Dies sind die Lebensversicherer mit den höchsten Stornoquoten

25.11.2024 – Die Bestandsstornoquote bei Hauptversicherungen der deutschen Lebensversicherer ist 2023 von einem Tiefstwert von 2,51 Prozent aus dem Jahr zuvor leicht auf 2,55 Prozent gestiegen. Die Delta Direkt schnitt laut dem Map-Report 936 am besten ab, die Targo am schlechtesten.

Im vergangenen Jahr ist die Bestandsstornoquote der deutschen Lebensversicherer (Hauptversicherungen, Rückkäufe und Umwandlungen in beitragsfreie Versicherungen zuzüglich sonstiger vorzeitiger Abgänge in Prozent des mittleren Vertragsbestandes des Geschäftsjahres) von 2,51 auf 2,55 Prozent gestiegen.

Dies stellt allerdings immer noch den zweitniedrigsten Wert in diesem Jahrhundert dar. Dies ist dem im November erschienenen Map-Report Nummer 936 – „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2023“ zu entnehmen.

Stornoquote

Bei der Stornoquote werden Rückkäufe und vorzeitige Abgänge in Beziehung zum mittleren Jahresbestand gesetzt. Diese Quote ist für den Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages ein wichtiger Indikator für die Qualität eines Lebensversicherers. Dieser „misst, wie viele Verträge, in Prozent des Bestandes, vorzeitig gekündigt werden“.

Durch diese Quote würden junge, schnell wachsende Unternehmen möglicherweise benachteiligt. Denn der Nenner sei klein und in den ersten Jahren passierten viele Storni.

„Neben schlechter Beratung ist diese Kennzahl häufig auch ein Indiz für eine Strategie, die stark auf Finanzierungen oder Geldanlagen setzt. Ändern sich dann steuerliche Rahmenbedingungen oder fällt der Investitionszweck weg, wird schnell storniert“, erläutert Klages.

Der vorzeitige Abgang von Verträgen hänge allerdings auch von externen Faktoren ab, die sich dem Einflussbereich des Versicherers entzögen – so beispielsweise von der wirtschaftlichen und persönlichen Situation des Versicherungsnehmers. In der Regel nehme die Stornohäufigkeit mit zunehmender Bestandszugehörigkeit ab.

Direkt auf die Unternehmensqualität schließen lässt die Stornoquote allerdings nicht. Dies hat der Diplom-Mathematiker und Aktuar (DAV) Peter Schramm vor einiger Zeit in einem Leserbrief im VersicherungsJournal dargelegt.

Entwicklung der Stornoquote in den vergangenen 20 Jahren

Der Tiefststand wurde im Jahr zuvor erreicht (VersicherungsJournal 20.11.2023).

Im Vergleich zum Höchststand im Jahr 2004 hat sich die Quote um rund 40 Prozent vermindert. Dabei ging es fast kontinuierlich nach unten – lediglich viermal hat sich die Stornoquote seitdem erhöht.

2000 bis 2022 (Bild: Wichert)

Keine signifikanten Auswirkungen durch Inflation, Ukraine-Krieg und Corona

Im Map-Report wird hervorgehoben: „Anders als vielfach befürchtet, hatte weder die Corona-Pandemie noch der Ukraine-Krieg bisher signifikante Auswirkungen auf die Stornoquoten. Die Stornoentwicklungen in den einzelnen Sparten waren zwar überwiegend leicht steigend, aber im Rahmen der üblichen Schwankungen.

Ausnahmen waren die Fondspolicen, bei denen die Quote minimal auf 3,39 Prozent abnahm, sowie die Kollektivversicherungen (minus 0,14 Prozentpunkte auf 2,33 Prozent). In den Segmenten Risikoleben, Kapitalleben und Renten gab es jeweils leichte Verschlechterungen.

Storno Sparten (Bild: Wichert)

Die Gesellschaften mit den höchsten Stornoquoten

Die 78 im Map-Report analysierten Lebensversicherungsgesellschaften weisen Stornoquoten zwischen 0,64 und 8,98 Prozent aus. Auf den höchsten Wert kommt die Targo Lebensversicherung AG, die auch drei Jahre zuvor „Schlusslicht“ der Branche war (23.11.2021), mit einer wieder gestiegenen Stornoquote von annähernd neun Prozent.

Dahinter folgt die erst vor wenigen Jahren gegründete Dortmunder Lebensversicherung AG (30.6.2017) – mit einer um einen Prozentpunkt gesunkenen Quote von 8,3 Prozent. Das Unternehmen ist mit einem Vertragsbestand von rund 32.000 (plus fast ein Sechstel) und verdienten Bruttobeiträgen von 27,7 Millionen Euro (plus ein Elftel) der jeweils kleinste Marktteilnehmer.

Vergleichsweise hohe Werte zwischen gut sechs und knapp fünf Prozent werden für die LPV Lebensversicherung AG (früher PB Lebensversicherung AG) (11.1.2023), die Barmenia Lebensversicherung AG, die Mylife Lebensversicherung AG und die Neue Leben Lebensversicherung AG ausgewiesen.

Jeweils um die vier Prozent waren es bei der Provinzial Rheinland Lebensversicherung AG, der Credit Life AG und der ebenfalls noch jungen Signal Iduna Lebensversicherung AG (2.12.2021).

Hohe Quote (Bild: Wichert)

Quote der Signal Iduna AG fast doppelt so hoch wie 2022

Bei Letzterer hat sich die Quote im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt (plus knapp zwei Prozentpunkte). Laut Geschäftsbericht 2023 (PDF, 2,8 MB) betrug der Abgang durch Rückkauf und Umwandlung in beitragsfreie Versicherungen 3.041 Policen. Das entspricht dem Sechsfachen der Anzahl aus 2022.

Die Verteilung auf die einzelnen Produktgruppen hat sich nicht wesentlich verändert. Zu jeweils 40 Prozent waren die Segmente Rente und Sonstige betroffen, zu etwa einem Siebtel Kollektivversicherungen.

Sonderfaktoren bei der Mylife

Der vergleichsweise hohe Wert der Mylife, der allerdings vor fünf Jahren noch bei über sieben Prozent lag, war nach früheren Erläuterungen des Unternehmens „wesentlich beeinflusst vom auslaufenden Bestand des Geschäftszweigs der Restschuldversicherungen“ (28.4.2016).

„Aus technischen Gründen endet der Restschuldvertrag bei einer Erhöhung der Darlehenssumme durch einen neuen Kreditvertrag automatisch und zählt als Storno. Es handelt sich hierbei also nicht um echte Kündigungen, sondern vielmehr um die Fortführung guter Kundenbeziehungen.

Mittelfristig wird sich die Stornoquote weiter verbessern, kurzfristig bleibt sie jedoch aufgrund des nur schrittweise auslaufenden Restschuldbestandes noch auf höherem Niveau“, hatte die Mylife im Geschäftsbericht 2022 (PDF, 2,1 MB) erläutert. Die Stornoquote im Nettogeschäft (gemessen am statistischen Jahresbeitrag) für 2023 lag laut Mylife bei 2,4 (2022: 2,0) Prozent.

Vier Akteure mit unter einem Prozent

Insgesamt zehn Marktteilnehmer weisen Quoten zwischen drei und unter vier Prozent aus. 29 Anbieter liegen zwischen zwei und unter drei Prozent und 27 weitere zwischen einem und unter zwei Prozent.

Vier Lebensversicherer blieben unter der Marke von einem Prozent. Der niedrigste Wert wird mit jeweils um die 0,64 Prozent für die Delta Direkt Lebensversicherung AG ausgewiesen. Knapp 0,8 Prozent waren es bei der WGV-Lebensversicherung AG, je gut 0,9 Prozent bei der Europa Lebensversicherung AG und der Run-off-Gesellschaft Entis Lebensversicherung AG.

Weitere Anbieter mit niedrigen Stornoquoten

Stornoquoten von jeweils knapp über einem Prozent standen für die inzwischen ins Neugeschäft zurückgekehrte und in BY die Bayerische Vorsorge Lebensversicherung a.G. umfirmierte frühere Bayerische Beamten Leben a.G. (5.6.2024), die Ergo Lebensversicherung AG, die Versicherer im Raum der Kirchen Lebensversicherung AG (VRK) und die Ager Lebensversicherung AG zu Buche.

Auf Letztere hat die Axa Lebensversicherung AG Mitte des vergangenen Jahres den Bestand der ehemaligen DBV Winterthur Leben von etwa 900.000 konventionellen Lebens- und Rentenversicherungsverträgen übertragen (21.6.2023). Der seinerzeit geplante Verkauf an die Athora Lebensversicherung AG ist mittlerweile vom Tisch. Die Gespräche sind nach Unternehmensangaben im Frühjahr ohne entsprechende Ergebnisse beendet worden.

Auf Werte von unter 1,3 Prozent kamen ansonsten nur noch die Victoria Lebensversicherung AG, die Hannoversche Lebensversicherung AG und die Athora.

Niedrige Quote (Bild: Wichert)

Die Branchenschwergewichte mit mindestens zwei Millionen Verträgen im Bestand (7.11.2024) gehören bis auf die Targo weder zu den Spitzenreitern noch zu den Schlusslichtern (25.11.2024).

Map-Report: Bezugsmöglichkeit

Der Map-Report Nummer 936 – „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2023“ ist bei der Franke und Bornberg GmbH erschienen. Er enthält auf 195 Seiten neben den detaillierten Ratingergebnissen auch Übersichten zu insgesamt rund zwei Dutzend Bilanzkennzahlen (Geschäftsjahr 2023) von bis zu 78 Anbietern.

Hierzu gehören neben den Storno- auch die Abschlusskosten- (20.11.2024, 20.11.2024) und die Verwaltungskostenquoten (12.11.2024, 12.11.2024) sowie der Vertragsbestand (18.11.2024, 18.11.2024). Das Heft ist als E-Paper ab 495 Euro netto über die Bestellseite von Franke und Bornberg erhältlich.

 
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