WERBUNG

Schadenversicherung: Wettbewerb verhindert notwendigen Preisschub

23.5.2023 – Hohe Kosten durch die Inflation machen den Anbietern das Leben schwer. Zudem gibt es nur ein mageres Neugeschäft. Der Markt ist von einem scharfen Verdrängungswettbewerb gekennzeichnet. Daher können viele Versicherer, wollen sie nicht Kunden verlieren, ihre Prämien nicht ausreichend anpassen. Das sind Erkenntnisse aus dem „Marktausblick Schaden-/Unfallversicherung 2023/2024“ von Assekurata.

Die Inflation hat die Schaden- und Unfallversicherer (SU) fest im Griff. Das zeigt der „Marktausblick Schaden-/Unfallversicherung 2023/2024“ der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH. „Es ist eine deutliche Anhebung der Prämien erforderlich“, sagte Dennis Wittkamp, Fachkoordinator-SU des Analysehauses am Montag auf einer virtuellen Pressekonferenz.

Doch der hohe Wettbewerbsdruck steht dem entgegen. „Jeder schielt derzeit auf seinen Konkurrenten“, so Wittkamp. Insgesamt gehen die Analysten davon aus, dass die Ertragskraft der Unternehmen in den nächsten Jahren sinkt. Die Inflation würde die Kaufkraft der Kunden schwächen. Kfz-Neuzulassungen seien noch immer nicht auf dem Niveau von 2019.

Kfz-Versicherung: Hohe zweistellige Anpassung erforderlich

Dennis Wittkamp (Screenshot: Schmidt-Kasparek)
Dennis Wittkamp (Screenshot: Schmidt-Kasparek)

„Nicht existenzielle oder als solche empfundene Policen würden stärker gekündigt“, so der Experte. Zudem würde die Geldentwertung die Betriebskosten der Assekuranzen erhöhen und Selbstbeteiligungen verlören ihre kostendämpfende Wirkung, da sie schneller überschritten werden.

Allein in der Autoversicherung müssten die Versicherer eigentlich die Prämien um 14 bis 17 Prozent anheben, wenn sie noch einen Gewinn von fünf Prozent erzielen wollen. Bei E-Fahrzeugen seien versicherungstechnisch keine Rabatte mehr statthaft. Tatsächlich lägen die aktuellen Preisanpassungen in dieser Sparte bei fünf bis sieben Prozent.

Vor allem gut kapitalisierte Versicherer würden sogar weniger anpassen. Einige würden aus Angst vor Kundenverlusten sogar technische Verluste hinnehmen. Trotzdem rechnet der Experte nicht damit, dass in naher Zukunft Autoversicherer aus dem Markt aussteigen.

WERBUNG

„Sorgenkind“ Wohngebäudeversicherung

Das zweite große „Sorgenkind“ ist laut Assekurata die Wohngebäudeversicherung, die selbst durch deutliche Prämienanstiege in den letzten Jahren branchenweit nicht ertragreich wurde. Für 2024 und sogar für 2025 rechnet Assekurata wieder mit deutlichen Anpassungen aufgrund der Neuwertklausel. Der Baukostenindex war für 2023 um 14,7 Prozent erhöht worden.

Anpassungsfaktor in der Wohngebäudeversicherung (Bild: GDV)
Bild: GDV

Ähnlich hoch sollen nach Einschätzung der Rating-Experten die zukünftigen Erhöhungen ausfallen, weil die Baukosten weiter deutlich steigen würden. Rund 95 Prozent aller Verträge können nach Angaben des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) ohne Sonderkündigungsrecht aufgrund des Baupreisindex angepasst werden.

Die Versicherer würden hier unter einem starken Verdrängungswettbewerb stehen. Daher könnten die zusätzlichen Anpassungen aufgrund von höheren Schäden unterschiedlich ausfallen. „Es könnte sein, dass, wie schon 2023, Versicherer nur den Index mitgehen und nichts mehr draufpacken“, so Wittkamp.

Damit würde aber die Wohngebäudesparte für viele Anbieter noch weniger ertragsreich, denn die Last durch Leistungswasser- und Feuerschäden nehmen weiterhin zu. Wittkamp: „Der Trend kennt nur eine Richtung, die Schäden gehen nach oben.“ Die Versicherer würden somit nun die Fragen umtreiben, wie Ertrag generiert und wo Prämien erhöht werden können.

Zinswende bringt nur langsam Entlastung

Zwar biete die „Zinswende“ den Assekuranzen die Chance auf höhere Kapitalanlageerträge, doch die Renditesteigerung „kommt nicht von heute auf morgen“.

Assekurata rechnet damit, dass künftig aber wieder die Hälfte des Ergebnisses aus dem Kapitalertrag kommt. Schon 2021 hatten die Anlageergebnisse branchenweit die technischen Ergebnisse übertroffen.

Beim Schutz gegen Elementarschäden in der Wohngebäudeversicherung spricht sich Assekurata für eine Pflichtversicherung aus. „Die Masse der Kunden ist weiterhin ohne Elementarschutz, obwohl viele Versicherer im Neugeschäft nur noch ein Opt-Out anbieten“, sagte Wittkamp.

Derzeit hat die Rating-Agentur bereits rund 20 Wohngebäudeversicherer ausgemacht, die ein Opt-Out für den Elementarschutz bieten oder im Basistarif einen festen Naturschutz implementiert haben. Wer in einer Risikozone wohnt und somit eine sehr hohe Prämie für Elementarschutz zahlt, widerspreche lieber dieser Deckung. Die freiwillige Lösung gehe daher auf Kosten der Schwachen.

Selbstbeteiligungen dürfen nicht ruinös hoch sein

Daher fordert Assekurata im Rahmen einer Pflichtversicherung, Spitzenrisiken in der Zürs-Zone 4 und teilweise auch in der Zone 3 durch Steuernachlässe zu entlasten. Klimaschutz sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Hohe Selbstbeteiligungen seien sozial ungerecht. Wer eine akzeptable Prämie, aber eine Selbstbeteiligung von beispielsweise 200.000 Euro tragen muss, sei im Schadenfall dennoch ruiniert, weil er diese Belastung in der Regel nicht schultern kann.

Nachholbedarf sieht Assekurata beim Thema Prävention. Hier könnten die Versicherer durch Wasserstopsysteme oder Einbruchsicherungen Schäden verhindern.

Ein größerer Hebel sei aber eine nachhaltige Schadenregulierung. Die Versicherer sollten stärker dafür werben, dass ihre Kunden eine nachhaltige Regulierung akzeptieren würden. Reparieren statt neu kaufen, ist laut Assekurata ökologischer.

 
WERBUNG
Werben im Extrablatt

Mit einer Anzeige im Extrablatt erreichen Sie mehr als 12.500 Menschen im Versicherungsvertrieb, überwiegend ungebundene Vermittler. Über die Konditionen informieren die Mediadaten.

Kurzumfrage – Ihre Meinung ist gefragt!

WERBUNG
Mehr Umsatz durch professionelle Kundenpflege

Ob Kundenzeitung, Homepage oder Newsletter – durch regelmäßige Fachinformationen bieten Sie Ihren Kunden echten Nutzen.
Sie haben keine Zeit dafür? Die Autoren des VersicherungsJournals nehmen Ihnen das Schreiben ab.

Jetzt auch für Ihren Social-Media-Auftritt.

Eine Leseprobe und mehr Informationen finden Sie hier...

Ihr Wissen und Ihre Meinung sind gefragt

Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.

Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu. Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.de.

Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.de.

WERBUNG
Noch erfolgreicher Kundengespräche führen

Geraten Sie in Verkaufssituationen immer wieder an Grenzen?
Wie Sie unterschiedliche Persönlichkeitstypen zielgerichtet ansprechen, erfahren Sie im Praktikerhandbuch „Vertriebsgötter“.

Interessiert? Dann können Sie das Buch ab sofort zum vergünstigten Schnäppchenpreis unter diesem Link bestellen.

Diese Artikel könnten Sie noch interessieren
13.9.2022 – Großschäden und steigende Kosten zwingen die Konzerne zum Handeln. Für das Jahr 2023 wird eine Anpassung der Konditionen erwartet – mit Folgen für die Erstversicherer, aber auch die Versicherungskunden. (Bild: Pixabay CC0) mehr ...
 
8.6.2022 – In dem Marktausblick zur Schaden- und Unfallversicherung finden die Analysten neben wenigen Lichtblicken insbesondere bedrohliche Szenarien. (Bild: Assekurata) mehr ...
 
13.10.2014 – Der GDV hat im aktuellen Naturgefahrenreport detaillierte Informationen zum sehr schadenträchtigen Jahr 2013 veröffentlicht. Die Vertriebsleistung in Sachen Elementarschaden-Absicherung ist allerdings noch ausbaufähig. (Bild: GDV) mehr ...
 
7.6.2013 – Versicherer haben erste Schätzungen zu den aktuellen Hochwasserschäden abgegeben. Für nächste Woche werden weitere Überschwemmungen erwartet. Wie die Regulierung läuft und welche Probleme vor Ort auftreten. mehr ...
 
27.3.2023 – Jeden achten Euro Prämie machen die Kompositversicherer mit dieser Sparte. Die ist seit Jahren defizitär, aber dennoch für Anbieter wie Vermittler attraktiv. Im Fokus des neuen VersicherungsJournal Extrablatts stehen Vertriebschancen, Schutzlücken und aktuelle Ratingergebnisse. (Bild: Pixabay CC0) mehr ...
 
9.3.2023 – Der ehemalige Monopolversicherer im Südwesten der Republik will in seiner Region ein eigenes Netzwerk für die Schadenregulierung aufbauen. Der Ausblick des Anbieters für die Wohngebäude-Versicherung ist für den Markt nicht gerade rosig. Der Rückblick auf 2022 fällt aber positiv aus. (Bild: Thomas Dashuber) mehr ...
 
26.1.2023 – Der GDV hat vorläufige Geschäftszahlen für 2022 vorgelegt. In Komposit bewegte sich die Combined Ratio je nach Zweig zwischen 70 und 107 Prozent. Welche davon weiterhin oder wieder zu den „Sorgenkindern“ der Branche gehören und wo es besonders große Veränderungen gab. (Bild: Wichert) mehr ...
 
28.7.2022 – Die R+V meldet für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres schon wieder Schäden im dreistelligen Millionenbereich. Assekurata geht derweil von höheren Versicherungsprämien für Wohngebäude- und Kfz-Versicherungen aus. (Bild: Pixabay CC0) mehr ...