11.11.2024 – 25 der 50 größten Anbieter erzielten im vergangenen Jahr in der verbundenen Wohngebäudeversicherung eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote von über 100 Prozent. Dies zeigt der jüngst erschienene „Branchenmonitor 2024: Wohngebäudeversicherung“ von V.E.R.S. Leipzig. Auf den höchsten Wert von rund 124 Prozent kam die Mannheimer. Auffällig ist, dass die Marktteilnehmer mit hohen Combined Ratios mehrheitlich überdurchschnittlich hohe Betriebskosten- wie auch Schadenquoten aufweisen.
2023 sind die im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) organisierten Wohngebäudeversicherer versicherungstechnisch erneut in der Verlustzone gelandet. Die Combined Ratio (nach Abwicklung, in Relation zu den verdienten Bruttobeiträgen im inländischen Direktgeschäft) betrug im vergangenen Jahr nach Verbandsangaben 103,3 Prozent.
Das entspricht einer Verbesserung um drei Prozentpunkte. Im Vergleich zum vom Sturmtief „Bernd“ geprägten Vorvorjahr (VersicherungsJournal Archiv) ging die kombinierte Schaden-Kosten-Quote sogar um etwa 36 Prozentpunkte nach unten.
In den vergangenen 22 Jahren war der Wert neunmal niedriger und zwölfmal höher ausgefallen. Der Höchstwert wurde in dem von der „Jahrhundertflut an der Elbe“ (6.1.2003) gekennzeichneten Jahr 2002 erreicht. In den Folgejahren bis 2015 hatte die Branche durchgängig rote Zahlen geschrieben. Nur viermal im Betrachtungszeitraum erreichten die Wohngebäudeversicherer die Gewinnzone.
Bis auf die Sturm- und Hagel- sowie die erweiterten Elementarschäden sind 2023 die Aufwendungen bei allen Schadenursachen gestiegen. Die Gefahr Leitungswasser zog um ein Sechstel auf ein neues Rekordniveau gewachsene Kosten in Höhe von 4,5 Milliarden Euro nach sich.
Für Feuerschäden mussten die Gebäudeversicherer mit fast 1,7 Milliarden fünf Prozent mehr bezahlen als 2022 und so viel wie niemals zuvor.
Insgesamt hatte die Branche in dieser Sparte mit über 8,6 Milliarden Euro die zweithöchste Summe seit 2002 zu stemmen (22.10.2024).
25 der 50 nach Prämienvolumen größten Anbieter nahmen mehr ein als sie ausgaben (11.11.2024). Für die andere Hälfte stand im vergangenen Jahr eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote von über 100 Prozent zu Buche.
Dies ist dem jüngst veröffentlichten „Branchenmonitor 2024: Wohngebäudeversicherung“ zu entnehmen. Die Studie wird jährlich von der V.E.R.S. Leipzig GmbH durchgeführt. Sie enthält Übersichten zu zahlreichen Kennzahlen der 50 größten Marktakteure in der verbundenen Wohngebäudeversicherung (VGV), die auf rund 95 Prozent Marktanteil kommen.
Zum Vergleich: Im Jahr zuvor landeten noch 31 (4.12.2023) Anbieter versicherungstechnisch in der Verlustzone, zwei Jahre zuvor sogar 36 (8.12.2022). In den Jahren davor traf dies auf acht (17.12.2021), 15 (11.11.2020), 28 (5.11.2019) beziehungsweise 22 Gesellschaften (30.10.2018) zu.
Der höchste Wert von fast 124 Prozent wird für die Mannheimer Versicherung AG ausgewiesen. Da der Umsatz nicht so stark stieg wie die Schaden- und Betriebsaufwendungen, verschlechterte sich die Quote etwas.
Knapp unter der Marke von 120 Prozent blieben die BA die Bayerische Allgemeine Versicherung AG und die Adler Versicherung AG. Beide konnten ihre Combined Ratio drücken konnte, Erstere etwas stärker als Letztere.
Deutlich marktüberdurchschnittliche Quoten zwischen 114 und 112 Prozent werden auch für die Nürnberger Allgemeine Versicherungs-AG, die Interrisk Versicherungs-AG Vienna Insurance Group und die Gothaer Allgemeine Versicherung AG aufgeführt.
Mindestens zehn Cent Verlust pro Beitragseuro schrieben auch die Axa Versicherung AG, die Öffentliche Feuerversicherung Sachsen-Anhalt (Ösa), die Bayerischer Versicherungsverband Versicherungs-AG und die Signal Iduna Allgemeine Versicherung AG.
Deutlich verbessern konnte sich die Gothaer, bei der die kombinierte Schaden-Kosten-Quote um 28 Prozentpunkte sank. Um ein Siebtel (auf 304 Millionen Euro) gestiegenen Einnahmen standen um ein Zehntel gesunkene Schadenaufwendungen (239 Millionen Euro gegenüber). In der Rangliste ging es allerdings nur von 49 auf 45 nach oben.
Deutlich verschlechtert hat sich andererseits der Bayerische Versicherungsverband. Die Combined Ratio stieg um 29 Prozentpunkte an. Dies ist vor allem auf die „durch Unwetterschäden“ bedingte Erhöhung der Schadenaufwendungen um fast vier Fünftel auf 379 Millionen Euro zurückzuführen. Das Prämienvolumen nahm „nur“ um ein Sechstel auf 483 Millionen Euro zu.
Ein Blick auf die Schadenquoten (Schadenaufwendungen in Prozent der verdienten Bruttoprämien) der vorgenannten Unternehmen zeigt bei allen von ihnen meist deutlich über dem Durchschnitt der 50 aufgelisteten Akteure (72,1 Prozent) liegende Werte. Unter der Marke von 80 Prozent blieb einzig die Bayerische (Platz 37).
Schlusslicht Mannheimer kam auf über 90 Prozent. Das Unternehmen verschlechterte sich um fast sechs Prozentpunkte und acht Ränge. Am deutlichsten nach oben ging die Quote beim Bayerischen Versicherungsverband (plus 30 Prozentpunkte), wodurch es von der vierten auf die 47. Position nach unten ging. Die Quote am deutlichsten senken konnte die Gothaer, für dies von 49 auf 42 nach oben ging.
Bei einem Blick auf Betriebskostenquoten (Betriebsaufwendungen (brutto direkt) in Prozent der verdienten Bruttoprämien (direkt)) fällt auf, dass diese zum Großteil überdurchschnittlich hohe Werte aufweisen.
Nur leicht über dem Schnitt von 27,3 Prozent lag der Bayerische Versicherungsverband. Werte von unter 30 Prozent werden ansonsten nur noch für die Axa und die Signal Iduna ausgewiesen. Leicht verbesserte 39,9 Prozent waren es bei der Bayerischen.
Der „Branchenmonitor 2024: Wohngebäudeversicherung“ enthält zahlreiche weitere Kennzahlen zum Versicherungszweig. Die Daten werden auf Sechsjahressicht dargestellt (2018 bis 2023). Die rund 80-seitige Studie kann als PDF-Version für brutto 892,50 Euro inklusive Mehrwertsteuer bei Maik Entrich per E-Mail oder per Telefon unter 0341 24659262 bestellt werden.
Klaus Ehrhardt - Die Kosten scheinen nicht von den Schäden getrieben zu sein. mehr ...
Mit einer Anzeige im Extrablatt erreichen Sie mehr als 12.500 Menschen im Versicherungsvertrieb, überwiegend ungebundene Vermittler. Über die Konditionen informieren die Mediadaten.
Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.
Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu. Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.de.
Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.de.
Geraten Sie in Verkaufssituationen immer wieder an Grenzen?
Wie Sie unterschiedliche Persönlichkeitstypen zielgerichtet ansprechen, erfahren Sie im Praktikerhandbuch „Vertriebsgötter“.
Interessiert? Dann können Sie das Buch ab sofort zum vergünstigten Schnäppchenpreis unter diesem Link bestellen.