23.4.2025 – Mit dem Zusammenschluss entsteht eine der größten Versicherungsgruppen in der Schweiz. Auch ein Stellenabbau wird angekündigt. Was bedeutet dies für den deutschen Markt? (Bild: Baloise)
Die Helvetia Holding AG und die Baloise Holding AG haben am Dienstag bekanntgegeben, dass sie sich auf eine sogenannte Fusion unter Gleichen („Merger of Equals“) verständigt haben. Das heißt, dass keine der Parteien als Käufer oder Übernommener auftritt und beide zukünftig als gleichberechtigte Partner auftreten. Das haben die Verwaltungsräte der Unternehmen beschlossen.
Bereits in den letzten Wochen war wiederholt über eine mögliche Fusion spekuliert worden (Medienspiegel 25.2.2025). Parallel dazu gab es Hinweise, dass sowohl die Helvetia (VersicherungsJournal 8.1.2025) als auch die Baloise (13.9.2024) einen Rückzug aus dem deutschen Markt prüfen könnten – zumindest teilweise.
Die fusionierte Gesellschaft wird zukünftig an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange AG unter dem Namen „Helvetia Baloise Holding AG“ gelistet sein, wie es weiter im Pressetext heißt. Im Zuge der Transaktion werden die Aktien der Baloise Holding AG von der Börse genommen.
Die Versicherer sprechen von einer „Absorptionsfusion“. Das heißt, die Baloise wird in die Helvetia integriert. Dadurch wird die Baloise Holding AG aufgelöst und alle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten gehen auf die Helvetia Holding AG über.
An die Stelle der bisherigen Baloise-Aktien treten künftig die Anteile der neuen Gesellschaft, die unter dem Valorensymbol HBAN gehandelt wird. Für jede Baloise-Aktie erhalten die bisherigen Aktionäre 1,0119 Aktien der Helvetia Baloise Holding AG.
Der Hauptsitz des Unternehmens soll zukünftig in Basel liegen – dort befindet sich bislang der Sitz der Baloise-Gruppe. Der bisherige Hauptsitz der Helvetia in St. Gallen soll jedoch als bedeutender Unternehmensstandort erhalten bleiben.
Zustimmen müssen der Fusion noch die Aktionäre der Versicherungsgruppen. Hierfür sind außerordentliche Generalversammlungen beider Häuser für den 23. Mai 2025 angesetzt. Mit der Patria Genossenschaft habe die größte Anteilseignerin der Helvetia bereits ihre Unterstützung signalisiert, heißt es.
Die fusionierte Versicherungsgruppe erzielt ein jährliches Bruttogeschäftsvolumen von 20,16 Milliarden Schweizer Franken (rund 21,46 Milliarden Euro). Davon entfallen 8,61 Milliarden Franken (9,24 Milliarden Euro) auf das Lebensversicherungsgeschäft und 11,55 Milliarden Franken (etwa 12,39 Milliarden Euro) auf das Nichtleben-Segment.
Im Heimmarkt komme die neue Gesellschaft im Erstversicherungsgeschäft künftig auf einen Marktanteil von rund 20 Prozent, heißt es seitens der Unternehmen. Damit steige man zur zweitgrößten Versicherungsgruppe der Schweiz auf. Mit rund 22.000 Mitarbeitern werde die Helvetia Baloise zudem der größte Arbeitgeber innerhalb der Schweizer Assekuranz sein.
„Auch über die Schweiz hinaus wird Helvetia Baloise ein führender Versicherer mit attraktiven Positionen in den europäischen Märkten Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Österreich und Luxemburg sowie im globalen Specialty-Geschäft“, heißt es weiter im Pressetext.
„Helvetia Baloise sichert zu, einen möglichen Stellenabbau mit Fairness und Unterstützung der Betroffenen durchzuführen“
Pressetext Helvetia/Baloise
Den Zusammenschluss begründen beide Unternehmen mit möglichen Synergiepotenzialen – oder anders gesagt: Sie wollen Kosten sparen.
Durch die Fusion sollen pro Jahr zusätzlich zu den bereits laufenden Sparprogrammen weitere Einsparungen von rund 350 Millionen Schweizer Franken vor Steuern und vor Beteiligung der Kunden erzielt werden. Etwa 80 Prozent dieser Synergien sollen bis spätestens 2028 realisiert sein.
In diesem Zusammenhang kündigen die Unternehmen auch einen möglichen Stellenabbau an. In Ländern, in denen es Überschneidungen gibt, sollen Stellen möglichst durch natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen abgebaut und der Prozess bis spätestens 2029 abgeschlossen werden.
„Helvetia Baloise ist sich der sozialen Verantwortung bewusst und sichert zu, diesen Prozess mit Fairness und Unterstützung für die Betroffenen durchzuführen“, heißt es hierzu im Pressetext.
Die Versicherer teilen auch mit, wie die zukünftige Führungsstruktur des Unternehmens aussehen soll:
Doch welche Auswirkungen hat die Fusion für die deutschen Unternehmenstöchter der Versicherer sowie für Vertrieb und Kunden? Bis zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses beantwortete lediglich ein Sprecher der Baloise Holding die Fragen des VersicherungsJournals.
Demnach ist geplant, auch die deutschen Einheiten von Helvetia und Baloise zusammenzuführen. Dies soll im Anschluss an die Fusion der Gruppe erfolgen, deren Vollzug für Ende 2025 erwartet wird. CEO der neuen Deutschlandeinheit soll Dr. Jürg Schiltknecht sein, der aktuell das Deutschlandgeschäft der Baloise verantwortet.
„Sowohl auf Gruppenebene als auch für die deutsche Ländereinheit wird der gemeinsame Firmenname Helvetia Baloise lauten. Marke und Markenauftritt werden in der Folge gemeinsam erarbeitet. Die Versicherungsverträge behalten ihre Gültigkeit und wir beabsichtigen keine Änderungen in der Kundenbetreuung“, berichtet der Sprecher.
Und wie stark wird Deutschland vom Abbau der Stellen betroffen sein? „Hierzu lässt sich aktuell noch keine Aussage treffen“, positioniert sich der Baloise-Sprecher.
Bevor beide Versicherer von Synergien profitieren können, werden sie jedoch erst einmal Geld in die Hand nehmen müssen. So werden im Zuge der Fusion zunächst Integrationskosten von bis zu 600 Millionen Schweizer Franken beziehungsweise 643 Millionen Euro vor Steuern erwartet, wie die Unternehmen mitteilen.
Über weitere Details der geplanten Fusion informieren beide Unternehmen in einer Aktionärsbroschüre (PDF, 281 KB).
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