Wie sich Makler und Finanzvertriebe beim Thema Homeoffice positionieren

2.6.2025 – Homeoffice ist in der Versicherungswirtschaft weiterhin verbreitet. Daten zu Versicherungsmaklern und Finanzvertrieben liegen meist nicht vor. Auf eine Anfrage des VersicherungsJournals haben Aon, MLP und Vema geantwortet. Sie räumen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit ein, im Homeoffice zu arbeiten – legen aber auch Wert auf Zeiten der Anwesenheit. 

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Eine repräsentative Umfrage der Bitkom Servicegesellschaft mbH unter 602 Firmen kommt zu dem Ergebnis, dass seit dem Ende der Coronapandemie immer mehr Firmen die Möglichkeiten zu Homeoffice wieder einschränken.

Aktuell erlauben demnach nur noch 58 Prozent der befragten Unternehmen das Arbeiten von zu Hause. 20 Prozent hatten in der Vergangenheit Homeoffice-Regelungen, bieten diese inzwischen aber nicht mehr an. Und 15 Prozent der Unternehmen, die derzeit noch Homeoffice ermöglichen, planen eine Einschränkung der Regelungen in den kommenden Monaten.

Homeoffice in der Versicherungswirtschaft weit verbreitet

Homeoffice ist in der Versicherungswirtschaft weiter verbreitet als in vielen anderen Branchen. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) aus dem Jahr 2023: 70,4 Prozent der Unternehmen in der Assekuranz – also Rück- und Erstversicherer sowie Pensionskassen – ermöglichen ihren Mitarbeitern das Arbeiten von zu Hause (VersicherungsJournal 12.7.2023).

Auch große Versicherer bekennen sich weiterhin zum Homeoffice, wie eine stichprobenartige Umfrage des VersicherungsJournals unter führenden Anbietern zeigt. So erlaubt die Allianz Deutschland AG mindestens 40 Prozent der Arbeitszeit im Homeoffice, bei der Huk-Coburg-Gruppe sind es 50 Prozent und bei den Provinzial Versicherungen sogar 60 Prozent (13.5.2025).

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Homeoffice im Vertrieb: ein blinder Fleck?

Doch Daten zu Versicherungsmaklern und Finanzvertrieben liegen meist nicht vor. Statistische Erhebungen stützen sich in der Regel auf Angaben von Versicherungsgesellschaften. 

Um ein Stimmungsbild zu gewinnen, hat das VersicherungsJournal mehrere Maklerunternehmen und Finanzvertriebe angefragt, wie sie derzeit zum Homeoffice stehen. Die Anfrage richtete sich zunächst an größere Unternehmen mit einer nennenswerten Zahl an Innendienstmitarbeitern.

Nicht alle wollten Einblick in ihre Praxis geben. So teilte zum Beispiel die Check24 GmbH mit, es handle sich um interne Angelegenheiten, zu denen man keine Auskunft gebe. Von zehn angefragten Unternehmen antworteten nur drei auf den Fragenkatalog.

Aon Deutschland: Homeoffice-Anspruch in Betriebsvereinbarung geregelt

Die Aon Holding Deutschland GmbH beschäftigt nach eigenen Angaben in Deutschland derzeit rund 2.000 Mitarbeiter an 13 Standorten. Die meisten Angestellten zählt hierbei der deutsche Hauptsitz in Hamburg.

Jan Körner, Chief Operating Officer Aon Deutschland, berichtet: „Aon Deutschland verfügt seit 2022 über ein modernes Smart-Working-Konzept, im Rahmen dessen für die große Mehrheit der rund 2.000 Mitarbeitenden die Möglichkeit besteht, bis zu drei Tage pro Woche mobil außerhalb des Bürostandortes, zum Beispiel von zu Hause, zu arbeiten.

Dabei werden Kundentermine stets priorisiert. Der grundsätzliche Anspruch auf mobiles Arbeiten ist in einer Betriebsvereinbarung geregelt“, so Körner. Er hebt hervor, dass Aon auf eine Vertrauenskultur und virtuelle Kommunikationskanäle setze.

„Für die meisten Mitarbeitenden von Aon Deutschland ist mobiles Arbeiten essenzieller Bestandteil ihrer Arbeitskultur geworden, wobei sich ein Trend zur Rückkehr ins Büro abzeichnet. Unser Smart-Working-Konzept fördert nicht nur die Work-Life-Balance, sondern wirkt auch positiv auf die Mitarbeiterbindung und zieht neue exzellente Fachkräfte an“, so Körner.

Vema: bis zu drei Tage im Homeoffice

Hermann Hübner (Bild: Vema)
Hermann Hübner (Bild: Vema)

Die Vema Versicherungsmakler Genossenschaft e.G. beschäftigt aktuell 287 Personen an zwei Standorten, wie Vorstandschef Hermann Hübner dem VersicherungsJournal mitteilt. Davon arbeiten 263 Beschäftigte im Innendienst.

„Wir haben eine allgemeine, freiwillige Arbeitsplatzregelung, die es grundsätzlich allen Mitarbeitenden ermöglicht, bis zu drei Tage pro Woche im Homeoffice zu verbringen“, erklärt Hübner. „Das Angebot wird von einem großen Teil der Belegschaft dankbar genutzt.“

Gleichzeitig betont der Vorstand: „Natürlich gibt es Bereiche mit sensiblen Unterlagen, die in unseren Büroräumen verbleiben müssen, oder Tätigkeiten, die zwingend mit der Technik vor Ort erledigt werden. Aber für den größten Teil unserer Mitarbeitenden gelten diese Einschränkungen nicht.“

Deutlicher Zeitgewinn durch Einsparen des Arbeitsweges

Der Vema-Vorstand hebt hervor, dass die Möglichkeit zu Homeoffice für viele Mitarbeiter einen Zeitgewinn mit sich bringt.

„Homeoffice ist ein fester Bestandteil von ‚New Work‘ und wird von vielen Bewerbern und Mitarbeitern erwartet. Speziell bei unseren Versicherungsfachkräften haben wir einen sehr hohen Anteil an Personen, deren einfacher Weg ins Büro 45 Minuten oder gar über eine Stunde beträgt. Die Dankbarkeit, Zeit, die früher auf der Straße verbracht wurde, als zusätzliche Freizeit zu haben, schafft zusätzliche Bindung zum Unternehmen“, so Hübner.

Die Teams würden aber auch darauf achten, dass sie sich regelmäßig „in echt“ und nicht nur im Rahmen von Videokonferenzen sehen. „Wir unterstützen dies auch mit Teamevents, für die wir die Mitarbeiter freistellen und die wir mit einer jährlichen Pauschale finanzieren. Bei großen Firmenveranstaltungen sieht man dann fast jeden mal wieder“, sagt der Genossenschafts-Chef.

Wie viele andere Unternehmen auch, sei man durch die Corona-Pandemie ins kalte Wasser geworfen worden und habe erst Erfahrungen mit dem Homeoffice sammeln müssen, berichtet er. „Schnell konnten wir aber feststellen, dass es weder bei Arbeitsleistung, Arbeitsqualität oder der Erreichbarkeit Einbrüche gab. Das Vertrauen in unsere Mitarbeiter wurde bis heute nicht enttäuscht.“

MLP SE: Wenigstens die Hälfte der Arbeitszeit vor Ort

Die MLP SE beschäftigt im Konzern derzeit rund 2.500 Mitarbeiter im Innendienst, wie eine Unternehmenssprecherin dem VersicherungsJournal mitteilt. „Mitarbeitende bei MLP haben die Möglichkeit, einen Teil ihrer Arbeit aus dem Homeoffice zu erbringen. Dies ist in der Betriebsvereinbarung geregelt und gilt somit für alle – auch ohne individualvertragliche Vereinbarung.“

Es gelte der Grundsatz, „dass wenigstens die Hälfte der Arbeitszeit vor Ort absolviert werden soll (>50%-Regelung). Die Betrachtung erfolgt dabei quartalsweise“, berichtet die Sprecherin weiter.

Ein großer Teil der Mitarbeiter nutze die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten, berichtet die Sprecherin. „Wir haben den Eindruck, dass die angebotene Flexibilität sehr geschätzt wird. Je nach Bedarf des jeweiligen Bereichs und der individuellen Situation fällt die Homeoffice-Nutzung natürlich unterschiedlich aus.“

Hybrides Modell für das „Wir-Gefühl“

Grundsätzlich basiere das Modell auf einem Mix aus Flexibilität und persönlichem Austausch. „Wir sind überzeugt, dass diese Kombination gut zu unserer Unternehmenskultur passt. Das hybride Arbeitszeitmodell ist ein attraktives Angebot und hilft uns auch bei der Fachkräftegewinnung.“

Gleichzeitig lege man bei MLP großen Wert auf das „Wir“-Gefühl – und das entstehe nach wie vor am besten im persönlichen Kontakt. „Dazu gibt es etwa gemeinsame Teamtage und verschiedene Angebote auf dem MLP-Campus“, so die MLP-Sprecherin.

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Schlagwörter zu diesem Artikel
Coronavirus · Marktforschung · Mitarbeiter · Personal · Technik · Versicherungsmakler
 
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