Kfz-Versicherung: Welche Anbieter vom Wechselgeschäft profitiert haben

16.1.2025 – Die Wechselaktivität im umkämpften Kfz-Versicherungsgeschäft ist auch zum Jahresende 2024 deutlich gestiegen und konzentrierte sich auf wenige Anbieter. Das zeigt eine Marktstudie von Sirius Campus.

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Die Autoversicherer kämpfen mit Verlusten: bei gleichzeitig hohem Wettbewerbsdruck. Mehr als die Hälfte der Anbieter schreibt derzeit versicherungstechnische Verluste (VersicherungsJournal 5.12.2024).

Die Meyerthole Siems Kohlruss Gesellschaft für aktuarielle Beratung mbH hat errechnet, dass die Prämien 2025 flächendeckend um rund 20 Prozent steigen müssten, um ein ausgeglichenes Ergebnis in der Kfz-Sparte zu erzielen (13.12.2024). Entsprechend sahen sich viele Fahrzeughalter damit konfrontiert, dass ihr Versicherer die Beiträge deutlich angehoben hat.

Wie sich diese schwierige Marktsituation auf das Verhalten der Kunden zum Jahresende 2024 ausgewirkt hat, hat die Sirius Campus GmbH in ihrer Untersuchung „Wechselaktivität bei Kfz-Versicherungen im Jahresendgeschäft 2024“ untersucht.

Mehr Fahrzeughalter wechselten ihren Kfz-Versicherer

Dafür haben die Marktforscher Anfang Dezember 2.006 Kfz-Versicherungsnehmer ab 18 Jahren befragt. Die Zahlen wurden dann auf die Gesamtheit der Kfz-Versicherten hochgerechnet.

Ein Ergebnis der Umfrage: Beitragssteigerungen werden in den Jahresbriefen, die die Kfz-Versicherer an ihre Kunden schicken, häufiger wahrgenommen. Zwei Fünftel der Kunden (42 Prozent) haben ihre Rechnung genau oder intensiv gelesen. Über die Hälfte (58 Prozent) haben dabei eine Beitragssteigerung festgestellt – gegenüber 34 Prozent im Jahr 2022.

Die höhere Sensibilität spiegelt sich auch in einer steigenden Wechselbereitschaft wider. Laut Studie haben zum Jahresende 2024 2,9 Millionen Kfz-Versicherte im Durchschnitt 1,1 Verträge gekündigt und sich einen neuen Kfz-Versicherer gesucht. In Summe ergibt das 3,2 Millionen Vertragswechsel: ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent. Das ist ein neuer Höchststand.

Wechselaktivität bei Kfz-Versicherungen (Bild: Sirius Campus)
Wechselaktivität bei Kfz-Versicherungen (Bild: Sirius Campus). Zum Vergrößern Bild klicken.

Dabei war bereits zum Jahresende 2023 eine deutlich höhere Wechselbereitschaft zu beobachten, als 20 Prozent mehr Vertragswechsel beobachtet wurden als im Jahr zuvor (5.2.2024). Zuvor hatte die Coronakrise die Wechselbereitschaft zunächst ausgebremst: geringere Schäden durch weniger gefahrene Wege führten in Zeiten der Lockdowns vorübergehend zu einer Stabilisierung der Kfz-Versicherungsprämien (12.1.2022).

Welche Anbieter am meisten von den Vertragswechseln profitiert haben

Die aktuelle Auswertung zeigt erneut eine sehr hohe Marktkonzentration auf wenige Anbieter. Allein zwei Fünftel des Neugeschäftes (41 Prozent) konzentrierten sich auf die Top-5-Anbieter im Kfz-Versicherungsmarkt, wie Dr. Oliver Gaedeke, Geschäftsführer von Sirius Campus, dem VersicherungsJournal berichtete.

Die konkreten Neugeschäftsanteile werden dabei in der Studie nicht detailliert ausgewiesen. Stattdessen werden die Versicherer mit dem meisten Vertragszugang in alphabetischer Reihenfolge genannt:

Die ADAC Versicherungen waren im Vorjahr noch nicht unter den Top 5 der Kfz-Versicherer gelistet. Sie verdrängen die LVM Versicherungen aus der Spitzengruppe. Laut Studie ist die Marktkonzentration der führenden fünf Versicherer noch gestiegen: im Vorjahr vereinten sie 36 Prozent des Neugeschäftes auf sich.

Weitere fünf Versicherer mit überdurchschnittlichem Neugeschäft

Darüber hinaus nennt die Marktstudie fünf weitere Versicherer, die überdurchschnittlich viele Neugeschäftsanteile auf sich vereinen konnten. Sie erhalten immerhin noch ein Sechstel des Neugeschäftes (16 Prozent). Auch sie werden in alphabetischer Reihenfolge genannt:

Neu im Feld der Versicherer mit überdurchschnittlichem Neugeschäft finden sich die S-Direkt und die Württembergische. Sie verdrängen die Debeka Allgemeine Versicherung AG und die HDI Versicherungen, die im Vorjahr ihre Plätze innehatten.

Auch auf die Leistungen des Vertrages wird geschaut

Oliver Gaedeke (Bild: Stefan Wernz)
Oliver Gaedeke
(Bild: Stefan Wernz)

Wichtigstes Motiv für einen Anbieterwechsel ist laut Studie noch immer der Wunsch, einen günstigeren Versicherungsbeitrag zu erzielen. Etwas mehr als zwei Drittel (70 Prozent) der Kfz-Versicherungswechsler konnten demnach im Durchschnitt 125 Euro durch die Wahl eines neuen Anbieters sparen.

Doch darüber hinaus werde auch auf die Leistungsdetails des Vertrages geschaut. Immerhin ein knappes Zehntel (neun Prozent) der Wechsler wählte einen Telematiktarif, bei dem eine vorsichtige und vorausschauende Fahrweise mit Beitragsersparnissen belohnt wird.

Genau ein Fünftel der Wechsler (20 Prozent) wählte zusätzlich einen Schutzbrief und sicherte sich so zusätzliche Leistungen bei Pannen, Unfällen oder Fahrzeugausfällen. Ebenfalls ein Fünftel der Wechsler wählte eine Zwei-Jahres-Garantie auf die Beitragshöhe, die von manchen Anbietern neu in den Leistungskatalog aufgenommen wurde.

„Häufig wird unterschätzt, dass nicht nur preisorientierte, sondern auch service- und qualitätsorientierte Kunden unter den Kfz-Versicherungswechslern sind. Sie lassen sich auch von erweiterten oder neuen Leistungen überzeugen. Gerade die Zwei-Jahres-Garantie für den Beitrag spricht das Sicherheitsbedürfnis bestimmter Zielgruppen stark an“, kommentiert Gaedeke.

 
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