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Viele Deutsche wollen gar keine Berufsunfähigkeitsversicherung

29.11.2024 – Nur etwa jeder fünfte Deutsche hat laut dem Financial Freedom Report, einer Untersuchung im Auftrag der LV 1871, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Fast sechs von zehn Deutschen besitzen hingegen keine und wünschen aktuell auch keinen Abschluss.

Der Financial Freedom Report ist 2024 bereits in der vierten Auflage erschienen. Für die aktuelle Umfrage wurden 2.500 Bürger ab 18 Jahren durch das Marktforschungsinstitut Civey GmbH repräsentativ befragt (VersicherungsJournal 28.11.2024).

Die aktuelle Umfrage im Auftrag der Lebensversicherung von 1871 a.G. München (LV 1871) wirft auch einen Blick darauf, wie die Deutschen gegen Berufsunfähigkeit abgesichert sind – und ob überhaupt. Darüber hinaus wurde auch gefragt, wie die Deutschen die Wahrscheinlichkeit eines längeren Ausfalls im Beruf einschätzen.

Jeder Fünfte bejaht, einen BU-Schutz zu haben

Etwa jeder fünfte Befragte beziehungsweise 21,3 Prozent bejahen, bereits eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) zu besitzen. Darüber hinaus stimmen 5,3 Prozent zu, dass sie keinen Vertrag haben, aber einen Schutz abschließen wollen.

Die Mehrheit der Befragten lehnt den Abschluss einer BU-Versicherung hingegen explizit ab. So antworteten fast sechs von zehn Befragten (56,9 Prozent), dass sie keinen Berufsunfähigkeitsschutz haben und auch aktuell keinen abschließen wollen.

Überraschend groß ist auch die Zahl derjenigen, die entweder nicht wissen, ob sie eine BU-Police haben, oder hierzu keine Angaben machen können. Etwa jeder sechste Befragte ist betroffen. Dies deutet auf einen erheblichen Aufklärungsbedarf hin, wie man die eigene Arbeitskraft richtig absichern kann.

Umfrageergebnisse (Bild: Wenig)

Vor allem Selbstständige und junge Menschen verzichten

Bei genauerem Blick auf die Ergebnisse zeigt sich, dass die Abschlussbereitschaft bei Beschäftigten höher ist als bei Selbstständigen. So haben 38,4 Prozent der Arbeitnehmer eine Berufsunfähigkeitsversicherung, während 46 Prozent keine haben und derzeit auch keinen Abschluss planen.

Bei den Selbstständigen besitzen nur 24,2 Prozent eine BU-Police. Ihnen stehen sogar 61,1 Prozent gegenüber, die keine Absicherung haben und auch keine wünschen.

Besonders niedrig ist der Absicherungsgrad bei jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren. In dieser Altersgruppe hat nur etwa jeder Vierte (24,9 Prozent) seine Arbeitskraft versichert.

„Die Ergebnisse zeigen, dass nur ein Fünftel der Befragten eine Berufsunfähigkeitsversicherung besitzt. Ob Azubi, Angestellter, Schüler, Student oder Unternehmer – von einer Berufsunfähigkeit kann jeder betroffen sein“, warnt Hermann Schrögenauer, Vertriebsvorstand der LV 1871. Er verweist auf Schätzungen der Versicherungswirtschaft, wonach etwa jeder Vierte im Laufe seines Arbeitslebens berufsunfähig wird.

Deutsche unterschätzen Berufsunfähigkeitsrisiko

Gründe, weshalb so viele Menschen keine Berufsunfähigkeitsversicherung wünschen, wurden in der Studie nicht explizit abgefragt. Allerdings deuten die Umfrageergebnisse darauf hin, dass das Berufsunfähigkeitsrisiko nach wie vor unterschätzt wird.

Auf die Frage „Haben Sie Sorge, im Laufe Ihres Arbeitslebens einmal krankheitsbedingt länger als sechs Monate auszufallen?“ antworteten demnach nur 38,1 Prozent mit „Ja“ oder „Eher ja“.

Weit mehr Befragte rechnen hingegen nicht damit, in ihrem Leben einmal berufsunfähig zu werden (45,8 Prozent). Etwa jeder Sechste äußert sich unentschieden beziehungsweise weiß auf die Frage keine Antwort.

Hohes Misstrauen gegenüber der Versicherungsbranche?

Eine frühere Umfrage der Sirius Campus GmbH im Auftrag der Continentale Lebensversicherung AG deutet zudem auf ein großes Misstrauen der Kunden gegenüber Berufsunfähigkeitsversicherern hin.

83 Prozent der Befragten stimmten demnach „voll und ganz“ oder „eher“ zu, dass sich die Versicherer mit juristischen Vorwänden vor der Auszahlung einer Berufsunfähigkeitsrente drücken wollen (18.7.2019).

Vier von fünf Leistungsanträgen werden bewilligt

Die Versicherungsbranche versucht, mit statistischen Daten dagegenzuhalten. Demnach werden vier von fünf Leistungsanträgen in der Berufsunfähigkeitsversicherung bewilligt, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) kommuniziert. Die Botschaft: „Versicherer sind keine notorischen Neinsager“ (25.9.2020).

Kritik an den GDV-Zahlen kommt aus der Vermittlerbranche selbst. So weist Versicherungsmakler Matthias Helberg auf seinem Blog darauf hin, dass der Branchenverband keine absoluten Zahlen präsentiert und nicht transparent macht, welche Daten konkret in die Statistik einfließen. Die Leistungsquoten einzelner Versicherer können sich demnach deutlich unterscheiden.

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Schlagwörter zu diesem Artikel
Ausbildung · Berufsunfähigkeit · Lebensversicherung · Marktforschung · Versicherungsmakler
 
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