13.5.2025 – Die SHB, ein kleiner Versicherer mit Schwerpunkt Bäckereibetriebe, muss laut einem Medienbericht unter Manndeckung der Bafin Maßnahmen ergreifen, um die finanzielle Stabilität zu fördern. Eine Übernahme durch die Signal Iduna wird aktuell diskutiert.
Der SHB Allgemeine Versicherung VVaG befindet sich derzeit unter erweiterter Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Denn sie weist eine niedrige Mindestkapitalquote (MCR) von 85,7 Prozent auf. Das berichtete der Branchendienst Versicherungsmonitor.
Unterschreitet ein Versicherer die MIndestkapitalanforderung (MCR), gilt das als Frühwarnsignal für eine zu knappe Kapitalausstattung. Die Bafin verlangt dann einen Sanierungsplan, der innerhalb von zwei Monaten vorgelegt werden muss. Ziel ist es, die Kapitalquote wieder über 100 Prozent zu bringen. Notfalls kann die Behörde Auflagen erteilen oder Maßnahmen zur Kapitalstärkung fordern.
Vorstand Wolfgang Riecke bestätigt, der Behörde einen Finanzierungsplan vorgelegt zu haben. „Durch ein abgestimmtes zusätzliches Rückversicherungspaket für 2025 und 2026 sowie den Verkauf eines Optionsrechtes auf einen definierten Teilbestand wird die Bedeckung des MCR wieder auf über 100 Prozent angehoben und gehalten“, sagt Riecke dem VersicherungsJournal.
„Für das Jahr 2026 ist eine Verschmelzung mit einem anderen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit geplant, vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien und Aufsichtsbehörde. Wir bitten um Verständnis, das wir uns zu laufenden Gesprächen nicht äußern“, berichtet Riecke weiter.
Zwar konnte die SHB im vergangenen Geschäftsjahr ihre Einnahmen laut SFCR-Bericht 2024 (PDF, 1,51 MB) kräftig steigern. So wuchsen die Bruttobeiträge um rund 1,3 Millionen Euro auf insgesamt 8,6 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von fast 18 Prozent. Nach Abzug der Rückversicherungsanteile blieben rund vier Millionen Euro an Nettobeiträgen übrig – gut 15 Prozent mehr als im Vorjahr.
Dem stehen jedoch massiv gestiegene Schadenaufwendungen gegenüber. Die Schadenquote hat sich 2024 mehr als verdreifacht – von 34 auf 110,9 Prozent. „Maßgeblich beeinflusst wurde die Schadenquote durch vier im Geschäftsjahr entstandene Großschäden aus dem Beteiligungsgeschäft mit einem Gesamtschadenaufwand von 5,86 Millionen Euro“, heißt es hierzu im SFCR-Bericht.
Die SHB wurde 1921 als Glasschaden-Hilfskasse der Bäckerinnung gegründet und steht dem Lebensmittel- und Bäckerhandwerk nahe. Gewerbliche Versicherungen für diese Zielgruppe machen neben dem privaten Sach- und Unfallversicherungsgeschäft einen Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit aus.
So wird die Multi-Risk-Police „SBS“ für das Lebensmittelhandwerk im SFCR-Bericht als „Hauptprodukt“ des Versicherers bezeichnet. Der Vertrieb erfolgt über die Versicherungsdienst der Bäckerhandwerks GmbH im Ausschließlichkeitsmodell. Diese ist eine hundertprozentige Tochter der SHB. Ergänzend kooperiert das Unternehmen eng mit spezialisierten Versicherungsmaklern.
Wie der Versicherungsmonitor berichtet, prüft derzeit die Signal Iduna Versicherungsgruppe eine Übernahme des kleinen Spezialversicherers. Ein Sprecher der Versicherungsgruppe teilte auf Anfrage mit, dass man sich in Gesprächen befinde.
„Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns grundsätzlich zu laufenden Gesprächen nicht äußern“, erklärte der Sprecher gegenüber dem VersicherungsJournal. Er bestätigt aber, dass es Überschneidungen bei der Zielgruppe gebe. „Das Bäckerhandwerk gehört für uns wie das Handwerk insgesamt zu unseren Kernzielgruppen“.
So ist auch die Signal Iduna im Gewerbegeschäft stark auf kleine und mittelständische Handwerksbetriebe spezialisiert und wurde vor 110 Jahren ursprünglich von Handwerkern als Selbsthilfeverein gegründet.
Im Jahr 2019 startete die Signal Iduna gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. die Initiative „Wir sind Bäcker“. Vorausgegangen waren Tiefeninterviews, bei denen Mitarbeiter des Versicherers gezielt in Bäckereibetriebe gingen und die Zielgruppe darauf ansprachen, welche Leistungen eine Versicherungspolice für ihr Gewerbe beinhalten sollte.
Die Erkenntnisse führten dazu, dass man die Policen überarbeitet und angepasst habe, wie Vorstandssprecher Ulrich Leitermann bei einem Vortrag in Leipzig berichtet hatte. Auch die SHB vermerkt in ihrem SFCR-Bericht, dass sie den Versicherungsschutz gemeinsam mit den Innungsbetrieben entwickle.
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