatten. VW wurde Irreführung und Kursmanipulation vorgeworfen.
Ob VW in den USA eine Strafe zahlen musste, ist nicht bekannt. Doch der vermeintliche Aprilscherz brachte dem Autobauer viel Ärger und einen zwischenzeitlichen Kursverlust ein.
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