Altersversorgung der Generation Z: Wo bleibt die Lebensversicherung?

13.6.2025 – Mehr Jugendliche sorgen inzwischen fürs Alter vor, doch immer weniger setzen dabei auf Versicherungslösungen. Die aktuelle Metallrente-Jugendstudie 2025 zeigt: Aktien und Fonds haben sich an die Spitze der verbreitetsten Vorsorgeformen gesetzt – 2010 standen sie noch ganz am Ende.

Seit 2010 wirft die Metallrente GmbH regelmäßig einen Blick auf das Sparverhalten junger Menschen. Ihre alle drei Jahre durchgeführte Studie zeigt, wie Jugendliche und junge Erwachsene fürs Alter vorsorgen, wie sie ihr Finanzwissen einschätzen, welche Ängste sie umtreiben – und wem sie überhaupt noch bei Geldthemen vertrauen.

Für die sechste Ausgabe der Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ wurden 2.500 Personen im Alter von 17 bis 27 Jahren befragt. Bei der Erhebung und Auswertung arbeitet das Versorgungswerk mit der unter der Marke Verian Group auftretenden Mantle Germany GmbH zusammen.

Nur 54 Prozent der jungen Erwachsenen sorgen für das Alter vor

In der aktuellen Erhebung gaben 88 Prozent aller Befragten an, dass sie überhaupt sparen: 56 Prozent regelmäßig, 32 Prozent zumindest „ab und zu“. Zwölf Prozent verfügen über keinerlei Rücklagen.

Doch nicht jeder, der spart, sorgt auch fürs Alter vor. Nur rund 54 Prozent aller Befragten sagen, dass sie für das Alter vorsorgen. Weitere 34 Prozent legen zwar Geld zurück – allerdings aus anderen Gründen. Dazu zählen unter anderem Rücklagen für unvorhergesehene Ausgaben, größere Anschaffungen, einen Hausbau oder eine Reise.

Sparen für die Altersvorsorge (Bild: Metallrente)
Sparmotive junger Erwachsener (Bild: Metallrente)

Damit ist die Zahl der Vorsorgenden immerhin deutlich gestiegen. Bei der vorherigen Umfrage aus dem Jahr 2022 stimmten nur 37 Prozent der Teens und Twens zu, dass sie eine Altersvorsorge haben (VersicherungsJournal 15.8.2022). Bei der Umfrage 2019 waren es sogar nur 32 Prozent (7.5.2019).

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Vorsorgeverhalten ändert sich rasant

Die 1.350 Befragten, die angaben, fürs Alter vorzusorgen, wurden auch gefragt, wie sie das konkret tun. Ein Blick auf die Antworten seit 2010 zeigt: Die bevorzugten Vorsorgeformen haben sich deutlich gewandelt.

Mittlerweile setzen 62 Prozent der jungen Vorsorgesparer auf Aktien oder Fonds – ein Anstieg um zwölf Prozentpunkte im Vergleich zur Erhebung vor drei Jahren. Noch deutlicher wird der Trend im längerfristigen Rückblick: 2010 lag der Anteil erst bei 19 Prozent, 2013 sogar nur bei 14 Prozent.

Damals gehörten Aktien und Fonds noch zu den am wenigsten genutzten Vorsorgeformen unter jungen Erwachsenen, mittlerweile liegen sie mit Abstand auf Rang eins.

ETFs als Aktiensparen – ein ziemlich guter Marketingtrick in einem Land, das für „German Angst“ bekannt ist.

Professorin Dr. Carmela Aprea

ETFs sprechen junge Zielgruppe erfolgreich an

Carmela Aprea (Bild: Metallrente)
Carmela Aprea (Bild: Metallrente)

Professorin Dr. Carmela Aprea, eine der Herausgeberinnen der Studie, führt die gestiegene Beliebtheit von Aktien und Fonds auf die wachsende Nachfrage junger Menschen nach ETFs zurück. Im Interview erklärt sie: Anbieter schaffen es, ETFs als vermeintlich sicheres Aktieninvestment zu positionieren.

Auch Trading-Apps und spielerische Elemente – sogenannte Gamification-Ansätze – sprechen junge Erwachsene gezielt an und senken die Einstiegshürden.

„ETFs scheinen marketingtechnisch wirklich gut zu funktionieren. Interessanterweise ist hier oft von Aktiensparen die Rede. Ein ziemlich guter Marketingtrick der Finanzdienstleister in einem Land, das für „German Angst“ bekannt ist und sich üblicherweise risikoscheu gibt. Aktien sind aber genau genommen kein Sparen, sondern ein Investment mit Chancen und Risiken“, sagt Aprea.

Festverzinsliche Anlagen gewinnen wieder an Attraktivität

Mit 55 Prozent folgen Sparbuch, Festgeld und festverzinsliche Wertpapiere auf Platz zwei der genutzten Altersvorsorgeformen. Das entspricht einem Zuwachs von sechs Prozentpunkten gegenüber der vorherigen Befragung, die noch vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine und dem damit verbundenen Zinsanstieg erfolgte.

Der Langzeittrend ist bei den festverzinslichen Anlagen aber eher rückläufig. Im Jahr 2010 hatten noch 66 Prozent der Vorsorgenden einen entsprechenden Vertrag: ein Verlust von elf Prozentpunkten innerhalb von 15 Jahren. Vor allem die lang anhaltende Niedrigzinsphase hatte die Attraktivität dieser Anlagen geschmälert.

Wie junge Erwachsene für die Altersvorsorge sparen (Bild: Metallrente)
Wie junge Erwachsene für die Altersvorsorge sparen (Bild: Metallrente)

Betriebliche Altersvorsorge stabil, Bausparvertrag verliert

Auf Platz drei der genutzten Vorsorgeformen liegt die betriebliche Altersvorsorge (bAV): 40 Prozent der Vorsorgenden haben einen entsprechenden Vertrag. Dabei ist zu berücksichtigen, dass viele Befragte noch in der Ausbildung oder im Studium sind. Im Jahr 2010 lag der Anteil bei 31 Prozent, seit 2013 pendelt er zwischen 37 und 40 Prozent – ein insgesamt stabiles Niveau.

Deutlich bergab ging es hingegen für den Bausparvertrag. Im Jahr 2013 nutzten ihn noch 60 Prozent der Befragten – damit war er damals die zweithäufigste Altersvorsorgeform. In der aktuellen Umfrage setzen nur noch 30 Prozent darauf. Der Anteil hat sich damit innerhalb von zwölf Jahren halbiert.

Private Versicherungslösungen am Ende der Skala?

An Zuspruch verloren haben auf lange Sicht auch die privaten Altersvorsorgeangebote der Versicherungswirtschaft. Am deutlichsten ist der Absturz bei staatlich geförderten Produkten. Im Jahr 2010 setzte noch jeder zweite junge Erwachsene auf die Riester-Rente: Aktuell hält nur noch etwa jeder sechste einen Vertrag. Riester bildet damit im Jahr 2025 das Schlusslicht.

Die private Lebensversicherung gewann gegenüber 2022 zwar einen Prozentpunkt hinzu und liegt aktuell bei 26 Prozent. Aber auch hier zeigt der Langzeittrend eher eine nachlassende Attraktivität. 2010 besaßen noch 43 Prozent der Vorsorgenden einen Vertrag, seither haben Lebenspolicen in fast jeder Umfrage Anteile verloren.

Die private Rentenversicherung wurde getrennt von Lebensversicherungen abgefragt. Die vorliegenden Studieninformationen geben jedoch keinen klaren Aufschluss darüber, wie scharf die Unterscheidung vorgenommen wurde oder nach welchen Kriterien sie erfolgte. Aktuell liegt die Rentenversicherung bei 21 Prozent und hat im 15-Jahres-Zeitraum 14 Prozentpunkte verloren.

Die Zahlen aus den ersten Jahren deuten darauf hin, dass Sparende oft mehrere private Versicherungsprodukte parallel nutzen: So summierten sich im Jahr 2010 die Anteile von Riester-Rente, Lebens- und Rentenversicherung auf insgesamt 143 Prozent.

Der Markt für private Altersvorsorge würde von einer höheren Standardisierung profitieren.

Professor Dr. Christian Traxler

Standardisiertes Produkt und verständlichere Förderung

Die sinkende Attraktivität privater Altersvorsorge-Produkte führt Professor Dr. Christian Traxler, einer der Herausgeber der Studie, auch auf die Komplexität der Produkte und Fördermechanismen zurück.

„Der Markt für private Altersvorsorge würde von einer höheren Standardisierung profitieren. Ein günstiges, standardisiertes Produkt, mit unterschiedlichen Risikoabstufungen würde vieles verändern und den Einstieg in die private Altersvorsorge erleichtern“, sagt Traxler. Dabei gehe es auch darum, das Vertrauen junger Menschen zurückzugewinnen.

Wie passt Vorsorgeverhalten zu gewünschten Eigenschaften der Altersvorsorge?

Die Befragten wurden in einer weiteren Frage gebeten, zu beschreiben, was ihrer Meinung nach eine ideale Altersvorsorge ausmacht. Alle 2.500 Teilnehmenden gaben dazu Auskunft.

Die am häufigsten genannte Eigenschaft – mit 96 Prozent Zustimmung – war: „Dass meine Rente im Alter lebenslang ausgezahlt wird.“ Eine solche Garantie bieten neben der gesetzlichen Rente jedoch nur private und betriebliche Versicherungslösungen, nicht aber Geldanlagen in Fonds, ETFs oder Aktien, die laut Studie aktuell die beliebtesten Vorsorgeformen sind.

An zweiter Stelle nannten 95 Prozent der Befragten: „Dass meine Beiträge auf jeden Fall sicher sind.“ Auch diese Sicherheit bieten Aktien und Fonds nicht. Deutlich eher erfüllen Aktien und Fonds den Wunsch nach einer guten Wertsteigerung der Beiträge, den 92 Prozent der Befragten angeben – auch wenn eine Garantie dafür nicht besteht.

Mehr Transparenz bei Produkten und Anbietern wünschen sich mit 91 Prozent mehr als neun von zehn Befragten: Sie möchten, „dass alle Informationen in verständlicher Sprache formuliert werden“.

Anforderungen an die Altersvorsorge (Bild: Metallrente)
Sparmotive junger Erwachsener (Bild: Metallrente)

Die Detailergebnisse der Studie sind neben Interviews mit den beteiligten Autorinnen und Autoren und weiteren Grafiken auf der Internetseite Jugendstudie.info zu finden.

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