30.4.2025 – Trotz einer guten Versorgungsstruktur, einem leistungsfähigen Gesundheitssystem und hohen Ausgaben liegt Deutschland bei der Lebenserwartung hinter vielen anderen europäischen Nachbarländern. Als wichtigste Gründe dafür listet eine Studie auf, woran es bei den Deutschen hapert: Bei schlechter Ernährung, hohem Alkoholkonsum oder wenig Bewegung liegen sie aktuell jeweils weit vorne.
Mit dem Nebeneinander von privater Krankenversicherung (PKV) und gesetzlichem Kassensystem ist das deutsche Gesundheitssystem in seiner jetzigen Form einzigartig. Nicht einmal in unserem Nachbarland Österreich ist die Absicherung im Krankheitsfall ähnlich organisiert und finanziert.
Stattdessen überwiegt in anderen europäischen Staaten die mehrheitliche Finanzierung durch Steuern beziehungsweise Kopfpauschalen und einkommensabhängige Beiträge. Die Versorgungsträger sind entweder auf nationaler, regionaler oder kommunaler Ebene angesiedelt.
Wie gut oder schlecht die unterschiedlichen Systeme hinsichtlich ihrer Leistungen für die jeweilige Bevölkerung abschneiden, zeigt die neue Analyse „Zugang zur Gesundheitsversorgung, Gesundheitszustand und Risikofaktoren“ des WIP - Wissenschaftlichen Instituts der PKV.
Wie der Untertitel „Das deutsche Gesundheitssystem im europäischen Vergleich“ andeutet, stellen die Studienautoren Daten für Deutschland und Zahlen aus weiteren Staaten gegenüber:
Die neun Vergleichsländer seien kulturell und wirtschaftlich gut mit Deutschland vergleichbar. Sie sind teils direkte Nachbarn und finanzieren Gesundheitsausgaben ebenso wie wir über Beiträge und Steuerzuschüsse für die GKV. Darüber hinaus wurde der jeweilige Durchschnittswert der 27 EU-Länder ermittelt.
Die Menschen in Deutschland haben demnach im internationalen Vergleich einen außergewöhnlich guten Zugang zur medizinischen Versorgung. „Mit kurzen Wartezeiten, einem breiten Leistungskatalog und niedrigen Zuzahlungen bietet das deutsche Gesundheitssystem beste Voraussetzungen“, heißt es hierzu vom WIP.
Im Ranking der Indikatoren zum Versorgungszugang belegt Deutschland damit auch den Spitzenplatz unter zehn europäischen Vergleichsländern. Ein Beispiel: Innovative Arzneimittel stehen den Patienten im Durchschnitt bereits 47 Tage nach der Zulassung zur Verfügung. Im EU-Durchschnitt sind es 474 Tage.
Dennoch liegt die Lebenserwartung in Deutschland mit 81,2 Jahren (Männer: 78,3 Jahre, Frauen: 83,0) unter dem EU-Durchschnitt (81,5) und beispielsweise drei Jahre unter der in der Schweiz. Denn trotz moderner Therapien liegt Deutschland auch bei der statistischen Krebssterblichkeit gerade einmal im EU-Durchschnitt.
Die Ursachen hierfür liegen der Studie zufolge nicht im Versorgungssystem selbst, sondern in verbreiteten ungesunden Lebensweisen. Sie führen zu einem hohen Behandlungsbedarf und überdurchschnittlich vielen Arztbesuchen.
Als Folge beschreibt die WIP-Analyse: Deutschland hat seit einigen Jahren die höchsten Gesundheitsausgaben in der Europäischen Union. Im Jahr 2022 gab man hierzulande 12,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Gesundheitsversorgung aus und lag damit 2,2 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt.
„Unser Gesundheitssystem gehört zweifellos zu den leistungsfähigsten in Europa“, kommentiert WIP-Leiter Dr. Frank Wild. „Aber eine weit verbreitete ungesunde Lebensweise führt dazu, dass die Lebenserwartung nicht höher ist. Das zeigt, dass eine gute Versorgung allein nicht ausreicht.“
Konkret bemängelt der promovierte Finanzwissenschaftler und Gesundheitsökonom, dass etwa 30 Prozent der Erwachsenen in Deutschland mindestens einmal im Monat exzessiv Alkohol trinken. Das ist deutlich mehr als im EU-Durchschnitt (19 Prozent).
Außerdem erfüllt nur etwa die Hälfte der Erwachsenen die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation von mindestens 150 Minuten körperlicher Aktivität pro Woche. 53 Prozent der Deutschen sind auch deshalb übergewichtig oder adipös.
Aber auch bei ihren Ernährungsgewohnheiten schneiden die Deutschen vergleichsweise schlecht ab: Mit dem Verzehr von zu wenig Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten gehört Deutschland zu den Schlusslichtern – ebenso wie beim zu hohen Fett- und Zuckerkonsum.
Im Gesamtranking der gesundheitsrelevanten Lebensstilfaktoren belegt Deutschland unter den zehn betrachteten Ländern den letzten Platz. Laut Wild sollte man gesundheitsbewusstes Verhalten gezielter fördern, um die Lebenserwartung zu steigern und die Kosten des Gesundheitswesens langfristig stabil zu halten.
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