1.9.2025 – Der zusätzliche Gesundheitsschutz über den Chef ist ein Instrument zur Mitarbeitergewinnung und -bindung sowie der Gesunderhaltung von Beschäftigten. Von dem arbeitgeberfinanzierten Benefit profitieren vor allem gesetzlich krankenversicherte Arbeitnehmer. Zu welchen Konditionen ein Musterunternehmen mit 20 Mitarbeitern einen Stationärtarif abschließen kann, hat die Redaktion des VersicherungsJournal-Extrablatts bei den Anbietern abgefragt.
Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ist eine Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Belegschaft freut sich über den Extra-Gesundheitsschutz und Arbeitgeber können damit ihre Mitarbeiter an das Unternehmen binden. Gleichzeitig wird die Firma mit der immer noch außergewöhnlichen Leistung für den Nachwuchs attraktiver.
Auch die aktuelle öffentliche Diskussion hilft der bKV. So hinterlassen die Babyboomer eine große Lücke am Arbeitsmarkt, wie die KfW-Bankengruppe in der Studie „Wachstumsschwäche durch Fachkräftemangel“ (PDF, 3 MB) feststellt.
Es sei demnach klar, dass die Folgen des demografischen Wandels umwälzend sind und es dringenden Handlungsbedarf gibt. Die bKV ist daher im „Kampf um die Arbeitenden“ ein wichtiges Vehikel. Denn der Arbeitgeber kann sich hiermit von Wettbewerbern differenzieren.
Gleichzeitig ist die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in einer existenziellen Krise. Latent stehen Leistungskürzungen im Raum. „Wir brauchen eine Kernsanierung des Gesundheitswesens“, fordert etwa Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit (VersicherungsJournal 27.6.2025).
Neben der finanziellen Neuausrichtung sieht er auch strukturelle Veränderungen als notwendig an. So sollen die Menschen künftig immer erst zu einem Hausarzt gehen, bevor sie spezialisierte medizinische Leistungen in Anspruch nehmen dürfen.
Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung decken aber schon heute oft nicht alle Bedürfnisse der Versicherten ab, weshalb Zusatzversicherungen seit Jahren einen massiven Anstieg der Nachfrage erleben. Dazu gehört – insbesondere für Kassenpatienten – an erster Stelle die bKV.
„Die bKV entwickelt sich zunehmend zu einem wichtigen Wachstumsfeld und stabilen Standbein in der PKV.“
Dr. Reiner Will, Assekurata Assekuranz Rating-Agentur
Die Auguren und die Lobbyisten sind sich daher einig: Die bKV ist ein Erfolgsmodell. „Die private Krankenversicherung zeigt erneut, dass sie für viele Menschen attraktiv ist“, betont Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH (12.6.2025).
Für die nahe Zukunft sieht der Analyst vor allem in den Zusatzversicherungen, insbesondere der bKV, das größte Wachstumspotenzial. „Die bKV entwickelt sich damit zunehmend zu einem wichtigen Wachstumsfeld und stabilen Standbein in der PKV.“
So sieht es auch der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV-Verband). Immer mehr Unternehmen in Deutschland böten ihren Mitarbeitern mittlerweile eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte bKV. Die Zahl der Beschäftigten, die von einer bKV profitieren, stieg von 2,1 Millionen im Jahr 2023 auf 2,45 Millionen 2024 (4.7.2025). Das entspricht einem Anstieg von 16,5 Prozent.
„Umfragen zeigen, dass rund 45 Prozent der Befragten eine betriebliche Krankenversicherung wichtiger finden als andere Firmen-Extras wie etwa Jobtickets oder Mobiltelefone.“
Thomas Brahm, Verband der Privaten Krankenversicherung
Doppelt so stark wuchs mit einem Plus von 33,3 Prozent die Zahl der Unternehmen, die eine bKV anbieten. Ende 2024 waren es nun 52.400. Und es gibt massives Potenzial: Das Statistische Bundesamt (Destatis) verzeichnete 2023 in Deutschland 3,5 Millionen Unternehmen, die 35,9 Millionen Menschen beschäftigten.
„Umfragen zeigen, dass rund 45 Prozent der Befragten eine betriebliche Krankenversicherung wichtiger finden als andere Firmen-Extras wie etwa Jobtickets oder Mobiltelefone“, sagt Thomas Brahm, Vorsitzender des PKV-Verbands (4.6.2025).
Jedem vierten Arbeitnehmer sei sie sogar wichtiger als eine Gehaltserhöhung. Besonders hoch sei die Zustimmung in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen, berichtet Brahm. Damit eröffnen sich gigantische Wachstumsmöglichkeiten.
Viel Positives melden auch die Anbieter der bKV. Das zeigt die Umfrage, die das VersicherungsJournal im Juni 2025 unter 28 PKV-Gesellschaften durchführte. Lediglich die Inter Krankenversicherung AG, die Concordia Krankenversicherungs-AG und die Alte Oldenburger Krankenversicherung AG haben bisher keine Pläne, eine bKV in ihren Häusern einzuführen.
Demgegenüber hat die Provinzial Krankenversicherung Hannover AG „erste Überlegungen angestellt“, das Produktportfolio um eine betriebliche Krankenversicherung zu erweitern.
Die DEVK Krankenversicherungs-AG ist schon weiter. „Zum jetzigen Zeitpunkt bieten wir nur im Einzelfall im Nicht-Verkehrsmarktbereich ab 1.000 Mitarbeitenden eine bKV an, die dann sowohl bei den Leistungen als auch beim Beitrag individuell kalkuliert wird“, erläutert die Assekuranz. Es sei aber geplant, künftig ein eigenes Standardprodukt anzubieten.
Details wollte die DEVK nicht nennen, da der Produktentwicklungsprozess noch nicht abgeschlossen sei.
Immerhin: 22 PKV-Unternehmen bieten eine bKV als Standard an, wie die Marktübersicht des VersicherungsJournals zeigt. Eigentlich sind es sogar 23, denn die LVM Krankenversicherungs-AG kooperiert mit der Hallesche Krankenversicherung a.G. und kann so über ihre Ausschließlichkeit ebenfalls eine bKV anbieten.
Die bKV bietet jeweils Versorgung ohne Gesundheitsprüfung ab Tag eins für jeden Mitarbeiter an. Damit steht sie auch Menschen zur Verfügung, die aufgrund ihrer Vorerkrankungen selbst nicht mehr jeden Versicherungsschutz abschließen können.
Bei der Umfrage des VersicherungsJournals wurden für ein Handwerksunternehmen, das die bKV für seine Mitarbeiter in vollem Umfang trägt, die Beiträge ermittelt. Das fiktive Musterunternehmen ist ein Malerbetrieb mit 20 Mitarbeitern.
Abgefragt wurde die Monatsprämie pro Kopf für hochwertigen Krankenhausschutz. Versichert sind Einzelzimmer und Chefarztbehandlung. Zudem wird aufgezeigt, welches Ersatztagegeld die Versicherten erhalten, wenn sie sich statt des Einzelzimmers mit einem Zweibettzimmer begnügen.
Versicherer | Mindestzahl Versicherte | Prämie¹ | Ersatztagegeld² |
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Quelle: Anbieter; Stand 6/2025; Reihenfolge alphabetisch. ¹ in Euro pro Mitarbeiter pro Monat, ² in Euro pro Tag, wenn Zweibettzimmer gewählt wird, ³ bei Zweibettzimmer, ⁴ Verzicht auf Zweibettzimmer und Chefarzt: jeweils, ⁵ mit Beitragsbefreiung 28,77 Euro. ⁶ ab 25 Mitarbeitende; Durchschnittsalter 38 Jahre; Branche: IT-Dienstleistungen, ⁷ bei Durchschnittsalter 40 Jahre, ⁸ bei Verzicht auf privatärztliche stationäre Behandlung: 30,00 Euro, ⁹ bei Verzicht auf gesondert berechenbare ärztliche Leistungen: 30,00 Euro, ¹⁰ bei Verzicht auf Ein- oder Zweibettzimmer, ¹¹ Beispiel: Alter 21–65 Jahre. | |||
5 | 21,98³ | – | |
10 | 24,31³ | 37,50⁴ | |
10 | 24,90 | 40,00 | |
20 | 24,95 | – | |
10 | 27,40⁵ | 20,00 | |
10 | 21,48 | – | |
5 | 26,28⁶ | 25,00 | |
10 | 29,84 | – | |
10 | 24,24 | 20,00 | |
10 | 29,82 | 20,00 | |
5 | 24,40⁷ | 35,00⁸ | |
10 | 29,00 | 20,00⁹ | |
Angebot mittelfristig geplant | |||
10 | 29,80 | 20,00 | |
10 | 28,00 | 25,00 | |
kein stationärer Tarif | |||
10 | 26,80 | – | |
20 | 24,72 | 20,00¹⁰ | |
5 | 29,21 | 20,00 | |
UKV – Union Krankenversicherung AG und Bayerische Beamtenkrankenkasse AG | 5 | 24,45 | 16,00 |
50 | kein Angebot für 20 Versicherte | ||
10 | 31,00 | 20,00⁹ | |
5 | 33,72¹¹ | 20,00 |
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem aktuellen VersicherungsJournal-Extrablatt 3|2025 mit dem Titel „Betriebliche Krankenversicherung – Wie Vermittler vom bKV-Boom profitieren“.
Seit dem 25. August steht das Extrablatt als E-Paper (PDF, 4,1 MB) unter diesem Link zum Herunterladen zur Verfügung.
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