Warum die Deutschen bAV-Abschlüsse scheuen

6.10.2025 – In der diesjährigen Ausgabe einer Studie zum Stand der Betriebsrenten in Deutschland zeigt sich zum wiederholten Male, dass Arbeitnehmer nach eigenen Angaben kein Geld für die zusätzliche Altersvorsorge übrig haben. Dies ist aktuell die größte Hürde, um per Entgeltumwandlung mit Arbeitgeberzuschuss und Steuervorteil Geld für den Ruhestand zurückzulegen.

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Anbieter und Vermittler der betrieblichen Altersversorgung (bAV) hierzulande treffen auf einen „besorgniserregenden“ Trend. Das berichten die Autoren einer seit 2017 durchgeführten Studienreihe der Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Rund 40 Prozent der Teilnehmer zahlen in einen bAV-Vertrag ein

Für die diesjährige Auflage wurden etwa 2.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Deutschland befragt. Nur rund 40 Prozent der Teilnehmer zahlen demnach eigene Sparbeiträge von ihrem Bruttoeinkommen in einen bAV-Vertrag ein.

Das Interesse der Arbeitnehmenden an der Entgeltumwandlung ist den Befragten zufolge zwar weiterhin hoch. Doch die Studienteilnehmer geben wie bereits auch im Vorjahr an, aufgrund eines zu geringen Einkommens auf diese Vorsorge verzichten zu müssen.

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Gründe für geringe bAV-Nutzung

„Die Gründe für die mangelnde Nutzung der bAV zur Altersvorsorge sind vielfältig“, berichten die Studienautoren. „Der wichtigste Grund dieses Jahr – und mit steigender Tendenz – ist jedoch laut Angabe der Arbeitnehmenden, dass sie kein Geld für die Vorsorge übrighaben.“

Diesen Grund gaben in diesem Jahr 37 Prozent der Befragten an. Laut 32 Prozent von ihnen bietet ihr Arbeitgeber keine Entgeltumwandlung an. Mangelnde Attraktivität der Angebote benennen 17 Prozent – und 14 Prozent gaben an, sie hätten sich noch nicht darum gekümmert.

Jeweils sechs Prozent der Befragten sagten, dass das bAV-Angebot nicht flexibel verfügbar sei, beziehungsweise, dass sie es nicht verstehen. Nur jeder zehnte Arbeitnehmer nennt als Grund gegen die Entgeltumwandlung, dass er dem Angebot nicht vertraue.

Umfrageergebnisse (Bild: Deloitte)
(Bild: Deloitte)

Alter, Einkommen und Betriebsgröße

„Darüber hinaus beeinflussen individuelle Faktoren die Vorsorgeanstrengungen“, erklären die Deloitte-Analysten. „Hier sind insbesondere das eigene Alter, das Einkommen und die Größe des Arbeitgebers zu nennen.“

So ist die Zusatzvorsorge der Arbeitnehmer in kleinen Unternehmen deutlich schwächer ausgeprägt als bei großen. Konkret ist die Entgeltumwandlungsquote bei Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern weniger als halb so hoch wie bei Firmen mit 1.000 und mehr Beschäftigten.

Ebenso haben Arbeitnehmer mit unterdurchschnittlichem Einkommen besonders selten bAV-Ansprüche aufgebaut. Am geringsten ist die bAV-Teilnahme demnach bei älteren Arbeitnehmenden mit unterdurchschnittlichem Einkommen in kleinen Unternehmen.

Zuschuss des Arbeitgebers wichtig

Aus Sicht der befragten Arbeitnehmer hat die Altersvorsorge mit Zuschuss des Arbeitgebers also weiterhin eine hohe Bedeutung. Sie wünschen sich vom Gesetzgeber der Umfrage zufolge außerdem zusätzliche Maßnahmen, um die bAV zu stärken.

Die bisher vorgesehenen Maßnahmen im aktuellen Entwurf des Zweiten Betriebsrentenstärkungsgesetzes (PDF, 516 KB) würden hierfür aller Voraussicht nach nicht ausreichen, erwartet man bei Deloitte. Das Bundeskabinett hatte ihn vor einem Monat beschlossen (VersicherungsJournal 3.9.2025). Nun müssen noch der Bundestag und der Bundesrat zustimmen.

Nach Ansicht der Studienautoren könnten insbesondere höhere Finanzspritzen die Verbreitung der bAV auch bei kleinen Unternehmen effektiv fördern. „Ein Zuschuss des Arbeitgebers kann auch Arbeitnehmende mit geringen finanziellen Mitteln zur Eigenvorsorge motivieren und zum Aufbau einer substanziellen bAV beitragen.“

„Dabei kann der Zuschuss auch den Mindestbetrag von 15 Prozent nach § 1a BetrAVG übersteigen und dann beispielsweise bei 25 Prozent oder 50 Prozent liegen.“

Versicherungsvermittler informieren über bAV

Allerdings müssten die Arbeitgeber die entsprechend attraktiven bAV-Angebote nicht nur einrichten, sondern auch regelmäßig in geeigneter Form kommunizieren. Von den Arbeitnehmern aus Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern geben aber nur 58 Prozent an, dass ihr Arbeitgeber sie auf die Entgeltumwandlung aufmerksam gemacht hätte. Von allen bAV-Nutzern unter den Befragten waren es 66 Prozent.

Einen Versicherungsvermittler als Informationsquelle zur bAV nennen hingegen 22 Prozent der Befragten mit kleineren Arbeitgebern, während das insgesamt nur zwölf Prozent angeben. Weitere Kommunikationskanäle zur Betriebsrente sind demnach:

  • Kollegen (elf Prozent),
  • der Betriebsrat (sieben Prozent) und
  • öffentliche Medien (vier Prozent).

Welche Argumente überzeugen

Bei der Frage nach den Argumenten, die Arbeitnehmer am meisten von der Entgeltumwandlung überzeugt haben, nennen die Umfrageteilnehmer:

  • den Zuschuss des Arbeitgebers (34 Prozent),
  • den Vorsorgegedanken (27 Prozent),
  • die hohe Sicherheit (zehn Prozent),
  • den Steuervorteil (acht Prozent),
  • gute Renditen (sieben Prozent),
  • die einfache Nutzung (sechs Prozent),
  • hohe Garantien (fünf Prozent) und
  • geringe Kosten (vier Prozent).

Leserbriefe zum Artikel:

Andreas Klapproth - Nachgelagerte Besteuerung für viele nicht vorteilhaft. mehr ...

Peter Schramm - Womöglich wird über die Entgeltumwandlung absichtlich nicht aufgeklärt. mehr ...

Nikolaus Caesar - Vielleicht fehlt auch nur eine gewisse Finanzbildung . mehr ...

 
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