Nur fünf Grundfähigkeitstarife haben ein sehr hohes Leistungsniveau

23.6.2025 – Erstmals seit fünf Jahren hat die Stiftung Warentest wieder Grundfähigkeitsversicherungen geprüft. Nur fünf von insgesamt 37 Tarifen wird ein sehr hohes Leistungsniveau bescheinigt. Diese fünf Spitzenprodukte werden aufgelegt von Allianz, Baloise, Bayern Versicherung, Canada Life und Dortmunder.

Die Redaktion der Stiftung Warentest hat Grundfähigkeitsversicherungen unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse werden in der Ausgabe Finanzen 7/2025 vorgestellt. Geprüft wurden 37 Angebote von 19 Versicherern. Neben Tarifen mit fest definierten Leistungen gehörten auch Baukastensysteme zum Teilnehmerfeld. Stichtag war der 1. Juni.

Tester haben einen Mindestschutz festgelegt

Mindestens eine Fähigkeit muss in der Regel verloren sein, damit der Versicherer leistet. Zudem muss meist die Beeinträchtigung mindestens sechs Monate, bei Psyche mindestens zwölf Monate bestehen.

Ein Vergleich sei schwierig, wird berichtet, weil jeder Versicherer einen eigenen Fähigkeitskatalog definiere. Es gebe keinen Standardkatalog und keine Musterbedingungen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV). Die Tester haben deshalb einen Mindestschutz festgelegt, der neben Leistung bei Pflegebedürftigkeit folgende Fähigkeiten abdeckt:

  • Gebrauch von Händen und Armen,
  • Gehen,
  • Stehen,
  • Sitzen,
  • Treppen steigen,
  • Heben und
  • Tragen,
  • Knien und Bücken,
  • Auto fahren,
  • Sehen,
  • Hören,
  • Sprechen,
  • Gleichgewichtssinn,
  • intellektuelle und soziale Fähigkeiten und
  • psychische Erkrankungen.

Keine Noten, sondern Einordnung des Leistungsniveaus

Noten vergaben die Tester nicht, sondern klassifizierten das jeweilige Leistungsniveau in „sehr hoch“, „hoch“, „mittel“ und „niedrig“. Bewertet wurden folgende sechs Leistungsauslöser:

  • Verlust sensorischer Fähigkeiten,
  • Verlust motorischer Fähigkeiten,
  • Verlust intellektueller und sozialer Fähigkeiten,
  • Verlust Mobilität,
  • Pflegebedürftigkeit sowie
  • Psyche.

Die Tabelle zum Bericht informiert zudem über die Jahresbeiträge für eine erwerbstätige, nicht rauchende Person im Alter von 25 Jahren, die eine Monatsrente in Höhe von 1.500 Euro und eine Vertragslaufzeit von 42 Jahren wünscht.

Stiftung Warentest ermittelte Beiträge für typische Berufsgruppen

„Orientiert haben wir uns an Berufen, die laut Versicherern besonders häufig Grundfähigkeitsschutz abschließen: Erzieher, Mechatroniker, Pflegefachkraft, Berufskraftfahrer“, heißt es. Ausgewiesen werden jeweils der Zahl- und der Tarifbetrag mit und ohne den Baustein Psyche.

Außerdem ist in der Tabelle angegeben, ob der Tarif eine Umtauschoption in eine Berufsunfähigkeitsversicherung und eine Nachversicherungsgarantie enthält. Ferner, ob eine Leistungsdynamik möglich ist, eine Meldepflicht bei verbesserter Gesundheit besteht und welche Hilfen bei Zahlungsschwierigkeiten angeboten werden. Zusätzlich ist aufgelistet, welche Erweiterungen gegen Mehrbetrag möglich sind.

Nur bei fünf Tarifen ist das Leistungsniveau „sehr hoch“

Das Ergebnis: Die Tester ermittelten nur fünf Tarife mit Top-Leistungsniveau. Bei 15 Angeboten war aus ihrer Sicht das Niveau „hoch“, bei elf Offerten „mittel“. Ein „niedriges“ Level wurde sechs Produkten bescheinigt. Zur fünfköpfigen Spitzengruppe gehören:

Der Musterkunde zahlt für diese leistungsstarken Tarife jährlich zwischen 992 Euro (Allianz) und 1.252 Euro (Bayern-Versicherung) mit Ausnahme des Berufskraftfahrers. Dieser muss bei der Canada Life jährlich 1.398 Euro auf den Tisch legen.

Unter allen Grundfähigkeitsversicherungen mit Psycheschutz, die ein „sehr hohes“ oder „hohes“ Leistungsniveau bieten, ist der „Premium“-Tarif der Hannoverschen Lebensversicherung AG mit einem jährlichen Zahlbetrag von 861 Euro am günstigsten – sofern auch hier der Kunde kein Berufskraftfahrer ist.

Stiftung Warentest empfiehlt genauen Blick auf die Leistungen

„Je nach Beruf lohnt es, die Bedingungen genauer zu studieren“, empfehlen die Tester. Für Köche sei es zum Beispiel wichtig, das „Riechen und Schmecken“ abzusichern. Einen Verlust dieser Fähigkeiten decken ihren Angaben zufolge die fünf leistungsstärksten, aber auch einige schwächere Tarife ab.

Der Verlust der „Schutzfunktion der Haut“, von dem besonders Beschäftigte im Gesundheitswesen, in Friseur-, Reinigungs- und Gastronomiebetrieben betroffen sein können, ist in den Spitzentarifen der Baloise, der Bayern-Versicherung und der Canada Life inkludiert.

Cover (Bild: Stiftung Warentest)

Psychische Krankheiten können bei 27 der 37 Testkandidaten – eingeschränkt – mitversichert werden. Vor fünf Jahren boten nur 15 Offerten diese Möglichkeit (VersicherungsJournal 23.7.2020). Wer in den vergangenen fünf Jahren eine Psychotherapie gemacht habe, habe jedoch kaum eine Chance auf Psyche-Schutz, wird berichtet.

Bezugsquelle und weitere Untersuchungen

Der Beitrag „Wenn Treppensteigen nicht mehr geht“ lässt sich auf der Internetseite der Stiftung Warentest für 4,90 Euro freischalten. Dann ist auch ein Zugriff auf alle Testergebnisse möglich. Das gesamte Heft Finanztest 7/2025 ist im Onlineshop für 7,49 Euro als Download zu erwerben. Die Printausgabe kann an gleicher Stelle für 7,99 Euro angefordert werden.

Der Favorit der Partnerbetriebe der Vema Versicherungsmakler Genossenschaft e.G. ist im Neugeschäft mit der Grundfähigkeitsversicherung die Canada Life. In der Qualitätswertung liegt die Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G. vorne (22.4.2025).

Die Asscompact-„Marktstudie BU/Arbeitskraftabsicherung 2024“ hat ebenfalls ergeben, dass die Canada Life bei unabhängigen Versicherungsvermittlern an erster Stelle steht. Dahinter folgen Allianz, Swiss Life Lebensversicherung SE, Volkswohl Bund und Dortmunder (4.4.2025).

Die Franke und Bornberg GmbH hat im vergangenen Herbst für ihr Rating von Grundfähigkeitsversicherungen in zwei Kategorien insgesamt 100 Tarife von 25 Anbietern durchleuchtet. 49 Prozent der Angebote erhielten die Höchstbewertung „FFF+“ (26.9.2024).

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