2023 hatten Langfinger Hochkonjunktur

10.4.2024 – Die Diebstahlkriminalität hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen (plus 10,7 Prozent auf fast zwei Millionen erfasste Delikte). Besonders deutlich erhöhte sich die Zahl der Ladendiebstähle (plus fast ein Viertel). Auch wurden mehr Kraftwagen- und Wohnungseinbruchdiebstähle (jeweils plus über ein Sechstel) registriert. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik 2023 hervor.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland mit mehr als 5,94 Millionen rund 5,5 Prozent mehr Straftaten verübt als im Jahr zuvor (VersicherungsJournal 31.3.2023). Dies teilte das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) am Dienstag anlässlich der Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2023 (PDF, 423 KB) mit.

Mehr Straftaten wurden zuletzt 2016 erfasst, als letztmals die Marke von sechs Millionen übertroffen worden war. Danach waren die Zahlen fünf Mal in Folge nach unten gegangen. 2023 gab es den zweiten Anstieg in Folge. 2021 war – unter anderem pandemiebedingt – mit unter 5,05 Millionen der niedrigste Stand seit 1993 erreicht worden (7.4.2022).

Die Aufklärungsquote erhöhte sich von 57,3 auf 58,4 Prozent und blieb damit nur leicht unter dem Höchststand von 58,7 Prozent im Jahr 2021.

Diebstähle sind deutlich angestiegen

Die aktuelle Entwicklung ist unter anderem auf den überproportional starken Anstieg der Diebstahlkriminalität zurückzuführen (plus fast ein Neuntel auf über 1,97 Millionen Fälle). Besonders deutlich nach oben ging es bei den Ladendiebstählen (plus fast ein Viertel auf 426.000 Delikte). Dort fiel die Aufklärungsquote mit 90 Prozent etwas höher aus als im Vorjahr (89,8 Prozent).

Um über ein Sechstel nahm die Zahl der amtlich registrierten Wohnungseinbruchdiebstähle zu – auf über 77.800. Dies stellt allerdings immer noch den drittniedrigsten Wert in diesem Jahrtausend dar. Der Tiefststand wurde zwei Jahre zuvor mit 54.236 erreicht, der Höchststand 2015 mit mehr als 167.000. Die Aufklärungsquote nahm von 16,1 auf 14,9 Prozent ab.

Wohnungseinbrüche 2000 bis 2023 (Bild: Wichert)

Von einer Zunahme in ähnlicher Größenordnung bei den versicherten Wohnungseinbruchsdiebstählen berichtete am Dienstag auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) (10.4.2024)

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Auch klar mehr Kraftwagendiebstähle

Deutlich zugenommen hat auch die Zahl der von der Polizei erfassten Kraftwagendiebstähle. Hier ging es um 17,5 Prozent auf annähernd 30.000 nach oben. Mehr solcher Delikte wurden zuletzt 2018 dokumentiert.

Allerdings lag die Zahl der amtlich registrierten Taten fünf Jahre zuvor noch bei über 30.000 (5.4.2019), 2011 sogar bei über 40.000. 2005 wurden noch über 50.000, 2002 gar noch über 70.000 Autos geklaut. Im Vergleich zum Jahr 2000 mit mehr als 83.000 Delikten beläuft sich das Minus auf fast zwei Drittel. Die Aufklärungsquote ging von 31,1 auf 27,3 Prozent zurück.

Kraftwagendiebstähle 2000 bis 2023 (Bild: Wichert)

Immer mehr Taschendiebstähle

Deutlich gestiegen sind die Fallzahlen auch in vielen andere Bereichen. So ging es bei den Taschendiebstählen um ein Neuntel (auf 109.300 Taten) aufwärts. Um jeweils ein Zwölftel häufiger wurden bei den Diebstählen in oder aus Kraftfahrzeugen (zuletzt etwa 253.700 Delikte) beziehungsweise Diebstählen in oder aus Dienst-, Büro- oder Lagerräumen (rund 77.200) erfasst.

Rückläufig war hingegen die Zahl der Fahrraddiebstähle. Hier betrug das Minus 0,6 Prozent auf 264.000 dokumentierte Delikte. Die Aufklärungsquote blieb mit 9,3 Prozent auf Vorjahresniveau.

Wie aus der PKS weiter hervorgeht, lag die Zahl der Diebstahlsfälle insgesamt um 8,2 Prozent über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Beim Ladendiebstahl wurden zuletzt fast ein Drittel mehr Taten gezählt 2019. Beim Taschendiebstahl war im Vergleich zu 2019 eine Steigerung um etwa ein Sechstel zu verzeichnen, beim Diebstahl immerhin noch eine Zunahme um ein Siebtel.

Andererseits wurde das Niveau des Vor-Corona-Jahres beim Wohnungseinbruchdiebstahl um fast ein Neuntel und beim Diebstahl in oder aus Kraftfahrzeugen um ein Sechstel unterschritten.

Wirtschaftliche Belastung gilt als gut belegter Risikofaktor für Kriminalität.

Polizeiliche Kriminalstatistik

Erklärungsversuche zur gestiegenen Kriminalität

Zum allgemeinen Hintergrund für die Steigerung der Diebstahldelikte wird unter anderem „die auch 2023 noch weiter gestiegene Mobilität der Bevölkerung“ angeführt, „also der Umstand, dass die Menschen sich auch im Vergleich zu 2022 mehr in der Öffentlichkeit aufhielten.

Hierdurch ergeben sich mehr Tatgelegenheiten für verschiedene Formen des Diebstahls (unter anderem Taschendiebstahl).“

Als weiterer möglicher Einflussfaktor werden die Veränderungen in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen genannt. „Anders als in den Vorjahren wurde die Inflation während der Jahre 2022 und 2023 von den Menschen in Deutschland als wesentliches Problem wahrgenommen.

Wirtschaftliche Belastung gilt als gut belegter Risikofaktor für Kriminalität, weshalb eine Zunahme wirtschaftlicher Sorgen in der Bevölkerung mit dem Kriminalitätsaufkommen in Zusammenhang stehen kann“, wird erläutert.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Coronavirus · Diebstahl · Inflation · Senioren
 
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