14.5.2025 – Eine Übersicht über die Finanzkraft der deutschen privaten Krankenversicherer wurde im Map-Report 939 veröffentlicht. Acht Gesellschaften nutzten Hilfsmaßnahmen, kamen aber auch ohne diese auf Netto-SCR-Quoten von weit über 100 Prozent. Bei 27 Anbietern ist die Nettoquote gesunken. Bei zehn Unternehmen hat sie sich erhöht. Die höchste Netto-Quote von fast 1.000 Prozent wird für die UKV ausgewiesen.
In der Lebensversicherung war 2024 ein deutlicher Rückgang der für die Aufsicht relevanten Brutto-SCR-Solvenzquoten inklusive Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung zu beobachten. Diese ist laut dem Map-Report Nummer 939 – „Solvabilität im Vergleich 2015 bis 2024“ um über 323 Prozentpunkte auf 340,3 Prozent zurückgegangen.
Die Übergangsmaßnahmen sind nur möglich für Verträge, die noch unter Solvency l – also vor dem 1. Januar 2016 – geschlossen wurden, und müssen bis 2032 abgebaut werden.
Der immense Rückgang ist auf einen Sonderfaktor zurückzuführen: So hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die Versicherer im Sommer 2024 dazu aufgefordert, das Rückstellungstransitional neu zu berechnen.
Allerdings sank auch die Netto-SCR-Quote – und zwar um zwölf Prozentpunkte auf 308,6 Prozent. Datenbasis für den Map-Report sind die SFCR-Berichte der Unternehmen. Hintergrund: Die deutschen Versicherer mussten ihre per Ende 2024 festgestellte Finanzstärke in SFCR-Berichten darlegen und diese (als Solo-Unternehmen) bis zum 8. April 2025 auf ihren Webseiten veröffentlichen.
In der privaten Krankenversicherung (PKV) kam die Neuberechnungsproblematik kaum zum Tragen, da nur zwei Marktteilnehmer auch das Rückstellungstransitional nutzten. Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages erläutert: „Die PKV ist dank anderer Spielregeln als in der Lebensversicherung gut gerüstet. Hier können die Beiträge angepasst werden. Dadurch wird ein Großteil des Risikos von den Kunden getragen.“
Allerdings ging auch in Kranken die Basis-Solvenzquote (ohne jegliche Hilfen) zurück – und zwar von 527,4 auf 480,3 Prozent. Auf Ebene der einzelnen Gesellschaften streuten die Quoten ebenfalls gewaltig.
Den höchsten Wert der 37 aufgelisteten Marktteilnehmer erreichte die UKV – Union Krankenversicherung AG mit fast 991 Prozent. Über 950 Prozent waren es bei der Universa Krankenversicherung a.G., über 750 Prozent bei der Alten Oldenburger Krankenversicherung AG.
Auf Quoten von über 700 kamen die Münchener Verein Krankenversicherung a.G., die Süddeutsche Krankenversicherung a.G. (SDK) und die Provinzial Krankenversicherung Hannover AG. Jeweils über 600 Prozent waren es bei der Bayerischen Beamtenkrankenkasse AG (BBKK) und der Continentalen Krankenversicherung a.G.
Auf die niedrigste Nettoquote kommt die nicht in der Vollversicherung aktive Ergo Krankenversicherung AG (früher Ergo Direkt) (28.3.2019) mit 191 Prozent. Etwas besser zeigen sich die Angaben für die Ottonova Krankenversicherung AG mit knapp 217 Prozent.
Zwischen 255 und knapp 275 Prozent liegen die Huk-Coburg-Krankenversicherung AG, die Hansemerkur Krankenversicherung AG, die Vigo Krankenversicherung VVaG und die Inter Krankenversicherung AG.
Auf Quoten von jeweils um die 300 kamen die Gothaer Krankenversicherung AG, die Axa Krankenversicherung AG und die Hansemerkur Speziale Krankenversicherung AG. Letztere ist nicht in der Vollversicherung aktiv und verkauft hauptsächlich Brillenversicherungen im Kooperationsgeschäft mit der Optikerkette Fielmann.
Im Vergleich zum Vorjahr (7.5.2024) gelang zehn Akteuren eine Verbesserung der Netto-SCR-Quote. Dabei legte die SDK mit 84 Prozentpunkten (auf 712 Prozent) am stärksten zu. Die Allianz Private Krankenversicherungs-AG steigerte die Quote um etwa 58 Prozentpunkte auf 387,3 Prozent, die Concordia Krankenversicherungs-AG um 37 Punkte auf 574 Prozent.
Der Debeka Krankenversicherungsverein a.G. legte um fast 26 Prozentpunkte auf knapp 352 Prozent zu, die Nürnberger Krankenversicherung AG um knapp zwölf Prozentpunkte auf rund 413 Prozent.
Die übrigen 27 Akteure verschlechterten sich, angeführt vom Münchener Verein (minus 280 Prozentpunkte auf unter 717 Prozent). Vergleichsweise hohe Verminderungen der Finanzkraft waren bei der Württembergischen Krankenversicherung AG (minus 268 Punkte auf unter 563 Prozent) und bei der Alten Oldenburger (minus 241 Prozentpunkte auf 755 Prozent) zu beobachten.
Einbußen im dreistelligen Prozentbereich gab es ansonsten nur noch bei der Inter (auf unter 275 Prozent) und der Hansemerkur AG (auf 259 Prozent).
Wie aus dem Datenmaterial weiter hervorgeht, verwendeten fast alle Krankenversicherer die Standardformeln. Nur die Allianz, die Axa, die DKV Deutsche Krankenversicherung AG und die Generali Deutschland Krankenversicherung AG griffen auf vollständig interne Modelle zurück.
Mit Axa, Envivas, Generali, Huk-Coburg, Signal Iduna Krankenversicherung a.G. und Versicherer im Raum der Kirchen Sachversicherung AG nutzten sechs Anbieter nur die Volatilitätsanpassung. Allianz und Gothaer verwendeten zusätzlich das Rückstellungstransitional.
Der 116-seitige Map-Report Nummer 939 – „Solvabilität im Vergleich 2015 bis 2024“ ist bei der Franke und Bornberg GmbH erschienen. Er enthält neben Übersichten zu den Bedeckungsquoten von 76 Lebens- und 37 privaten Krankenversicherern auch Übersichten zu den Beitragseinnahmen.
Das Heft kann als E-Paper ab brutto 589,05 Euro über die Bestellseite von Franke und Bornberg erworben werden.
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