Wie viele Azubis in der Finanz- und Versicherungsbranche (nicht) übernommen werden

25.7.2025 – Die Finanz- und Versicherungsdienstleister haben im Branchenvergleich die höchste Übernahmequote an Azubis: Fast neun von zehn Nachwuchskräften bleiben nach dem Ende ihrer Ausbildungszeit im Unternehmen. Das zeigen aktuelle IAB-Daten. Trotzdem bleibt jede vierte Ausbildungsstelle unbesetzt.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) beleuchtet in seinem aktuellen Kurzbericht 14/2025 (PDF, 950 KB) die aktuelle Ausbildungssituation in Deutschland.

Demnach ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2024 leicht gesunken – laut Statistischem Bundesamt um 8.900 auf insgesamt 470.900 Verträge (minus 1,8 Prozent). Die Zahl der neu begonnenen Ausbildungen liege damit immer noch 8,3 Prozent niedriger als Ende 2019 vor Beginn der Coronakrise, berichtet das Institut.

Ein Drittel aller Ausbildungsplätze blieb unbesetzt

Zugleich bleibt die Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze hoch: Laut IAB-Betriebspanel, einer jährlichen Befragung von rund 15.000 Unternehmen aller Größen und Branchen, konnten im Jahr 2024 jeder dritte Ausbildungsplatz nicht besetzt werden.

Zwar bedeutet das einen Rückgang um zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Doch erst seit 2022 liegt der Anteil unbesetzter Ausbildungsplätze überhaupt über der 30-Prozent-Marke – und das inzwischen jedes Jahr. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 15 Prozent, vor zehn Jahren rund 20 Prozent. Vor allem kleinere Betriebe tun sich schwer, Nachwuchskräfte zu finden:

  • Bei Firmen mit bis zu neun Beschäftigten blieben 58 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt.
  • In Unternehmen mit zehn bis 49 Mitarbeitenden waren es 40 Prozent.
  • Mittelgroße Betriebe (50 bis 499 Beschäftigte) verzeichneten eine Nichtbesetzungsquote von 25 Prozent.
  • Bei großen Unternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten lag der Anteil leerer Ausbildungsplätze dagegen nur bei zehn Prozent.
WERBUNG

Finanz- und Versicherungsdienstleister können jeden vierten Platz nicht besetzen

Im Branchenvergleich schneiden die Finanz- und Versicherungsdienstleister gut ab: 23 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze blieben hier laut Studie ohne geeigneten Bewerber. Nur die öffentliche Verwaltung verzeichnet mit zehn Prozent einen niedrigeren Wert.

Ebenfalls unter der 30-Prozent-Marke liegen die Branchen „Bergbau, Energie, Wasser, Abfall“ sowie „Information und Kommunikation“ – in beiden Fällen blieb jeweils ein Viertel der Ausbildungsplätze vakant. Im Bereich „Verkehr und Lagerei“ waren es 29 Prozent.

Eine hohe Zahl an unbesetzten Stellen weisen hingegen die „übrigen personennahen Dienstleistungen“ mit 40 Prozent aus, wozu unter anderem Pflegekräfte sowie das Friseur- und Kosmetikhandwerk zählen. Spitzenreiter ist das Baugewerbe mit 44 Prozent unbesetzten Plätzen.

Unbesetzte Azubi-Stellen (Bild: Wenig)

Übernahmequote bei Finanz- und Versicherungsdienstleistern am höchsten

Blickt man darauf, wie hoch nach dem erfolgreichen Abschluss der Anteil der übernommenen Auszubildenden ist, so weisen die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen den Spitzenwert aus. 89 Prozent aller Absolventen werden laut IAB-Betriebspanel übernommen.

Einen ähnlich hohen Wert erreichen die Branchen „Bergbau, Energie, Wasser, Abfall“ mit einer Übernahmequote von 87 Prozent, gefolgt von der öffentlichen Verwaltung sowie „Verkehr und Lagerei“ mit jeweils 86 Prozent.

Am unteren Ende der Skala liegen das Gesundheits- und Sozialwesen (75 Prozent), der Bereich Erziehung und Unterricht (72 Prozent) sowie die Land- und Forstwirtschaft. Dort wird nur rund jede sechste Nachwuchskraft nach dem erfolgreichen Abschluss im Betrieb gehalten.

Azubiübernahmequoten nach Branchen (Bild: Wenig)

Ob die Lehrlinge nach ihrer Ausbildung bleiben, hängt darüber hinaus stark von der Betriebsgröße ab. In Unternehmen bis neun Mitarbeitern beträgt die Übernahmequote lediglich 67 Prozent: ein Drittel der Azubis wird folglich nicht übernommen. Dem entgegen ist die Übernahmequote mit 87 Prozent in Betrieben mit 500 und mehr Beschäftigten am höchsten.

2024 wieder mehr Azubis bei den Versicherern

Wie viele Nachwuchskräfte speziell von den deutschen Versicherern ausgebildet werden, erhebt der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e.V. (AGV) regelmäßig.

Demnach zählten die Assekuranzen im Jahr 2024 rund 11.400 Azubis – 800 Personen beziehungsweise 7,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor (VersicherungsJournal 20.3.2025). Agenturen werden hierbei nicht mitgezählt: Zum Finanz- und Versicherungsvertrieb fehlen statistische Zahlen.

Zudem zeigen Umfragen des AGV, dass nur etwa die Hälfte aller Versicherer ihre Ausbildungsstellen besetzt bekommen. Anders als das IAB-Panel fragt die AGV-Umfrage nicht nach dem Anteil unbesetzter Lehrstellen, sondern danach, wie viele Unternehmen von Nachwuchsproblemen berichten (10.8.2023).

Schlagwörter zu diesem Artikel
Ausbildung · Coronavirus · Marktforschung · Versicherungsvertrieb
 
WERBUNG
WERBUNG
Werben im Extrablatt

Mit einer Anzeige im Extrablatt erreichen Sie mehr als 12.500 Menschen im Versicherungsvertrieb, überwiegend ungebundene Vermittler. Über die Konditionen informieren die Mediadaten.

Ihr Wissen und Ihre Meinung sind gefragt

Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.

Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu. Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.de.

Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.de.

WERBUNG
Noch erfolgreicher Kundengespräche führen

Geraten Sie in Verkaufssituationen immer wieder an Grenzen?
Wie Sie unterschiedliche Persönlichkeitstypen zielgerichtet ansprechen, erfahren Sie im Praktikerhandbuch „Vertriebsgötter“.

Interessiert? Dann können Sie das Buch ab sofort zum vergünstigten Schnäppchenpreis unter diesem Link bestellen.

Diese Artikel könnten Sie noch interessieren
17.3.2021 – Die Versicherungswirtschaft ist für Berufseinsteiger attraktiver als weithin angenommen. Das zeigt eine Studie. Womit die Branche punkten kann und wie sich die Coronakrise auswirkt. (Bild: Backhaus) mehr ...
 
10.6.2025 – Unzählige unqualifizierte Multiplikatoren locken auf Social Media mit vermeintlich guten Tipps zu Finanzanlagen und Versicherungen. Das bunte Treiben will der Verband jetzt unterbinden. Ausgangslage ist ein Gutachten, das auf zwei BGH-Urteilen beruht. (Bild: BVK) mehr ...
 
4.12.2024 – Der Anteil der Bürger, die zweckgerichtet Geld zurücklegen können, nimmt immer weiter zu. Wofür am ehesten Rücklagen gebildet werden und welches Sparziel abstürzte, zeigt die Herbstumfrage des Bausparkassenverbands. (Bild: Wichert) mehr ...
 
17.8.2023 – Die Assekuranz ist bei Auszubildenden beliebt. Das zumindest zeigt eine aktuelle Untersuchung zu rund 4.000 Unternehmen. Darin wird vielen Versicherern eine sehr hohe Attraktivität für Azubis bescheinigt. Branchenübergreifend steht ein Anbieter sogar an der Spitze. (Bild: Pixabay CC0) mehr ...
 
10.8.2023 – Wie es um das Finanzwissen der Deutschen bestellt ist und welchen Einfluss die Inflation auf die Vorsorgebereitschaft der Verbraucher hat, berichtet Swiss Life Deutschland. Der Versicherer zeigt auch auf, welche Themen die Branche aktuell umtreiben und wo er Verbesserungsbedarf sieht. (Bild: Swiss Life) mehr ...
 
18.4.2023 – Die Verbraucher müssen sich aufgrund der hohen Teuerungsrate einschränken. Für welche Ausgaben das Geld noch reicht, hat der Verband der Privaten Bausparkassen durch eine Umfrage herausgefunden. (Bild: Verband der Privaten Bausparkassen) mehr ...
 
22.3.2023 – Der Versicherer hat sich eine neue Vertriebsstrategie auf die Fahnen geschrieben, die alle drei Vertriebswege betrifft. Wie die Hannoveraner auf die Frage reagieren, ob sie damit zumindest im Maklergeschäft zu spät kommen. (Bild: HDI) mehr ...
WERBUNG