Fondspolicen mit Garantien: Diese Versicherer fallen bei Finanztest durch

17.11.2023 – Die Stiftung Warentest hat 20 hybride Rentenversicherungen unter die Lupe genommen. Kein Anbieter im Test schnitt bei den Kosten besser als „befriedigend“ ab. „Mangelhaft“ oder „ausreichend“ lauteten die Beurteilungen beim garantierten Rentenfaktor. Inter und LV 1871 schafften beim Anlageerfolg die Note „gut“. Die Verbraucherschützer raten insgesamt von dieser Produktgruppe ab.

„Teuer, intransparent und überflüssig“ – so lautet das Urteil der Stiftung Warentest in ihrer Zeitschrift Finanztest 12/2023 über die von ihr untersuchten fondsgebundenen Rentenversicherungen mit Garantien.

„Hohe Sicherheit und hohe Rendite gleichzeitig schließen sich bei der Geldanlage aus“, schreiben die Tester. Der Sicherheitsaspekt solle jene Kunden ansprechen, die Angst hätten, mit Aktienfonds Geld zu verlieren. Kurzfristig könne das auch passieren. Auf lange Sicht gehe das Verlustrisiko aber stark zurück.

Renditenchancen im Keller

Zudem werde nur ein Teil des Geldes in renditestärkere Anlagen wie Aktien-ETF gelenkt. Ein großer Anteil würde in schlechter verzinste Anlagen gesteckt. Hinzu komme: „Bevor die Versicherer einen Cent anlegen, ziehen sie Geld ab, um ihre eigenen Kosten zu decken. Diese sind bei den meisten Produkten leider sehr hoch und verhageln die Renditechancen“, wird berichtet.

Zum Aufbau dieser „Mischmodelle“ erklären die Tester:

  • „Bei ‚statischen 2-Topf-Hybriden‘ fließt ein fester Teil des Sparbeitrags in das Sicherungsvermögen und ein fester Teil in frei gewählte Fonds.
  • Bei ‚dynamischen 2-Topf-Hybriden‘ wird das Geld zwischen den Töpfen in regelmäßigen Abständen neu aufgeteilt, um auf Marktsituationen zu reagieren.
  • Bei ‚dynamischen 3-Topf-Hybriden‘ kommt zudem noch ein „Wertsicherungsfonds“ als weitere Sicherheitsinstanz hinzu. Das Geld wird zwischen den drei Töpfen in regelmäßigen Abständen neu aufgeteilt.“

Kleiner Kreis an geprüften privaten Rentenversicherungen

Auf den Prüfstand kamen 20 Produkte, darunter

  • elf „statische 2-Topf-Hybride“ (bei sechs Tarifen beträgt die Höhe der Beitragsgarantie 50 Prozent und bei fünf Angeboten 80 Prozent),
  • sechs „dynamische 2-Topf-Hybride“ (zu Rentenbeginn werden 80 Prozent der vereinbarten Beitragssumme garantiert) und
  • drei „dynamische 3-Topf-Hybride“ (zu Rentenbeginn werden 80 Prozent der vereinbarten Beitragssumme garantiert).

Im Bereich der freien Fondsanlage kann bei allen Angeboten aus mehreren Fonds aus der Gruppe Aktien Welt, darunter mindestens einem 1. Wahl-ETF (ohne Währungsabsicherung), auswählt werden.

Absagen und Ausschlüsse

Eine Reihe von Gesellschaften sind nicht im Test vertreten. Diese hätten den Fragebogen nicht ausfüllen und sich so dem Vergleich entziehen wollen, schreiben die Verbraucherschützer.

„Ohne nachvollziehbare Begründung“ abgesagt hätten: Bayern Versicherung Lebensversicherung AG, Neue Leben Lebensversicherung AG, Provinzial Nordwest Lebensversicherung AG, Provinzial Rheinland Lebensversicherung AG, Swiss Life AG, Niederlassung für Deutschland, Universa Lebensversicherung a.G., WWK Lebensversicherung a.G. und Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG.

Abgelehnt aufgrund von Tarif-Relaunches hätten Huk-Coburg-Lebensversicherung AG und Münchener Verein Lebensversicherung AG. Die Signal Iduna Lebensversicherung AG hätte Angaben zur Wertentwicklung eines versicherungsinternen Spezialfonds verweigert. Zudem sei eine Bewertung des Anlageerfolgs des Unternehmens nicht möglich, da das Neugeschäft seit Anfang 2022 über eine neue Gesellschaft laufe.

Die Tester schlossen zudem folgende Akteure aus:

Sparziel 30 Jahre

Für den Vergleich wurde ein Beispielkunde definiert. Dieser ist 37 Jahre alt, investiert 30 Jahre lang monatlich 200 Euro und vereinbart weder eine Mindestleistung bei Tod während der Ansparphase noch eine Zahlung an Hinterbliebene bei Tod nach Rentenbeginn.

Das überschaubare Tabellenwerk in der Zeitschrift informiert unter anderem über die durchschnittliche Aufteilung der Beitragszahlungen auf die Positionen Kosten, Sicherungsvermögen und freie Fondsanlage (bei „statischen 2-Topf-Hybriden“) beziehungsweise Vertragsvermögen („bei dynamischen Hybriden“).

Nicht berücksichtigt wurden interne Kosten der frei wählbaren Fonds und Wertsicherungsfonds. Ebenso bei einigen Produkten anfallende Überschüsse. Ausgangspunkt der Berechnungen sind eine konstante jährliche Wertentwicklung von vier Prozent vor allen Kosten.

Bei den „dynamischen 2-Topf-Hybriden“ sind die Tester davon ausgegangen, dass sich das Vertragsvermögen zu 40 Prozent aus dem Sicherungsvermögen und zu 60 Prozent aus der freien Fondsanlage zusammensetzt. Bei den „dynamischen 3-Topf-Hybriden“ von einer Aufteilung 30 Prozent Sicherungsvermögen, 50 Prozent Wertsicherungsfonds und 20 Prozent freie Fondsanlage.

Keine Gesamtnote

Die Tabellen weisen zudem den Anlageerfolg der Unternehmen aus und geben an, wie gut ein Versicherer mit dem Guthaben des Kunden in den Jahren 2018 bis 2022 gewirtschaftet hat.

Aufgeführt sind ferner die garantierten Werte für die Kapitalabfindung (in Euro und Prozent der Beitragssumme) und für die Rente sowie, wie viel Rente je 10 000 Euro des zu Rentenbeginn vorhandenen Vertragsvermögens monatlich mindestens gezahlt wird.

Die Verbraucherschützer haben jeweils Noten für die Kosten, den Anlageerfolg des Versicherers und den garantierten Rentenfaktor vergeben. Eine Gesamtnote erhielten die Tarife nicht. Der Notenspiegel reicht von „sehr gut“ (0,5 bis 1,5) über „gut“ (1,6 bis 2,5) und „befriedigend“ (2,6 bis 3,5) bis hin zu „ausreichend“ (3,6 bis 4,5) und „mangelhaft“ (4,6 bis 5,5).

Die statischen hybriden Rentenversicherungen …

Die Ergebnisse: Die getesteten „statischen 2-Topf-Hybriden“ mit 50 Prozent Beitragsgarantie kommen allesamt über ein „befriedigend“ bei den Kosten nicht hinaus. Beim garantierten Rentenfaktor reicht es maximal sogar nur für ein „ausreichend“. Beim Anlageerfolgt erzielt die Inter Lebensversicherung AG die Note „gut“, scheitert dafür aber beim garantierten Rentenfaktor.

Testergebnisse für die „statischen 2-Topf-Hybriden“ mit 50 Prozent Beitragsgarantie

Anbieter

Tarif

Noten

Kosten

Anlage-Erfolg

garantierter Rentenfaktor

Alte Leipziger Lebensversicherung a.G.

„AL_Rente Flex AR15“

3,8

4,4

4,7

Baloise Lebensversicherung AG Deutschland

„Best Invest FRN 23“

3,3

2,6

4,1

Inter

„Mein Leben Y03N171“

4,2

2,2

5,5

Mylife Lebensversicherung AG

„Aktiv“

nicht bewertet

4,0

4,3

Nürnberger Lebensversicherung AG

„NFX3200“

2,9

3,9

4,7

Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G.

„Fonds Pur FR“

3,6

4,4

4,1

Ähnlich sieht das Bild bei den „statischen 2-Topf-Hybriden“ mit 80 Prozent Beitragsgarantie aus. Auch hier fahren die Akteure bei den Kosten maximal „befriedigende“ Ergebnisse ein.

Testergebnisse für die „statischen 2-Topf-Hybriden“ mit 80 Prozent Beitragsgarantie

Anbieter

Tarif

Noten

Kosten

Anlage-Erfolg

garantierter Rentenfaktor

Alte Leipziger

„AL_Rente Flex AR15“

3,8

4,4

4,7

Baloise

„Best Invest FRN 23“

2,9

2,6

4,1

Inter

„Mein Leben Y03N171“

3,8

2,2

5,5

Mylife

„Aktiv“

nicht bewertet

4,0

4,3

Nürnberger

„NFX3200“

3,0

3,9

4,7

… und die dynamischen hybriden Rentenversicherungen

Die Tester vergaben auch bei den „dynamischen 2-Topf-Hybriden“ mit 80 Prozent Beitragsgarantie keine „guten“ oder „sehr guten“ Noten – weder mit Blick auf die Kosten noch auf den garantierten Rentenfaktor, im Gegenteil. Der Anlageerfolg der Lebensversicherung von 1871 a.G. München wurde für „gut“ befunden.

Testergebnisse für die „dynamischen 2-Topf-Hybriden“ mit 80 Prozent Beitragsgarantie

Anbieter

Tarif

Noten

Kosten

Anlage-Erfolg

garantierter Rentenfaktor

Allianz Lebensversicherungs-AG

„InvestFlex RF1GD“

3,9

3,0

4,9

Continentale Lebensversicherung AG

„Rente Invest Garant RIG“

4,9

4,0

4,3

Europa

„E-RIG“

3,3

3,6

4,3

LV 1871

„MeinPlan FRV PCS“

3,9

2,3

4,8

Stuttgarter Lebensversicherung a.G.

„FlexRente performance+ 73oG“

4,4

3,2

4,2

Volkswohl Bund

„Fonds Modern FGR“

3,7

4,4

4,1

Düster sieht das Bild bei den wenigen geprüften „dynamischen 3-Topf-Hybriden“ mit 80 Prozent Beitragsgarantie aus. „Ausreichend“ oder „mangelhaft“ bewerteten die Verbraucherschützer die Tarifkosten sowie auch das Wirtschaften der Versicherer mit dem Kundenguthaben.

Testergebnisse für die „dynamischen 3-Topf-Hybriden“ mit 80 Prozent Beitragsgarantie

Anbieter

Tarif

Noten

Kosten

Anlage-Erfolg

garantierter Rentenfaktor

Alte Leipziger

„ALfonds FR15“

3,8

4,4

4,7

Condor

„privat garant C72 EN“

4,9

3,5

4,0

Württembergische

„Genius PrivatRente FRH“

4,8

2,7

5,5

Besser ohne Garantie

Das Fazit: „Wir raten von fondsgebundenen Rentenversicherungen mit Garantien ab. Sie sind teuer und intransparent. Insbesondere die dynamischen 3-Topf-Hybriden haben aufgrund ihrer schlechten Wertsicherungsfonds kaum Chancen auf gute Rendite“, heißt es.

Kunden zahlten für diese Hybridprodukte fast durchweg deutlich mehr, als wenn sie sich für eine Fondspolice ohne Garantie entscheiden würden. Solche Angebote wurden von den Verbraucherschützern vor wenigen Wochen getestet (VersicherungsJournal 30.8.2023). Alternativ wird zu ETF-Sparplänen geraten (14.11.2023).

Der Beitrag „Überflüssige Fondspolicen“ lässt sich auf der Internetseite der Stiftung Warentest für 4,90 Euro freischalten. Das gesamte Heft Finanztest 12/2023 ist im Online-Shop für 5,99 Euro als Download zu erwerben. Die Print-Ausgabe kann an gleicher Stelle für 6,90 Euro angefordert werden.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Fondspolicen · Lebensversicherung · Rente · Rentenfaktor · Risiko-Lebensversicherung · Verbraucherschutz · Zinsen
 
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