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Stiftung Warentest: Nur ein Drittel aller PKV-Tarife leistet mehr als die GKV

19.2.2025 – Die Verbraucherorganisation hat 1.245 Tarifkombination von 35 privaten Krankenversicherern unter die Lupe genommen. Davon erfüllten nur 384 Kombinationen von 23 Anbietern die von den Testern aufgestellten Grundleistungen. Der Rest geht laut den Prüfern nicht über den Schutz der gesetzlichen Krankenversicherung hinaus oder unterschreitet ihn teils sogar. Bei den Beamtentarifen siegte die Continentale. Spitzenreiter bei den Angeboten für Angestellte und Selbstständige wurde die Arag.

Durchaus mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl und die Pläne der Parteien zum Gesundheitssystem (VersicherungsJournal 11.2.2025), vor allem aber angesichts steigendender Kosten in der Gesundheitsversorgung hat sich die Stiftung Warentest mit der Frage auseinandergesetzt: Wie gut ist die private Krankenversicherung (PKV) wirklich?

Für den Beitrag „Gute Tarife gibt’s auch günstig“, der an diesem Mittwoch in der Zeitschrift Stiftung Warentest Finanzen (vormals Finanztest) 3/2025 veröffentlicht wird, wurden Leistungen und Kosten von 1.245 Tarifkombination untersucht. Die Offerten stammen aus den Produktportfolios von 35 Anbietern.

Studie bestätigt: PKV-Versicherte erhalten schneller einen Facharzttermin

Julia Bönisch (Bild: Stiftung Warentest)
Julia Bönisch (Bild: Stiftung Warentest)

„Die privaten Krankenversicherer stehen in dem Ruf, eine bessere Versorgung zu bieten als die Krankenkassen“, sagte Vorständin Julia Bönisch am Dienstagnachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz. Was die Verfügbarkeit von Facharztterminen angehe, könne man das bestätigen.

Die Civey GmbH hat im Auftrag ihrer Organisation im Januar 5.000 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Erhebung wurde online durchgeführt und ist nach eigenen Angaben repräsentativ.

Nur 30 Prozent der Kassenpatienten gaben dabei an, dass sie ihren letzten Facharzttermin binnen eines Monats bekommen haben. Unter den Privatpatienten waren es 58 Prozent. Jeder vierte privat Versicherte sagte zudem, dass er innerhalb von nur einer Woche einen Facharzttermin erhalten hat.

„Das sind Zustände, von denen viele gesetzlich Versicherte nur träumen können“, so Bönisch. „Insofern stimmt das langläufige Vorurteil, dass die privaten Krankenversicherungen hier tatsächlich eine bessere Leistung anbieten als die gesetzliche Krankenversicherung.“

Zwei von drei Tarife weisen Lücken im Gesundheitsschutz auf.

Julia Bönisch, Vorständin Stiftung Warentest

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Überraschendes Ergebnis auch für die Stiftung Warentest

Das Ergebnis des Tests fällt indes verheerend aus. Von den 1.245 untersuchten Produkten genügten zwei Drittel nicht den Anforderungen der Prüfer.

„Zwei von drei Tarife haben entweder einen zu hohen Selbstbehalt – und das kann dann schnell zu einer sehr hohen Belastung werden – oder sind nicht besser als Krankenkassen. Das heißt, sie weisen Lücken im Gesundheitsschutz auf“, berichtete Bönisch. Dies sei auch für sie ein überraschendes Ergebnis gewesen.

„Und das letzte Drittel an Tarifen, das noch übrigbleibt, kann im Alter ganz schnell zur existenzbedrohenden Kostenfalle werden“, so die Chefin der Stiftung.

Zwei Drittel der PKV-Tarife bieten keinen „Rundum-Schutz“

Für die Untersuchung definierten die Tester zunächst einen „Rundum-Schutz“, bestehend aus 17 Grundleistungen. Dies waren:

  • „Arzthonorare bis zum Höchstsatz (3,5) der Gebührenordnung für Ärzte.
  • Im Krankenhaus Zweibettzimmer mit Wahlarztbehandlung.
  • Vorsorgeuntersuchungen im Umfang gesetzlicher Programme.
  • Ambulante Psychotherapie für mindestens 50 Sitzungen im Jahr zu 80 Prozent.
  • Stationäre Psychotherapie für unbegrenzte Behandlungstage.
  • Mindestens 80 Prozent für physikalische Therapie, Logopädie und Ergotherapie.
  • Verschreibungspflichtige Arzneimittel zu 100 Prozent.
  • Schutzimpfungen, wie von der Ständigen Impfkommission empfohlen.
  • Kinderwunschbehandlungen im Umfang gesetzlicher Programme.
  • Palliativpflege und häusliche Krankenpflege.
  • Transport und Fahrtkosten zu ambulanten Therapien und zum geeigneten nächstgelegenen Krankenhaus.
  • Leistungen für Anschlussheilbehandlung: stationäre Therapie nach Krankenhausaufenthalt.
  • Leistungen für Sucht-, Entzugs- und Entgiftungsbehandlungen.
  • Zahnbehandlungen zu 100 Prozent, Zahnersatz, Inlays und Materialkosten zu mindestens 75 Prozent.
  • Leistungen für Kieferorthopädie bei Kindern, bei Erwachsenen nach einem Unfall.
  • Mindestens 80 Prozent für Hilfsmittel und für Körperersatzstücke, zum Beispiel Hand- oder Beinprothesen.
  • Leistungen für digitale Gesundheitsanwendungen, zum Beispiel eine Rückentraining-App.“

Dieser „Rundum-Schutz“ geht den Prüfern zufolge über den Schutz der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hinaus. Die PKV-Tarifen mussten alle Grundleistungen erfüllen, um in die Einzelwertung zu kommen. Zudem durfte der Selbstbehalt die Grenze von 660 Euro nicht überschreiten.

Für 861 Tarife war bereits hier Schluss. „Viele leisten sogar weniger als Krankenkassen – zum Beispiel bei der Palliativpflege“, heißt es zur Begründung im Bericht. Dies sei unter anderem auch bei ambulanter Psychotherapie der Fall.

Auch Kieferorthopädie nach einem Unfall werde teilweise nicht erstattet, so Testleiter Julian Chudoba während der Pressekonferenz. Ein weiterer Makel im Vergleich zur GKV seien fehlende digitale Gesundheitsanwendungen.

Wer im Alter nicht überfordert sein möchte, muss frühzeitig anfangen zu sparen.

Julian Chudoba, Testleiter Stiftung Warentest

Stiftung Warentest: PKV ist nur für einen „exklusiven kleinen Kreis“

Julian Chudoba (Bild: Stiftung Warentest)
Julian Chudoba (Bild: Stiftung Warentest)

Chudoba ging auch auf die Kosten in der privaten Krankenversicherung ein. „Wer schon heute ungefähr 1.000 Euro als 35-jährige selbstständige Person zahlt, muss damit rechnen, bei Renteneintritt jeden Monat deutlich über 2.000 Euro zu zahlen“, sagte er.

Deswegen bleibe die Stiftung Warentest bei der Einschätzung, „dass die PKV etwas für einen exklusiven kleinen Kreis ist, etwas für Beamte, die durch die Beihilferegelung eine gemütliche Situation haben, für Selbstständige und Angestellte mit einem ausreichenden Finanzpolster im Alter“.

Vom Renteneintritt bis zum Tod müssten PKV-Versicherte rund 250.000 Euro an Krankenversicherungskosten aufwenden. Deswegen gelte die Faustregel, zwei Drittel dieser Kosten aus Erspartem zu decken. Dies könne durch eine monatliche Sparsumme von 270 Euro bei einer dreiprozentigen Verzinsung über 30 Jahre erreicht werden.

„Unser Fazit bei den Kosten: Wer im Alter nicht finanziell überfordert sein möchte, muss frühzeitig anfangen zu sparen“, so der Testleiter. Im Übrigen zeige die Entwicklung der Beiträge, dass das Preisniveau der Tarife über viele Jahre verlässlich bleibe. „Überlegen Sie es sich gut, ob es ein Top-Tarif sein muss.“

Die ambulanten Leistungen wurden am stärksten gewichtet

Für die Bewertung der übrig gebliebenen 384 Tarifkombinationen von 23 Anbietern wurden drei gesunde Modellkunden angenommen. Der Angestellte und der Selbstständige schließen eine private Krankenversicherung mit 35 Jahren ab, der Beamte mit 30 Jahren.

Beim Beamten wurde zudem vorausgesetzt, dass es sich um einen ledigen Bundesbeamten mit einem Beihilfeanspruch von 50 Prozent handelt. Das Krankengeld für den Angestellte und den Selbstständigen beträgt 150 Euro ab dem 43. Tag. Die Pflegeversicherung ist jeweils in den Beiträgen enthalten.

Das Gesamturteil, das von „sehr gut“ (0,5 bis 1,5) bis „mangelhaft“ (4,6 bis 5,5) reicht, setzt sich aus vier Teilwertungen zusammen. Die ambulanten Leistungen gingen zu 45 Prozent, die stationären Leistungen zu 30 Prozent, die Zahnleistungen zu 15 Prozent und weitere Tarifmerkmale wie Schutz im außereuropäischen Ausland, digitale Gesundheitsanwendungen und Sehhilfen zu zehn Prozent ein.

„Die vertraglich garantierten Leistungen wurden nach einem Punktesystem bewertet. Für die einzelnen Leistungen gab es unterschiedlich viele Punkte, je nachdem wie hoch die Aufwendungen der Versicherer in diesem Bereich laut den Angaben im Zahlenportal des Verbands der privaten Krankenversicherung sind“, heißt es zum Punktesystem.

Der Monatsbeitrag ist ausschlaggebend für die Platzierung

Die Tabellen des Berichts zeigen jeweils den günstigsten Tarif einer Gesellschaft. Gelistet sind nur Angebote, die für „gut“ oder „sehr gut“ befunden wurden.

Bei den Beamtentarifen sind nur die monatliche Zahlbeträge aufgeführt. Bei den übrigen beiden Modellkunden sind jeweils der gesamte Monatsbeitrag inklusive anteiligem Selbstbehalt und zusätzlich der jährliche Selbstbehalt notiert, wobei sich beim Angestellten der Arbeitnehmer noch zu 50 Prozent an den Krankenversicherungskosten beteiligt.

Die Tabelle zu den Offerten für Angestellte und Selbstständige informiert zudem darüber, ob dem Versicherten eine Beitragsrückerstattung garantiert wird, wenn in einem Jahr keine Leistungen in Anspruch genommen wurden. Alle Übersichten geben ferner an, wie die Tester die Nachhaltigkeit der Kapitalanlagen eingestuft haben.

Die Platzierung orientiert sich jeweils am Monatsbeitrag. Bei gleicher Summe entscheidet das Alphabet über die Reihenfolge.

Continentale siegt einmal, Arag gewinnt zweimal

Die ersten fünf Plätze unter den PKV-Tarifen für Beamte belegen aktuell:

Die Top Five der privaten Krankenversicherungen für Angestellte sind:

  • Arag, „ME600, KTV42/150, PVN“, 649 Euro,
  • Hallesche Krankenversicherung a.G., „NK.select L Bonus, URZ, KT.43/150, PVN“, 712 Euro,
  • Deutscher Ring, „Esprit. ESP-VA 43/150, PIT, PVN“, 733 Euro,
  • Continentale, „PREMIUM, SP2, V43-U, PVN“, 500 Euro und
  • Universa Krankenversicherung a.G., „uni-Top|Privat 300, uni-KT 43/150, PVN“, 748 Euro.

Die fünfköpfige Spitze bei den Angeboten für Selbstständige bilden:

  • Arag, „ME600, KTV42/150, PVN“, 649 Euro,
  • Hallesche, „NK.select L Bonus, URZ, KT.43/150, PVN“, 712 Euro,
  • Continentale, „PREMIUM, SP2, V43-U, PVN“, 743 Euro,
  • Universa, „uni-Top|Privat 300, uni-KT 43/150, PVN“, 748 Euro und
  • Hansemerkur Krankenversicherung AG, „AZP Beitragsstundung, PS3, PSV, EGO2, T43/150, PVN“, 761 Euro.
 
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