Dies sind die besten der zwölf größten Lebensversicherer

18.9.2023 – Für die Analyse „Was machen die Lebensversicherer mit dem Geld ihrer Kunden?“ in Heft 18/2023 der Zeitschrift für Versicherungswesen hat Professor Dr. Hermann Weinmann erneut die zwölf größten Anbieter untersucht. Die Allianz ist in beiderlei Hinsicht − die Analyseteile Betriebswirtschaft sowie Verbraucherbelange − der Spitzenreiter.

Schon seit vielen Jahren analysiert Professor Dr. Hermann Weinmann von der Hochschule Ludwigshafen am Rhein die Qualität der zwölf umsatzstärksten Lebensversicherer aus dem Lager der Vereine auf Gegenseitigkeit (VersicherungsJournal 5.12.2022) sowie der zwölf insgesamt größten Marktteilnehmer (19.9.2022).

Die Analyse wird traditionell in der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV) veröffentlicht. Der erste Teil der aktuellen Auflage der Untersuchung zu den zwölf größten Akteuren (auf Basis der Geschäftsberichte 2022) ist in der Ausgabe 18/2023 der Zeitschrift erschienen.

Änderungen an der Bewertungssystematik

Im Vergleich zu den Vorjahren hat Weinmann umfangreiche Änderungen an der Bewertungssystematik vorgenommen. Deshalb wird auf eine tabellarische Gegenüberstellung der Ergebnisse mit denen des Vorjahres verzichtet.

Die Untersuchung gliedert sich weiterhin in einen betriebs-wirtschaftlichen Teil und die Ergänzung um Verbraucherbelange. Ersterer bestand zuvor aus den Komponenten Ertragskraft, erweiterte Betriebskosten, Bewertungsreserven, Risikoergebnis-Reserve und Verlustreserve. Für die Verbraucherbelange wurden darüber hinaus die Partizipationsquote und die Solvenzquote (Brutto-SFCR) herangezogen.

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Ergänzung beim Kriterium „Ertragskraft“

In der betriebs-wirtschaftlichen Analyse wurde nun das Kriterium Ertragskraft ergänzt „mit einem Blick auf die neu abgegrenzte Rohüberschuss-Marge. Außerdem erfolgt bei der Ertragskraft eine Änderung im Zähler. Anstelle der Kapitalerträge aus den Ertragsquellen wird auf den Nettoertrag (Nettoergebnis) der Kapitalanlagen aus der Gewinn- und Verlustrechnung abgestellt“, wird in dem ZfV-Heft erläutert.

Zunächst bemisst sich die Punktzahl weiterhin in Relation zu den eigenen Kapitalanlagen. „In den Fällen, in denen zu einer schwachen Ertragskraft eine überdurchschnittliche Rohüberschuss-Marge in Bezug auf die gesamten Kapitalanlagen hinzutritt, kann man vermuten, dass das Risiko-Ergebnis und/oder das übrige Ergebnis dazu beigetragen haben.

Konkret: Ab einer bestimmten Rohüberschuss-Marge auf die gesamten Kapitalanlagen kommt es zu einem Punktzuschlag von 50 Punkten“, erläutert Weinmann. Zusammenfassend führt er aus, dass dies eine Ausrichtung sei, die einen tieferen Einblick in die Bedeutung der fondsgebundenen Lebensversicherung gewähre.

Denn die Ertragskraft in der bisherigen Abgrenzung habe nur die Ausprägung des Erfolgs der „eigenen“ Kapitalanlagen – ohne das Fondsgeschäft.

Nettoneuzugang statt Risikoergebnis-Reserve

Weitere Änderung: Das Kriterium „Risikoergebnis-Reserve“ wurde „schweren Herzens“ gestrichen. Diese Entscheidung sei aber leichter gefallen, „weil mit zunehmender Auflösung der Zinszusatzreserve das Risikoergebnis weniger bedeutsam wird als Pufferfunktion für den Ausgleich eines negativen Zinsergebnisses“, so Weinmann.

Als neues Kriterium wurde der Nettoneuzugang eingeführt. Dazu Weinmann: „Zunächst wird aber wie üblich auf den Gesamtbestand abgestellt und eine Stornoquote ermittelt, die auf dem Rückkauf beziehungsweise der Beitragsfreistellung und dem sonstigen vorzeitigen Abgang basiert.

Bei dieser Stornoquote ist die Dimension des Problems nur teilweise erkennbar. Aufschlussreicher ist es, die Stornostückzahlen des Geschäftsjahrs 2022 zur Stückzahl des Neugeschäfts im Jahr 2022 in Verhältnis zu setzen.

Der ‚Netto-Neuzugang‘ bildet das maßgebende Kriterium. Wenn der Netto-Neuzugang schlecht ausfällt, soll mit einem ‚überragenden‘ Bestandsstorno ebenfalls ein Ausgleich von 50 Punkten stattfinden können.“

Neuerung bei den Verbraucherbelangen

Eine Neuerung wurde auch bei der Berücksichtigung der Verbraucherbelange vorgenommen. Zum Hintergrund erläutert Weinmann, dass die nach der MindZV erlaubte Verrechnung eines negativen Zinsergebnisses mit dem Risikoergebnis und dem übrigen Ergebnis angesichts der Zinsentwicklung zumindest diskussionswürdig sei.

„Diese Möglichkeit mag dazu geführt haben, dass bisher nicht gewohnte Tiefstände in der Teilhabe der Versicherten (Partizipation) erreicht wurden. Eine überzeugende Teilhabe der Versicherten wird beginnend mit dieser Analyse mit einer zusätzlichen Punktzahl ‚belohnt‘. Bisher war bei einer unterdurchschnittlichen Teilhabe ein Punktabzug die Folge“, wird in dem Heft weiter hervorgehoben.

Bewertungsmodell (Bild: ZfV)
(Bild: ZfV)

Betriebswirtschaft: Allianz auf dem Spitzenplatz

Sieger des Vergleichs ist erneut die Allianz Lebensversicherungs-AG. Sie schaffte es mit 800 (Vorjahr: 750) von theoretisch 1.000 erreichbaren Punkten als einziger Testkandidat betriebswirtschaftlich in die höchste „Klasse I“. Laut Weinmann kam dem Spitzenreiter die Einbeziehung des Stornos zugute, während es beim bisherigen Kriterium Risikoergebnis nicht zu einer Spitzenposition gereicht hatte.

In die „Klasse II“ sind die Axa Lebensversicherung AG und die Alte Leipziger Lebensversicherung a.G. eingruppiert. Dabei schnitt die Axa mit 650 Punkten 100 Zähler schlechter ab als vor Jahresfrist, die Alte Leipziger mit 600 Punkten um 50 Zähler besser.

Cosmos ist Schlusslicht

In „Klasse III“ finden sich mit jeweils 550 Punkten der Debeka Lebensversicherungs-Verein a.G. (unverändert), die HDI Lebensversicherung AG (Neueinsteiger in die Top Zwölf), die Nürnberger Lebensversicherung AG (minus 100 Zähler) und die R+V Lebensversicherung AG (plus 150 Punkte) wieder.

Die „Klasse IV“ wird angeführt von der Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG mit 450 (Vorjahr: 500) Zählern. Dahinter folgen mit jeweils 400 Punkten die Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG (plus 50 Zähler), die Generali Deutschland Lebensversicherung AG (plus 150 Zähler) und die Württembergische Lebensversicherung AG (minus 200 Zähler).

Mit nur 350 Punkten (minus 100 Zähler) reichte es für die Cosmos Lebensversicherungs-AG in betriebs-wirtschaftlicher Hinsicht nur für die schlechteste „Klasse V“.

Allianz gewinnt auch bei den Verbraucherbelangen

Auch bei der Verbrauchernote gelang einzig der Allianz ein „sehr gut“ (1,3). Mit „gut“ schnitten die Alte Leipziger (1,7) sowie die Axa, die Debeka und die R+V (jeweils 2,0) ab.

Betriebswirtschaftliche Bewertung und Verbrauchernoten der zwölf größten Lebensversicherer (Geschäftsjahr 2022)

Versicherer

Punktzahl Betriebswirtschaft

Klasse Betriebswirtschaft

Verbrauchernote

Allianz

800

Klasse I

sehr gut (1,3)

Axa

650

Klasse II

gut (2,0)

Alte Leipziger

600

Klasse II

gut (1,7)

Debeka

550

Klasse III

gut (2,0)

R+V

550

Klasse III

gut (2,0)

Nürnberger

550

Klasse III

befriedigend (2,7)

HDI

550

Klasse III

befriedigend (2,7)

Zurich Dt. Herold

450

Klasse IV

befriedigend (3,3)

Bayern-Versicherung

400

Klasse IV

befriedigend (3,3)

Generali

400

Klasse IV

ausreichend (3,7)

Württembergische

400

Klasse IV

ausreichend (3,7)

Cosmos

350

Klasse V

knapp ausreichend (4,3)

Die Verbrauchernote „befriedigend“ schafften die Nürnberger und der HDI (jeweils 2,7) sowie die Bayern-Versicherung und die Zurich Deutscher Herold (jeweils 3,3). Nur „ausreichend“ sind die Generali und die Württembergische (jeweils 3,7), während die Cosmos mit „knapp ausreichend“ (4,3) bedacht wurde.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Geschäftsbericht · Gewerbeordnung · Lebensversicherung · Storno · Zinsen · Zinszusatzreserve
 
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