Bafin untersagt der Element Versicherung das Neugeschäft

6.1.2025 – Der Versicherer steckt laut einem Medienbericht in ernsthaften Schwierigkeiten. Demnach hat die Versicherungsaufsicht den Berlinern untersagt, neue Verträge abzuschließen.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat der Element Insurance AG kurz vor Weihnachten das Neugeschäft untersagt. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Die Vorstandsvorsitzende Dr. Astrid Stange bestätigte diesen Schritt gegenüber der Zeitung, während die Bafin selbst sich nicht dazu äußern wollte.

Element hat die Versicherungslizenz seit 2017

Die Berliner sind auf das Business-to-Business- (B2B) Geschäft spezialisiert und bieten Versicherungen als White-Label-Lösung an. Entsprechend werden die Versicherungen von anderen Unternehmen unter deren eigenem Namen vermarktet und vertrieben.

Zudem ist Element auch als Assekuradeur tätig. Schwerpunkte des Geschäfts sind die gewerbliche Einkommensersatzversicherung, See-, Luftfahrt- und Transportversicherung, Feuer- und Sachversicherungen sowie Haftpflicht- und Rechtsschutzpolicen.

Eine Versicherungslizenz der Bafin, die das Anbieten eigener Versicherungen erlaubt, besitzt Element seit September 2017 (VersicherungsJournal 12.10.2017).

Hannover Rück hat den Vertrag auslaufen lassen

Hintergrund der Probleme ist laut der Süddeutschen Zeitung das Auslaufen des wichtigsten Rückversicherungsvertrages durch die Hannover Rück SE, die die Partnerschaft nicht verlängert habe.

Für Element ist eine solche Rückversicherung jedoch unerlässlich, da das Unternehmen nur über eine begrenzte Kapitaldecke verfügt.

Rückversicherungen ermöglichen es Versicherern, Risiken zu streuen. Besonders bei geringer Kapitalausstattung oder hohen Risiken gibt der Erstversicherer einen Teil seiner Risiken an einen Rückversicherer ab. So wird die finanzielle Belastung im Schadensfall reduziert und der Versicherer kann weiterhin seine Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Versicherten erfüllen.

Element konnte in den letzten Jahren stark wachsen

Die Kündigung des Vertrages trifft Element in einer Phase, in der das Unternehmen seine Prämieneinnahmen deutlich steigern konnte.

Während im Jahr 2020 noch Bruttoprämien von 6,79 Millionen Euro verbucht wurden, waren es im Vorjahr bereits rund 51 Millionen Euro – ein Plus von etwa 650 Prozent binnen drei Jahren.

Auch bei Investoren konnte das Unternehmen zuletzt punkten und in einer Finanzierungsrunde rund 50 Millionen Euro einsammeln. Größte Aktionäre sind die Finleap GmbH und die Zahnärztekammer Berlin (ZAEK).

Bisher noch keine versicherungstechnischen Gewinne

Astrid Stange (Bild: Elements)
Astrid Stange (Bild: Element)

Ein positives versicherungstechnisches Ergebnis konnte das Unternehmen bisher jedoch nicht erzielen – auch, weil das Wachstum Geld kostet.

Im Jahr 2023 betrug das Minus laut Geschäftsbericht 24,4 Millionen Euro. Element führte dies unter anderem auf Investitionen in interne Prozesse, insbesondere in die IT-Plattform sowie in das Bestandsführungs- und Schadenregulierungssystem, zurück.

Astrid Stange zeigt sich von den Vorgängen überrascht. „Wir sind aktuell dabei, die üblichen Maßnahmen einer Versicherung in einer solchen Situation zu aktivieren. Hier haben wir vor allem das Wohl der Kunden im Blick, aber natürlich auch aller Mitarbeiter, Partner und Aktionäre“, zitiert sie die Süddeutsche Zeitung.

Strengere Aufsicht der Bafin

Im Vorgehen gegen Element spiegelt sich eine verschärfte Aufsicht der Bafin. Gefordert werden unter anderem tragfähige Geschäftsmodelle, Stressresistenz bei widrigen Kapitalmarktszenarien und ein leistungsstarkes Risikomanagement als Aufsichtsschwerpunkte. Dies benannte Julia Wiens, Bafin-Exekutivdirektorin Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht, auf der Jahrespressekonferenz der Behörde (22.11.2024).

Neben der Kapitalausstattung zählt dabei auch die IT-Infrastruktur zu den Aufsichtsschwerpunkten. Aufgrund Mängeln bei der IT hatte die Bafin bereits Kapitalerhöhungen bei der Axa Krankenversicherung AG (17.5.2023), der Signal Iduna Lebensversicherung a.G. (23.11.2023) angeordnet. Die Allianz SE wurde zu Nachbesserungen verpflichtet (26.9.2023).

Im November traf es die Haftpflichtkasse VVaG. Die Aufsicht verlangt von dem Versicherer einen Kapitalaufschlag auf die Solvabilitätskapitalanforderung. „Grund waren Mängel in der Geschäftsorganisation – und zwar bezogen auf die IT“, teilte die Behörde mit (20.12.2024).

WERBUNG
 
WERBUNG
Werben im Extrablatt

Mit einer Anzeige im Extrablatt erreichen Sie mehr als 12.500 Menschen im Versicherungsvertrieb, überwiegend ungebundene Vermittler. Über die Konditionen informieren die Mediadaten.

Ihr Wissen und Ihre Meinung sind gefragt

Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.

Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu. Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.de.

Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.de.

WERBUNG
Noch erfolgreicher Kundengespräche führen

Geraten Sie in Verkaufssituationen immer wieder an Grenzen?
Wie Sie unterschiedliche Persönlichkeitstypen zielgerichtet ansprechen, erfahren Sie im Praktikerhandbuch „Vertriebsgötter“.

Interessiert? Dann können Sie das Buch ab sofort zum vergünstigten Schnäppchenpreis unter diesem Link bestellen.

Diese Artikel könnten Sie noch interessieren
3.4.2018 – Die Itzehoer wächst so stark, dass schon wieder ein Erweiterungsbau auf dem Plan steht. Drei weitere Gesellschaften zeigen, dass sich Spezialisierung lohnt. (Bild: Itzehoer) mehr ...
 
22.3.2021 – Bei der Versicherungsgruppe haben nicht nur die Corona-bedingten Sonderbelastungen im Geschäftsergebnis 2020 sichtbare Spuren hinterlassen. Zu den Resultaten in den ersten zwei Monaten 2021 und den weiteren Aussichten erklärte sich der Konzern am Freitag. (Bild: Schmidt-Kasparek) mehr ...
 
3.9.2019 – Die Versicherungsgruppe beurteilen die Entwicklung der Gruppenmitglieder im Jahr 2018 in den Geschäftsberichten als „zufriedenstellend“ oder sogar als „gut“. In der Lebensversicherung wird eine Trendwende gemeldet. (Bild: Universa) mehr ...
 
14.5.2019 – Bei der Versicherungsgruppe verlief das Jahr 2018 in den verschiedenen Geschäftsfeldern sehr unterschiedlich. Trotz teilweiser Beitragsverluste stieg der Gewinn sprunghaft an. Das zeigt der Geschäftsbericht. (Bild: Provinzial Rheinland) mehr ...
 
14.12.2016 – Neue Produkte in Sach und Leben, neue Wege in der bKV und ein neuer Partner für das Gewerbegeschäft. Vor der Presse berichtete Konzernchef Dr. Karsten Eichmann über seine Pläne und den bisherigen Geschäftsverlauf 2016. (Bild: Lier) mehr ...
WERBUNG