21.5.2025 – Die Prämien in der Kfz-Versicherung steigen nach Zahlen von Verivox weiter an. Wer im April eine Vollkaskoversicherung abschloss, musste durchschnittlich circa 50 Prozent mehr zahlen als noch vor fünf Jahren. Die Prämien für den Schutz von E-Autos verteuern sich stärker als für Verbrenner.
Der Versicherungsmakler Verivox Versicherungsvergleich GmbH hat anhand der gelisteten Tarife erneut ermittelt, wie sich die Prämien in der privaten Kfz-Versicherung entwickelt haben. Diesmal flossen anonymisiert alle Nutzerberechnungen auf dem Portal vom 1. bis 30. April 2025 ein.
Datengrundlage sind hierbei über 330 Tarife von 40 Kfz-Versicherern, erläutert eine Verivox-Sprecherin auf Nachfrage des VersicherungsJournals.
Die Prämien werden auf Basis eines Kfz-Versicherungsindex berechnet, den Professor Dr. Wolfgang Bischof, Statistikexperte an der Technischen Hochschule Augsburg, entwickelt hat. Der Index nutzt das Gradient-Boosting-Verfahren (XGBoost), um Verzerrungen auszugleichen, die durch das unterschiedliche Nutzerverhalten auf der Vergleichsplattform entstehen können.
„Würden wir einfach nur den Durchschnitt der Prämien berechnen, könnte das zu Verzerrungen führen – etwa durch Unterschiede bei den Kundengruppen in den beiden Untersuchungszeiträumen, wie regionale oder soziodemografische Faktoren. Auch ob Nutzer im Schnitt eher leistungsstärkere oder günstigere Tarife vergleichen, spielt eine Rolle“, erklärt die Sprecherin.
Laut Verivox mussten Kunden, die eine Kfz-Versicherung neu abschließen, im April 2025 durchschnittlich 16 Prozent mehr Prämie zahlen als noch im Vorjahresmonat. Noch deutlicher ist der Preissprung gegenüber 2022: Innerhalb von nur drei Jahren legten die Beiträge um 50 Prozent zu.
Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede in den einzelnen Versicherungssegmenten:
Die Beitragsanpassungen aus den letzten beiden Jahren reichen noch nicht aus.
Aljoscha Ziller, Verivox
Trotz des anhaltenden Aufwärtstrends sieht Verivox Anzeichen für einen verschärften Preiskampf im Kfz-Segment. Günstige Policen liegen derzeit bis zu 32 Prozent unter den Tarifen aus dem mittleren Preisbereich – im Dezember waren es noch 28 Prozent (VersicherungsJournal 13.12.2024). Die Schere bei den Prämien öffnet sich also weiter.
Verivox geht daher davon aus, dass sich die Teuerungswelle abschwächt. Viele Kfz-Versicherer hatten ihre Beiträge lange nur zögerlich an die Inflation angepasst, im Jahr 2023 schrieb mehr als die Hälfte versicherungstechnische Verluste (5.12.2024). Diese Nachholbewegung habe inzwischen stattgefunden, teilweise mit kräftigen Preisanpassungen.
„Die Beitragsanpassungen aus den letzten beiden Jahren reichen noch nicht aus. Es braucht weitere Preissteigerungen, damit die Versicherer wieder in die Gewinnzone zurückkehren“, sagt Aljoscha Ziller, Vice President der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Aber die Phase der stärksten Beitragserhöhungen liegt hinter uns.“
Dass die Versicherer wieder auf Gewinnkurs sind, bestätigt auch eine Analyse der General Reinsurance Corporation (Gen Re). Demnach werde die Schadenkostenquote (Combined Ratio – CR) 2025 für die gesamte Kfz-Versicherung bei 96 Prozent liegen, allerdings mit deutlichen Unterschieden zwischen einzelnen Anbietern (8.4.2025).
2024 waren die Durchschnittsbeiträge laut Gen Re in der Kfz-Haftpflicht um knapp zehn Prozent gestiegen, in der Vollkasko um zwölf Prozent und in der Teilkasko um zehn Prozent. Dies betrifft jedoch auch Bestandsverträge, während Verivox lediglich die Prämien für das Neu- und Wechselgeschäft ausweist.
Die Vollkasko ist bei Elektroautos aktuell noch Marktstandard.
Verivox
Auf Nachfrage teilt Verivox mit, dass die Prämienentwicklung für Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektroantrieb nur quartalsweise und bezogen auf die Vollkaskoversicherung ausgewertet wird. Im ersten Quartal 2025 lagen die Beiträge für Verbrenner demnach 18 Prozent über dem Vorjahreswert – bei E-Autos sogar 25 Prozent.
Auch im Dreijahresvergleich legten die Beiträge für Elektrofahrzeuge deutlicher zu: Während die Prämien für Verbrenner im ersten Quartal 2025 rund 48 Prozent über dem Niveau von Anfang 2022 lagen, stiegen die Beiträge für E-Autos um 65 Prozent.
„Wegen der hohen Anschaffungskosten und dem meist noch sehr geringen Fahrzeugalter ist die Vollkasko bei Elektroautos aktuell noch Marktstandard. Für rund 90 Prozent aller E-Mobile, die über Verivox versichert werden, wird Vollkaskoschutz vereinbart“, berichtet die Sprecherin.
Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung treiben vor allem die Batterien die Schadenkosten bei E-Autos in die Höhe.
Wegen der Brandgefahr müssen Werkstätten sie so abstellen, dass acht umliegende Stellplätze frei bleiben – und Reparaturen so durchführen, dass eine Selbstentzündung ausgeschlossen ist. Die Stundensätze der Werkstätten liegen demnach noch 50 bis 100 Euro über jenen für Verbrenner.
Martin Schneider, Versicherungsmathematiker und bei der Huk-Coburg-Gruppe für das Werkstattnetz verantwortlich, rechnet laut FAZ damit, dass sich die Reparaturkosten von E-Autos mit zunehmender Standardisierung an die von Verbrennern annähern. Zurzeit seien E-Autos im Schnitt jünger – auch das treibe die Kosten.
Nach Einschätzung von Gen Re sind die Prämien bei E-Autos weiterhin untertarifiert, sodass hier mit weiteren Prämienanstiegen zu rechnen ist. 2023 lag die Combined Ratio von Stromern in der Kfz-Haftpflicht bei 115,8 Prozent, in der Vollkasko sogar bei 141,4 Prozent. Hybride schnitten mit 117,2 beziehungsweise 140,7 Prozent ähnlich schlecht ab.
Für den allgemeinen Anstieg der Kfz-Versicherungsprämien seien Elektroautos laut Huk-Coburg nicht verantwortlich – ihr Marktanteil sei noch zu gering.
Im April 2025 wurden in Deutschland 242.728 Pkw neu zugelassen, wie eine Auswertung des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller e.V. (VDIK) zeigt. Davon entfielen 45.535 Fahrzeuge auf rein batterieelektrische Pkw (BEV), was einem Marktanteil von 19 Prozent entspricht.
Betrachtet man alle zugelassenen Pkw in Deutschland, entfallen jedoch nur etwas mehr als drei Prozent auf Stromer und weitere zwei Prozent auf Hybridfahrzeuge.
Als Hauptpreistreiber im Kfz-Versicherungssegment hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) stattdessen die steigenden Preise für Ersatzteile und steigende Werkstattlöhne identifiziert. Allein zwischen 2013 und 2023 verteuerten sich Ersatzteile laut Verband um 70 Prozent – die allgemeinen Verbraucherpreise stiegen im gleichen Zeitraum nur um 28 Prozent.
Ein Grund für die steigenden Ersatzteilkosten sei das Quasi-Monopol der Autohersteller, kritisiert der GDV: Patentschutz verhindere vielfach den Einbau günstiger Alternativen. Auch neue Fahrzeugtechnologien treiben die Reparaturkosten nach oben. Selbst bei Bagatellschäden müssten immer häufiger teure Komponenten wie Sensoren oder Kameras ersetzt werden.
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