10.1.2025 – Der Eigenanteil der Pflegebedürftigen für die stationäre Betreuung ist Ende 2024 im ersten Jahr der Pflege auf durchschnittlich 2.968 Euro monatlich gestiegen. Das sind 200 Euro mehr als im Jahr zuvor. Bis zum Jahr 2029 könnte die Belastung im Schnitt auf über 3.800 Euro im Monat steigen. Das zeigt eine Auswertung des Wido.
Trotz Leistungen der gesetzliche Pflegeversicherung haben Versicherte einen erheblichen Eigenanteil für die stationäre Pflege zu zahlen. Nach einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) erreichte der Selbstbehalt einen neuen Rekordwert.
Die regelmäßig durchgeführte Datenauswertung der Wido basiert auf eine Analyse der Leistungs- und Preisvergleichslisten nach §7 Absatz 3 SGB XI der insgesamt über 11.000 Pflegeheime. Einrichtungen mit einem einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE) über 5.000 Euro wurden nicht berücksichtigt. Stichtag der aktuellen Auswertung war der 9. Dezember 2024.
Demnach musste ein Pflegebedürftiger für die ersten zwölf Monate einer stationären Pflege im bundesweiten Durchschnitt Ende 2024 monatlich 2.968 Euro selbst bezahlen. Das sind 204 Euro mehr als noch Ende 2023 (VersicherungsJournal 22.1.2024).
Im zweiten Jahr der Pflege waren es im Schnitt 2.704 Euro (plus 229 Euro), im dritten Jahr 2.353 Euro (plus 166 Euro) und ab dem vierten Jahr 1.913 Euro (plus 87 Euro) je Monat.
Den Eigenbetrag (VersicherungsJournal 10.1.2025), den ein Pflegebedürftiger für eine stationäre Pflege selbst zahlen muss, setzt sich aus den Unterkunfts- und Verpflegungskosten, den Investitionskosten sowie einem Teil der reinen Pflegekosten zusammen.
Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt für eine stationäre Pflege nämlich nur für die Pflegekosten eine Pauschalleistung und gewährt zudem bei Pflegegrad 2 bis 5 einen von der Pflegedauer abhängigen Leistungszuschlag zum einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE).
Laut Wido lag der EEE Ende 2024 im Schnitt bei 1.757 Euro je Monat sowie die monatlichen Eigenanteile für die Unterkunft und Verpflegung bei 977 Euro und für die Investitionskosten bei 497 Euro. Der gesamte Eigenanteil für die stationäre Pflege betrug damit ohne Berücksichtigung eines möglichen EEE-Zuschlags im Schnitt 3.231 Euro pro Monat.
Der EEE-Zuschlag der gesetzlichen Pflegeversicherung wurde zum 1. Januar 2024 erhöht. Er beträgt seitdem im ersten Jahr der Pflege 15 Prozent (2023: fünf Prozent), im zweiten Jahr 30 Prozent (2023: 25 Prozent), im dritten Jahr 50 Prozent (2023: 45 Prozent) und ab dem vierten Jahr der Pflege 75 Prozent (2023: 70 Prozent) des EEE.
Bisherige Dauer der stationären Pflege | Einrichtungs- | Unterkunft und Verpflegung | Investiti-onskosten | Gesamt |
---|---|---|---|---|
*bundesweit zum Stichtag 9. Dezember 2024, **ab Pflegegrad 2, ***unter Berücksichtigung des Leistungszuschlags, Datenquelle: Wido/AOK Bundesverband | ||||
Ohne EEE-Zuschlag | 1.757 | 977 | 497 | 3.231 |
1.-12. Monat | 1.494 | 977 | 497 | 2.968 |
13.-24. Monat | 1.230 | 977 | 497 | 2.704 |
25.-36. Monat | 879 | 977 | 497 | 2.353 |
ab 37. Monat | 439 | 977 | 497 | 1.913 |
Obwohl der EEE-Zuschlag letztes Jahr erhöht wurde, haben sich damit die EEE-Kosten, die der Pflegebedürftige im Durchschnitt Ende 2024 gegenüber Ende 2023 selbst tragen musste, je nach Pflegedauer um bis zu 13,7 Prozent erhöht.
Von Ende 2023 bis Ende 2024 sind zudem die Unterkunfts- und Verpflegungskosten im Durchschnitt um 7,5 Prozent und die Investitionskosten um 2,7 Prozent gestiegen.
Berücksichtigt man den EEE-Zuschlag, musste ein Pflegebedürftiger Ende 2024 im Schnitt im ersten Jahr der Pflege 7,4 Prozent, im zweiten Jahr 9,3 Prozent, im dritten Jahr 7,6 Prozent und ab dem vierten Jahr 4,8 Prozent mehr für die stationäre Pflege aus der eigenen Tasche zahlen als im Vorjahr.
Gegenüber Ende 2017 haben sich die Eigenbeteiligung eines Pflegebedürftigen in der stationären Pflege für die Investitionskosten sogar um 17 Prozent, für Unterkunft und Verpflegung um 38 Prozent und für die reinen Pflegekosten ohne Berücksichtigung des EEE-Zuschlags um 185 Prozent erhöht.
Insgesamt musste damit ein Betroffener für die stationäre Pflege ohne Berücksichtigung des EEE-Zuschlags Ende letzten Jahres 84 Prozent mehr aus der eigenen Tasche bezahlen als Ende 2017.
Selbst mit den EEE-Zuschlägen in 2024 war damit der gesamte Eigenanteil im ersten Jahr der Pflege immer noch 69 Prozent, im zweiten Jahr 54 Prozent, im dritten Jahr 34 Prozent und ab dem vierten Jahr über neun Prozent höher als vor sieben Jahren.
Die Wido-Analyse zeigt ferner, dass die durchschnittlichen Gesamtkosten je Bewohner für eine stationäre Pflege in einem Pflegeheim Ende 2024 4.701 Euro betrugen.
Davon übernahm die gesetzliche Pflegeversicherung 1.470 Euro als Pauschalleistung und erstattete durchschnittlich weitere 807 Euro monatlich in Form der je nach Pflegedauer gestaffelten EEE-Zuschläge.
Jeder Pflegebedürftige hatte zudem insgesamt im Schnitt noch 2.424 Euro pro Monat selbst zu zahlen, nämlich 950 Euro für den pflegebedingten Eigenanteile, 977 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 497 Euro für Investitionskosten.
Grundlage für diese Durchschnittsberechnung war die bisherige Pflegedauer der rund 695.000 SPV-versicherten Pflegeheimbewohner mit Pflegegrad 2 bis 5.
Laut Wido waren 27 Prozent dieser Pflegebedürftigen bis zu einem Jahr, 21 Prozent über einem bis maximal zwei Jahre, 14 Prozent über zwei bis höchstens drei Jahre und 38 Prozent mehr als drei Jahre in der stationären Pflege untergebracht.
Um die finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen zu mindern, wurden zum einen der EEE-Zuschlag zum 1. Januar 2024 (9.1.2024) erhöht. Zum anderen wurden die Pauschalleistungen für die stationäre Pflege zum 1. Januar 2025 (16.12.2024) um rund 4,5 Prozent angehoben.
David Scheller-Kreinsen, stellvertretender Geschäftsführer des Wido, betont jedoch: „Trotz der Zuschüsse zur Entlastung und der Dynamisierung der Leistungen steigen die Zuzahlungen für die Pflege im Heim weiter.
Das hat unter anderem mit gestiegenen Lohnkosten infolge der Verpflichtung der Einrichtungen zur tariflichen Bezahlung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den inflationsbedingten Tarifsteigerungen zu tun.“
„Wenn man von einer im Vergleich zu den Vorjahren eher moderaten Steigerung der Zuzahlungen um zehn Prozent ausgeht, werden die Eigenanteile inklusive Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten im Jahr 2029 eine durchschnittliche Gesamtbelastung von 3.812 Euro pro Monat ergeben“, so Scheller-Kreinsen weiter.
Das Wido hat für eine Prognose zur weiteren Entwicklung des pflegebedingten Eigenanteils verschiedene Szenarien gegenübergestellt.
Übrigens ist seit 2018 laut den Wido-Analysen allein der EEE ohne Berücksichtigung des EEE-Zuschlages jedes Jahr zwischen knapp zwölf und 24 Prozent gestiegen.
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